«Die Qualität der Ernährung wird nicht durch ein einzelnes Lebensmittel, sondern durch die Summe aller aufgenommenen Lebensmittel bestimmt«, stellt der Verband Schweizer Milchproduzenten SMP in einer Mitteilung fest. Der Nutri-Score, der mittlerweile auf über 1‘300 Produkten im Schweizer Detailhandel aufgedruckt ist, sei daher eine zu einfache Antwort auf die komplexe Frage einer gesunden Ernährung.

Falsche Botschaften per Ampelsystem

Nach Angaben des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV soll der Nutri-Score dabei helfen, ähnliche Produkte schnell zu vergleichen. Der Blick auf die Ampelfarbe soll eine gesündere Wahl erleichtern. Dabei gilt: je ausgewogener die Zusammensetzung, desto grüner ist der Nutri-Score. Zucker, Salz, gesättigte Fettsäuren und Kalorien ziehen die Skala in den roten Bereich.

So würden einzelne Nährstoffe beurteilt anstatt ganzer Lebensmittel, kritisiert der SMP. Vollmilch und Produkte daraus würden automatisch diskriminiert, ebenso wie Fruchtjoghurt, Käse oder Butter. Ohne belegbare gesundheitliche Vorteile schnitten fettreduzierte Milchprodukte besser ab. «Das Ampelsystem ist nicht umfassend und kann falsche Botschaften vermitteln», heisst es weiter.

Besser auf Basis der Pyramide bewerten

Da Menschen keine einzelnen Nährstoffe, sondern in Mahlzeiten kombinierte Lebensmittel essen, sei ein ganzheitlicher Ansatz sinnvoll. Referenzwerte und Empfehlungen sollten nach Meinung des SMP für die gesamthafte Ernährung konzipiert werden. Besser sei eine Bewertung basierend auf der Lebensmittelpyramide, in der Milch und Milchprodukte bekanntlich einen festen Platz als Grundnahrungsmittel haben.

Verarbeitungsgrad einbeziehen

Während es keine belegbaren Vorteile der Reduktion gesättigter Fettsäuren – wie sie in der Milch vorkommen – in Bezug auf die Gesundheit gebe, tragen verarbeitete Lebensmittel laut SMP erwiesenermassen zu Übergewicht bei. Dieses wiederum verursache Krankheiten und hohe Gesundheitskosten. Der Verarbeitungsgrad solle daher in den Nutri-Score miteinbezogen werden.

«Aus Sicht der Landwirtschaft ist deshalb die aktuelle Nutri-Score-Bewertung nicht geeignet, das Ziel einer gesünderen Ernährung für weite Teile der Bevölkerung zu erreichen», so die Schlussfolgerung. Die Bewertungskriterien seien daher dringend anzupassen.

Das BLV unterstützt den Nutri-Score
International wird die Einführung des Nutri-Score auf Lebensmittelverpackungen koordiniert. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV unterstützt das Ampelsystem, betont aber, es sei keine Ernährungsempfehlung. So könne man beispielweise Joghurts untereinander vergleichen (eines mit gelbem Score wäre empfehlenswerter als eines mit rotem), aber nicht etwa Joghurt und Pizza. Ausserdem bleibe nach wie vor die Lebensmittelpyramide gültig:  Auch von einem Joghurt mit grünem Nutri-Score gelten 150 bis 200 Gramm pro Tag als empfehlenswert. «Weder bedeutet ein grüner Nutri-Score einen Freipass, noch ein roter Score ein Verbot. Der Nutri-Score hilft einzig dabei, die gesündere Wahl zu treffen, beispielsweise unter verschiedenen Joghurts», schreibt das BLV.