«Agrifood &Tourismus Grindelwald» des gleichnamigen Vereins ist kein reines Tourismus-Projekt. Landwirtschaftliche Rohstoffe aus der Region – v.a. Milch und Fleisch – sollen lokal verarbeitet werden, um sie in der Gastronomie, Hotellerie aber auch im Detailhandel zu verkaufen. Zudem peilen die Verantwortlichen auch den internationalen Markt an, wird in einer Mitteilung erläutert.

Energie aus Resten für die Verarbeitung

Was in Landwirtschaft, Gastronomie und Detailhandel am organischen Reststoffen anfällt, soll in einer neuen Biogasanlage Energie liefern für die Herstellung von Käse, Milch- und Fleischprodukten. Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft werde dies einen wesentlichen Beitrag an die nachhaltige Entwicklung Grindelwalds leisten.

Gästebefragung zeigte das Potenzial

Die Grundlage für das Projekt bildet eine Gästebefragung im bernischen Grindelwald und Engelberg. Diese habe gezeigt, dass kulinarische Angebote mit Produkten aus der regionalen Landwirtschaft geschätzt werden. Insbesondere Touristen aus Europa und solche mit grossem Kulinarik-Interesse («Foodies») könnten gemäss Mitteilung mit einer ganzheitlichen Strategie angesprochen und zu einem Aufenthalt in Grindelwald motiviert werden.

35 neue Arbeitsplätze und 3 Millionen Franken Wertschöpfung

Das Absatzpotenzial beziffert man bei «Agrifood &Tourismus Grindelwald» mit über 1,3 Millionen Logiernächten und derselben Anzahl Tagesgästen. Das verspreche erhebliche zusätzliche Wertschöfpung und Beschäftigung im Ort, je nach Szenario mindestens drei Millionen Franken bzw. 35 Arbeitsplätze. Das hätten vergleichbare Systeme anderer Alpenraum-Destinationen gezeigt.

Teilprojekte mit Synergien

Das Projekt besteht aus sieben Teilen, die jeweils voneinander profitieren sollen:

Fleischverarbeitung: Ein neuer Verarbeitungsbetrieb soll Premium-Produkte entwickeln und dank digitaler Plattform gut in seiner Kapazität ausgelastet werden.

Eigermilch AG: Es sind ein Ausbau der Verarbeitungskapazität und die Entwicklung innovativer Käse- und Milchprodukte geplant, die primär lokal vermarktet werden sollen.

Food-Event Grindelwald-Eiger: Veranstaltungen wie Live-Kochen, Kochwettbewerbe oder Workshops, um «Foodies» anzusprechen.

E-Marketing: Themenwege zu Landwirtschaft und Verarbeitung mit Navigation über eine Smartphone-App mit Infos zu Verkaufsstellen und Gastrobetrieben sowie Gewinnspielen.

Produktevermarktung: Milchprodukte, Käse und Fleisch der Eigermilch AG und des neuen Fleischverarbeitungsbetriebs sollen als lokale Spezialitäten im Detailhandel von Grindelwald verkauft werden. Auch die gezielte Vermarktung in der Gastronomie und im internationalen Handel sind angedacht.

Biogasanlage: Organische Reststoffe liefern Energie für die Herstellung von Milch-, Käse- und Fleischprodukten.

Reifelager für Käse und Fleisch: Lokale Spezialitäten sollen in einem neuen Reifelager veredelt werden, in dem es auch touristische Führungen und Degustationen geben werde.

Der Anfang Juli 2021 gegründete Verein «Agrifood & Tourismus Grindelwald» ist Träger des Projekts. Er besteht aus Vertretern von Grindelwald Tourismus, Hotellerie/Gastronomie, der Bauernvereinigung, den Bergschaften, des Vereins Eigerness und der Eigermilch AG.