Die Medienkonferenz der Fenaco startete mit der Bekanntgabe des Nettoerlöses der Genossenschaft, der im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent auf 7,38 Mrd. Franken angestiegen ist. Mit diesem Ergebnis verzeichnet der Konzern den höchsten Nettoerlös seit seiner Gründung. Alle vier Geschäftsfelder (Agrar, Lebensmittelindustrie, Detailhandel und Energie) hätten zum gesteigerten Nettoerlös beigetragen, so Geschäftsführer Martin Keller. Das Unternehmensergebnis sank allerdings wegen tieferer ausserordentlicher Erträge gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Mio Fr. auf 128 Mio Fr. Das Betriebsergebnis stieg dafür mit 169 Mio Fr. um 1,6 % auf einen Höchstwert und auch der Betriebsertrag kletterte von 1,63 auf 1,67 Mia Fr.

Fenaco profitiert von steigenden Preisen für fossile Brenn- und Treibstoffe

Das Geschäftsfeld Energie verzeichnete einen Ergebnisrückgang. Hauptgründe dafür waren der hohe Margendruck im Brenn- und Treibstoffgeschäft sowie die gestiegenen Vorinvestitionen in die erneuerbaren Energien, wie Martin Keller an der Medienkonferenz in Bern mitteilte. Der Nettoerlös dieses Geschäftsfelds legte 2021 allerdings um 19,9 Prozent auf 1,46 Mrd. Franken zu. Zwei Faktoren trugen dazu bei: die steigenden Preise für fossile Brenn- und Treibstoffe sowie die zurückgekehrte Mobilität nach den pandemiebedingten Einschränkungen.

10 Millionen Franken, um den Stadt-Land-Graben aufzuschütten und 1,5 Millionen für Geschenkpakete

Und erneut kann der marktdominierende Konzern seine Landi-Mitglieder bei der Stange halten: Mit einerGewinnausschüttung von 4,9 Mio Franken und Geschenkpaketen im Wert von 1,5 Mio Franken beteiligt die Genossenschaft den Erfolg des Geschäftsjahres 2021. Auch die Mitarbeitenden dürfen sich über eine Würdigung freuen, so erhöht die Fenaco die Gesamtlohnsumme um 1 Prozent. «Bereits in den letzten zwei Jahrzehnten gab es bei der uns stets eine Lohnrunde, die über dem nationalen Durchschnitt lag», bekannte Martin Keller an der Konferenz. Die Lohnrunde erfolgte im Einvernehmen mit den Gewerkschaften Unia und Syna und unter Einbezug der internen Personalkommission. «Wir anerkennen damit den Beitrag der Mitarbeitenden zum Unternehmenserfolg und bekennen uns zu einer nachhaltigen Sozialpartnerschaft», so Keller. Den Mitarbeitenden wurden zudem Gutscheine im Wert von 300.– Franken pro Person ausgehändigt.

Weiter will der Konzern mit einer Summe von 10 Mio Franken Projekte zur Stärkung des Dialogs zwischen Stadt und Land zur Verfügung stellen. In welche Stiftung das Geld schlussendlich fliessen soll, ist noch nicht klar.

Produktionskosten stiegen, Einkommen ging erstmals seit mehreren Jahren wieder zurück

«Das Pflanzenbaujahr 2021 wird als eines der schwächsten in die Geschichte der Schweizer Landwirtschaft eingehen», kündigte Martin Keller an. Er blickte an der Medienkonferenz auf das vergangene turbulente Jahr zurück.

  • Besonders hart hatte es die Aprikosen, Zwetschgen und Kirschen getroffen. Unterdurchschnittlich fielen die Erträge auch beim Frisch- und Lagergemüse, bei den Kartoffeln und im Getreidebau aus.
  • Im Weinbau war die Situation regional unterschiedlich. Während das Wallis die schlechteste Ernte seit Beginn der Aufzeichnungen vor 50 Jahren verzeichnete, bewegten sich die Mengen im Kanton Graubünden im langjährigen Durchschnitt.
  • Ähnlich das Bild beim Kernobst: Im Genferseegebiet und im Wallis fielen die Ernten gut aus, Ostschweizer Tafel- und Mostobst hingegen war Mangelware.
  • Im Unterschied zum Pflanzenbau legte die tierische Produktion zu. Insbesondere die Nachfrage nach Schweizer Geflügel boomte. Einzige Ausnahme bildeten die rückläufigen Preise in der Schweineproduktion.

Insgesamt nahm der gesamtlandwirtschaftliche Produktionswert ab. Beeinflusst durch die aussergewöhnlichen Turbulenzen auf den internationalen Beschaffungsmärkten stiegen die Produktionskosten. In der Summe gingen die Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe nach mehreren Jahren kontinuierlichem Aufwärtstrend erstmals wieder zurück.

In grossen Schritten in Richtung alternativer Pflanzenschutz

Die Fenaco berichtete von mehreren Akquisitionen im Bereich Agrartechnik, so übernahm sie in Frankreich die «Claas Händler Ballanger» und die «AMA». Zusammen mit Dousset Matelin bilden sie neu «Serco France». In der Schweiz übernahm sie die Meier Maschinen AG aus Marthalen. Mit der Eröffnung des Zentrums für alternativen Pflanzenschutz von «Agroline» in Aesch und der Lancierung der Technologieplattform «Innovagri» schreitet die Fenaco weiter in Richtung alternativer Pflanzenschutz.

«Die Lagerbestände sind tief»

Für das laufende Jahr hat die Fenaco weniger gute Prognosen bereit. Dies, weil die  Lagerbestände von Früchten, Gemüse und Kartoffeln aufgrund der wetterbedingt ausserordentlich schlechten Ernte im letzten Jahr tief sind. «Die Systemgastronomie und die internationale Hotellerie erholen sich nur langsam von den Folgen der Pandemie, was in der Lebensmittelindustrie weiterhin für Bremsspuren sorgt», so Martin Keller. Gleichzeitig nehmen im Detailhandel die Corona-Sondereffekte ab. «Hinzu kommt der inakzeptable Angriff Russlands auf die Ukraine. Dieser Krieg verursacht grosses menschliches Leid und macht uns alle betroffen. Der Krieg führt zu enormen Preisanstiegen und einer hohen Volatilität im internationalen Energie- und Rohstoffhandel und verstärkt die bereits während der Corona-Pandemie aufgetretenen Lieferkettenstörungen. In der Fenaco spüren wir das besonders bei landwirtschaftlichen Rohwaren, Dünger, Energie, Gebinde und Verpackungsmaterial», so Keller.

Sogar die Fenaco kann Mehrkosten nicht mehr ganz abpuffern 

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In diesem Zusammenhang erklärte der Geschäftsführer, dass die erhöhten Düngerpreise auf die Bauern abgewälzt werden müssen. «Letztes Jahr konnten wir die Teuerung als Genossenschaft abpuffern». Das dürfte dieses Jahr nicht  immer der Fall sein. So wird es zu weiteren Preiserhöhungen kommen, wie die Fenaco betont. Dies, weil die Betriebs- und Transportkosten aufgrund der Ukraine-Krise steigen werden. Die Preisanpassungen im Detailhandel konnten aber bisher unter der allgemeinen Teuerung gehalten werden. Es müsse aber mit Verknappungen im Verpackungsmaterialbereich gerechnet werden. «Eventuell müssen wir Kompromisse eingehen», so der Tenor.