Für die Ernte 2022 waren die Richtpreise für Futtergetreide um 3 Franken pro 100 kg erhöht worden. Obwohl dieser Kompromiss insbesondere für die Futtergetreideproduzenten nur teilweise befriedigend war, da er die gestiegenen Produktionskosten nur zu einem geringen Teil deckte. Doch er konnte vor dem Hintergrund stetig sinkender Anbauflächen immerhin als positives Signal für die Getreideproduzenten gedeutet werden. Doch der Schweizer Getriedeproduzentenverband (SGPV) betont heute in seiner Mitteilung auch, dass diese Richtpreise für die Ernte 2022 bei weitem nicht erreicht wurden. Schuld waren die international volatilen Märkte und die damit teilweise unwirksamen Grenzschutzmassnahmen. Dadurch war das Schweizer Futtergetreide trotz allen Lippenbekenntnissen zu einheimischem Futter einer starken Importkonkurrenz und damit einem enormen Preisdruck ausgestetzt. Der SGPV führt dies auf ein generell zu niedriges Grenzschutzniveau zurück.
Mindestpreis zur Kostendeckung
Für den SGPV sind kostendeckende Preise eine wichtige Voraussetzung um die Produktionsflächen zu halten und ein Rückgang der Menge zu verhindern. Um die Kosten des Absenkpfads zu decken und unter Berücksichtigung der Entwicklung der Produktionskosten habe sich der Vorstand des SGPV für Mindestpreise von Fr. 44.-/dt für Futterweizen und Fr. 42.-/dt für Futtergerste ausgesprochen, teilt er mit.
Schweinesektor in der Opposition
Diese Forderungen fanden bei den Verhandlungen leider kein Gehör. Wegen der dadurch drohenden Verteuerung der Futtermittel, opponierte insbesondere der Schweinesektor, der seit zwei Jahren um kostendeckende Preise für die Schlachtschweine und gegen eine Überproduktion kämpft. Aber auch international legen die Getreidepreise aufgrund hohen prognostizierten Erntemengen gerade einen Sinkflug hin. Ein Spiel, das die Branche schon vor einem Jahr kurz vor der Getreideernte spielte und die Getreidebauern zumindest teilweise auf gestiegenen Produktionskosten sitzen lies. Die Vermarktung der inländischen Futtergetreideernte 2023 wird nun also ohne Richtpreis seitens der Getreidebranche erfolgen.
Die Rahmenbedingungen müssen ändern
Die Gespräche mit den Partnern der Branche hätten gezeigt, dass eine Änderung der Rahmenbedingungen notwendig sei, um die Produzentenpreise effektiv erhöhen zu können, schreibt der SGPV. In der Vergangenheit habe er sich für eine Erhöhung des Grenzschutzniveaus als auch ein Einzelkulturbeitrag für Futtergetreide mehrfach erfolglos eingesetzt, insbesondere in den Vernehmlassungsverfahren an den Bundesrat.
Die nächsten Monate entscheiden
Wenn nun bei der Ernte 2023 die Produzenten keine zufriedenstellenden Preise erhalten, sieht er die Gefahr, dass künftig auf andere Kulturen ausgewichen wird. Die nächsten Monate seien somit für die Entwicklung der Futtergetreideflächen in der Schweiz entscheidend, schliesst er sein Schreiben.