Dies ist ein Leserbrief der BauernZeitung - Ausgabe 30. April 2021

Im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung zur Trinkwasser- & Pestizidverbots-Initiative vom Sonntag, 13. Juni 2021 publizieren wir alle erhaltenen Leserbriefe auch auf der Website www.bauernzeitung.ch.

Leserbriefe geben die persönliche Meinung des Einsenders wieder, die sich nicht unbedingt mit jener von Redaktion und Verlag deckt

 

Ich als pensionierter Landwirt könnte mich ja gelassen verhalten über den Ausgang dieser zwei Initiativen. Doch teile ich mit jedem Landwirt die Ängste, teils auch Existenzängste, die diese in der gesamten Landwirtschaft hervorrufen.

Eigentlich wären die Konsumenten und deren Organisationen unsere nächsten Verbündeten. Doch schon seit meiner Jugendzeit erlebe ich, wie sie für uns in der Landwirtschaft als rotes Tuch gelten. Wehe, sollte sich je einer den Konsumentenorganisationen annähern, so wurde er von den eigenen bäuerlichen Gremien geschnitten oder gar ans Kreuz genagelt. Zwischen Bauern und den Konsumentenorganisationen besteht seit Menschengedenken ein tiefer Graben. Wir Bauern verbündeten uns mit den Zulieferern und mit den Abnehmern des Handels oder der Nahrungsmittelindustrie. Schleichend ist die Landwirtschaft abhängig geworden von diesen Partnern, die teils harte Vorgaben machen. Echter Austausch und gegenseitigeBedürfnismitteilung zwischen Bauern und Konsumenten findet nur spärlich statt, am ehesten bei direkt vermarktenden Bauern.

Ich staune, wie aus Gräben zwischen Bauern und Konsumenten Schluchten werden. Beide Seiten rüsten sich zum Kampf, mit Mitteln die nicht überall fair scheinen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich Zulieferer und die Abnehmer bedrohter fühlen als die Bauern. Doch sie stossen uns Bauern voran an die Abstimmungskampffront.

Für mich ist äusserst befremdlich, wie zum Teil jungbäuerliche Gruppierungen ihre Messer wetzen gegen die Initiativen. Ich vermute, dass eine solche Haltung viele engagierte, couragierte und junge Frauen eher in die Flucht treibt, als dass es ihnen eine erstrebenswerte Lebensaufgabe auf den Bauernhöfen in Aussicht stellt. Somit verarmt die bäuerliche Unternehmenskultur je länger je mehr und viele Höfe werden zu reinen Produktionsstätten.

 

 

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