Derzeit sind die Produzentenpreise für Milch auf äusserst tiefem Niveau. Für viele Milchbauern- und bäuerinnen lohnt sich die Produktion nicht mehr. Mit der Beratungskampagne EMP soll nun versucht werden, den Milchbetrieben Möglichkeiten zur Kostensenkung und zur Entwicklung aufzuzeigen.

Nicht vernachlässigt werden soll dabei das Zusammenleben auf dem Hof, weshalb auch explizit die Bäuerinnen angesprochen werden. "Wenn wir uns alleine auf die Kosten konzentrieren, so stossen wir an Grenzen", sagte Markus Höltschi vom Beratungsforum Schweiz (BFS) anlässlich der heutigen Medienkonferenz in Bern. Denn Familienbetriebe, wie sie in der Schweizer Landwirtschaft üblich sind, würden sich deutlich von anderen Unternehmen unterscheiden.

Dem stimmt auch Liselotte Peter vom Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) zu. Milchproduktion sei nicht einfach ein Job, sondern eine Aufgabe, die 365 Tage pro Jahr dauere. "Dabei erlebt man viel Schönes, ist aber immer auch mit internen und externen Problemen belastet", so Peter. Ihrer Meinung nach fehlt auf den Höfen oft der gesamtheitliche Einbezug von Frauen auf den Milchwirtschaftsbetrieben. Die Frauen würden zwar sehr oft mithelfen und auch die finanziellen Angelegenheiten seien vielerorts in Frauenhand, doch sehe es auf der planerischen Seite und beim Entscheiden anders aus.

Gerade auch weil die tiefen Milchpreise zu Betriebsvergrösserungen oder einem Nebenerwerb zwängen, sei es wichtig, dass Partnerin und Partner am gleichen Strick zögen und versuchten, Familien und Arbeit ins Gleichgewicht zu bringen. "Ich bin überzeugt, dass auf vielen Betrieben diese gemeinsame Verantwortung schon gelebt wird, bin aber ebenso überzeugt, dass es in jedem Betrieb noch Verbesserungspotenzial gibt", so Liselotte Peter.

Hanspeter Kern, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP), betonte, dass die Herausforderungen für eine nachhaltige und erfolgreiche Milchproduktion in der Schweiz enorm blieben. Aus diesem Grund arbeiten die SMP auch an Projekten und Kampagnen in diesem Bereich mit. Die SMP unterstützen die EMP-Kampagne denn auch finanziell. In welchem Rahmen, lässt sich derzeit noch nicht sagen, da dies stark von der Anzahl Teilnehmenden im Projekt zusammenhängt.

Konkret sollen im Rahmen der Kampagne Bauernfamilien zunächst auf das Angebot aufmerksam gemacht werden. In einem einfach durchzuführenden Selfcheck, der im Internet ausgefüllt werden kann, soll der Betrieb auf Stärken und Schwächen kontrolliert werden, damit die Betriebsleiter einen Anhaltspunkt haben. Die Bäuerinnen und Bauern erhalten dann die Möglichkeit, an EMP-Kursen teilzunehmen, die eine Standortbestimmung erlauben. Werden diese Kurse partnerschaftlich besucht, so bezahlen die SMP 300 Franken daran. In einem Gruppenkurs deckt dies laut Markus Höltschi ungefähr die Kosten für die Teilnehmer. Wird ein Einzelkurs bevorzugt, so wird damit je nach Kanton ca. ein Viertel bis ein Drittel der Kosten gedeckt. Weiter bieten die kantonalen Beratungsdienste ihr Angebot an, zudem sollen Arbeitskreise gefördert werden.

SMP-Direktor Kurt Nüesch erhofft sich eine vierstellige Anzahl an Teilnehmenden am Projekt, das bis Frühling 2018 läuft. Mit einigen hundert Teilnehmern rechnet auch Markus Höltschi, der aber betont, dass solche Beratungsangebote keine Selbstläufer seien. Umso wichtiger sei es deshalb, das Projekt über verschiedene Kanäle bei Bäuerinnen und Bauern bekannt zu machen.

Getragen wird EMP von den Schweizer Milchproduzenten, dem Schweizerischen Bäuerinnen –und Landfrauenverband, dem Schweizer Bauernverband, Profi-Lait, dem Beratungsforum Schweiz und der Agridea. Finanziell unterstützt wird die Kampagne vom Bundesamt für Landwirtschaft.

lid