Im Nationalpark ist es demnach im Jahresdurchschnitt seit 1916 um 1,6 Grad Celsius wärmer geworden. Durch die Erwärmung schmilzt der Schnee schneller, die Pflanzen haben länger Zeit zum Wachsen.


Offenbar nutzen dieses grössere Nahrungsangebot nicht nur Vögel, um auch in höheren Lagen zu brüten. Auch Schnecken rücken in die Höhe vor.


Historische Arbeit wiederholt
Die Biologen Anette und Bruno Baur von der Universität Basel haben eine historische Arbeit wiederholt: In den Jahren 1916 und 1917 hatte ein Basler Doktorand Gefleckte Schnirkelschnecken (Arianta arbustorum) im frisch gegründeten Nationalpark gesammelt und die maximale Höhe bestimmt, in der sie vorkamen. Diese lag damals bei 2660 Metern.


In den Jahren 2011 und 2012 stellten die Baurs an den gleichen Hängen fest, dass die Schnecken mittlerweile um durchschnittlich 164 Meter in die Höhe gekrochen waren. Der Anstieg war an Südhängen ausgeprägter, nämlich 233 Höhenmeter, als an Nord- und Nordostlagen mit 122 Metern.


Steile Felswände stoppen Schnecken
Heute kommen die Schnecken an Südhängen bis in eine Höhe von 2900 Metern vor, wie Baur auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda erklärte. Zumindest an zwei der neun untersuchten Berghänge ist für die Kriechtiere nun aber Schluss mit Bergsteigen: Senkrechte Felswände ohne Erdboden stoppen ihr weiteres Vordringen.


An anderen Orten könnten die Schnecken jedoch weiter bergwärts wandern: «Die Höhenverbreitung der Gefleckten Schnirkelschnecke ist durch die Länge der Vegetationsperiode begrenzt», schreiben die Forscher. Mit der längeren Wachstumsperiode verbreiten sich auch viele Pflanzen in die Höhe - und die Schnecken ziehen mit.


Dazu reiche die nachgewiesene Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schnecken aus: Eine Population kann pro Jahr bis zu zehn Meter vorrücken. Von wegen Schneckentempo.


Die auch Baumschnecke genannte Gefleckte Schnirkelschnecke wird 1,5 bis 1,8 Zentimeter gross und ist in feuchten Wäldern und Wiesen häufig zu finden.

sda