Im Dezember 2021 wird aufgrund der Corona-Pandemie mit einem Jahr Verspätung die nächste Agrama in Bern stattfinden. Wir haben Jürg Minger, dem Präsidenten des veranstaltenden Schweizerischen Landmaschinenverbands (SLV) aus diesem Anlass einige Fragen gestellt.   

Was überwiegt bei Ihnen im Hinblick auf die für 2021 geplante Agrama – Vorfreude oder Sorge?
Jürg Minger: Vorfreude und Sorgen liegen nahe beieinander! Aufgrund der aktuellen Corona-Lage ist es aus heutiger Sicht praktisch nicht möglich, längerfristig zu planen. Übrigens, alle internationalen Veranstalter von Landtechnikmessen haben das gleiche Problem und ihre Planungen sind aus heutiger Sicht nicht gesichert. Auch wissen wir heute nicht, wie die Situation in einem Jahr aussehen wird und hoffen, dass das Virus bis zu diesem Zeitpunkt mit einem Impfstoff unter Kontrolle sein wird und sich das gesellschaftliche Leben wieder normalisiert hat.  

Was sind die finanziellen Auswirkungen der Verschiebung für Sie als Organisatoren?
Selbstverständlich musste der SLV wegen der Absage der Agrama 2020 finanzielle Einbussen verkraften, es wurden ja bereits intensive kostenpflichtige Vorarbeiten getätigt. Als dann der Bundesrat alle grossen Veranstaltungen mit über 1000 Personen bis Ende August verboten hat, haben wir wegen der Planungssicherheit entschieden, die Agrama 2020 ohne Kostenfolge für die angemeldeten Aussteller abzusagen und zu verschieben. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob es auf dem Messeplatz Bernexpo 2021 möglich ist, zur gleichen Zeit die Agrama durchzuführen.

Ist Ihnen die Bernexpo finanziell entgegengekommen?
Ja, die Bernexpo ist uns erfreulicherweise entgegengekommen und reagierte flexibel. Durch Verschiebungen und geringe Anpassungen von anderen Ausstellungen wurde möglich gemacht, dass die nächste Agrama voraussichtlich vom 2. bis 6. Dezember 2021 durchgeführt werden kann.

In den letzten Jahren sind einige Aussteller ausgestiegen, ist das Bedürfnis für eine grosse Landmaschinenmesse in der Schweiz noch vorhanden oder geht es Richtung kleinere Formate?
Es sind wenige Aussteller ausgestiegen und neue dazugekommen. Nach der Besucherumfrage 2018, diese wurde auch publiziert, ist die Agrama die wichtigste Schweizer Landtechnik-Ausstellung für Importeure, Hersteller, Grosshändler und für die Landwirte.
Die Agrama ist auf die Schweizer Landwirtschaft ausgelegt. Die Quadratmeterpreise sind im Vergleich zu anderen Ausstellungen am unteren Ende. Selbstverständlich ist es jedem Aussteller selber überlassen, wie grossflächig er seine Marken und Produkte präsentieren will.
Die Besucher profitieren von einer grossen Vielfältigkeit der Produkte. Neben Ausstellern von Grosserntemaschinen und Traktoren präsentieren viele innovative Unternehmer ihre Landtechnik-Nischenprodukte, die speziell für die Schweiz hergestellt werden. Für Landwirte und Lohnunternehmer ist die Agrama auch ein wichtiger Treffpunkt, um sich mit den Berufskollegen aus dem technischen und produzierenden Land- und Forstwirtschaftsumfeld auszutauschen. Gerade das macht die Agrama für alle Landtechnikakteure, ob gross oder klein, so erfolgreich und einzigartig.

Welche Neuerungen darf die Branche an der nächsten Agrama erwarten?
Der Vorstand des SLV und die Ausstellungskommission machen sich nicht erst seit Corona, sondern laufend nach jeder durchgeführten Agrama und aufgrund der aktuellen Veränderungen in der Messelandschaft Gedanken, wie die Agrama den neusten Trends und Bedürfnissen zeitnah angepasst werden kann. Bis heute ist das ja recht erfolgreich gelungen. Übrigens, der Vorstand hat sich auch mit externen Messespezialisten getroffen und beraten, um die richtigen Zukunftstrends zeitgerecht in die Agrama einfliessen zu lassen, lassen wir uns 2021 überraschen!

Die Landtechnik-Branche ist bisher relativ ungeschoren durch die Corona-Krise gekommen – oder täuscht dieser Eindruck?
Es gab in der Landtechnik-Branche Gewinner und leider auch Verlierer in der anspruchsvollen Corona-Zeit. Aber gesamtheitlich kann man sagen, dass die Landtechnik-Branche die Krise dank der innovativen Schweizer Landwirtschaft gut überstanden hat. Sicher waren auch die Konsumenten dankbar, dass die Schweizer Landwirtschaft zu einer sicheren regionalen und nationalen Versorgung von Schweizer Lebensmitteln beigetragen hat.

Welches sind die schädlichsten Auswirkungen Corona-Krise auf die Landtechnikbranche?
Wie erwähnt, ist die Schweizer Land- und Forstwirtschaft bisher recht gut durch diese Krise gekommen. Wenn auch bestimmt gewisse Bereiche und Anbieter mehr gelitten haben als andere. Generell sollte jetzt jedem Schweizer und jeder Schweizerin klar sein, dass wir eine effiziente unabhängige Landwirtschaft für eine ausreichende Selbstversorgung in Krisenzeiten benötigen. Entsprechend hat der Stellenwert der Schweizer Landwirtschaft und der innovativen und umweltbewussten Landtechnik an Wichtigkeit gewonnen.

Gab es auch Bereiche, wo die Branche profitiert hat?
Sicher hat die ganze Branche an Wertschätzung der Schweizer Bevölkerung gewonnen und man ist sich aus meiner Sicht auch wieder bewusst, wie wichtig eine gewisse unabhängige Selbstversorgung ist. Man muss sich nur überlegen, wie es gewesen wäre, wenn die Lebensmittelimporte wegen Corona verzögert oder ausgefallen wären oder andere Länder blockiert hätten (analog Schutzmasken) und es somit zu einem Engpass in der Versorgung gekommen wäre.

 

Präsident seit 2001

Der 60-jährige Jürg Minger ist seit 2001 Präsident des Schweizerischen Landmaschinen-Verbands (SLV). Er ist zudem Geschäftsführer der Bucher Landtechnik AG in Niederweningen ZH. Der SLV veranstaltet die Agrama seit 1977. Diese fand zunächst nur in Lausanne, dann jährlich alternierend in Lausanne und St. Gallen und seit dem Jahr 2002 alle zwei Jahre in Bern statt. Der SLV hat rund 200 Mitglieder (Hersteller, Importeure und Händler).

 

 

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