Mit dem Beginn der Berufslehre treten junge Leute in eine neue Lebensphase ein, wo sie nicht nur in die Arbeit eingeführt werden, sondern sie lernen im bäuerlichen Haushalt auch neue Lebensformen kennen. Auch auf dem Betrieb von Käthi und Daniel Vetterli in Rheinklingen TG hat diese Woche ein Lernender seinen Einstand.

Insgesamt beschäftigen Vetterlis auf ihrem 60-ha-Betrieb vier bis fünf Mitarbeitern, zwei davon sind jeweils Lernende. Angebaut werden nach den Richtlinien von Bio Suisse Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln und Freilandgemüse, dann gibt es einen Laufstall mit 40 Kühen und einen Betriebszweig mit Kompostaufbereitung.

Am besten die Mitarbeiter selbst fragen

AboLernende und der Chef arbeiten nicht nur zusammen, sie sitzen oft auch am gleichen Tisch. Heitere Momente sind wichtig.Harmonie auf dem LehrbetriebStart in die Lehre als Landwirt(in): «Eine gute Kommunikation ist der Schlüssel»Montag, 7. August 2023«Am besten frage ich meine Mitarbeiter», sagt Daniel Vetterli auf die Frage der BauernZeitung, was für ein gutes Zusammenleben mit dem Lernenden wichtig sei. Gesagt, getan: In der Zvieripause breiten seine Lernenden und Mitarbeiter ihre Prioritäten aus und Vetterli fasst zusammen: «Es gilt zwei Bereiche zu unterscheiden, einerseits die Arbeit auf dem Betrieb, andererseits das Zusammenleben in einem Haushalt.»

Umgangskultur in Feld und Stall

An erster Stelle nannten Vetterlis Lernende und Mitarbeiter die Umgangskultur bei der täglichen Arbeit auf dem Betrieb – die soll von Respekt und Besonnenheit geprägt sein. Dafür brauche es laut Daniel Vetterli einen gut strukturierten Tagesablauf, ...

  • wo jeder wisse, was und wie zu tun sei, und fähig sei, dies im erforderlichen Zeitrahmen zu erledigen.
  • wo ein geregelter Feierabend die Regel ist und Überstunden die Ausnahme sind.
  • wo ein ruhiger Umgangston üblich ist, auch wenn mal etwas schiefgeht oder in Pannensituation. Der Chef ist nicht derjenige, der ausflippt, sondern sorgt für Schadenbehebung und nachträglich im angemessenen Tonfall folgt die Manöverkritik.

Auf gut deutsch zusammengefasst. Es braucht Verlässlichkeit. Der Chef selbst soll nicht gestresst sein, und wenn, dann gibt er Hektik nicht an die Mitarbeitenden weiter.

Essen und Gespräche am Küchentisch

Was das Zusammenleben im Wohnbereich betreffe, schätzen die Mitarbeiter regelmässige, gute und währschafte Mahlzeiten. Gegessen und diskutiert wird am Küchentisch – das ist quasi der Schnittpunkt, wo sich alle Bereiche überschneiden und sowohl betriebliches als auch persönliches Platz hat.

Privat ist Privat

Für die Unterkunft haben Vetterlis in den vergangenen Jahren investiert und den Wohnbereich ausgebaut. So haben nun die Mitarbeiter nebst einem eigenen Zimmer, auch einen Rückzugsort mit eigenem Badezimmer und eigenem Aufenthaltsraum. «Das sorgt für Privatsphäre, und ist auch für uns als Betriebsleiterfamilie wichtig», sagt Daniel Vetterli.

Privat ist privat – und da soll der Chef nicht dreinreden, auch wenn die Lernenden noch sehr jung sind, so die Meinung von Vetterlis Team.

Das hebt die Stimmung

AboDie enge Zusammenarbeit auf dem Lehrbetrieb – etwa beim Umgang mit den Tieren – braucht gegenseitigen Respekt und Vertrauen.Zusammenleben auf dem LehrbetriebGutes Einvernehmen mit dem Lernenden: «Es gibt nicht das Erfolgsrezept»Montag, 7. August 2023Geschätzt werde zudem, wenn man auch mal etwas als Team unternehme. «Manchmal machen wir am Abend noch eine Bootsfahrt oder werfen am Freitagabend den Grill an», zählt Daniel Vetterli auf und weiter: «Oder diese Woche beim Lehrlingswechsel gingen wir gemeinsam einen Coup essen.»