A wie Abstimmung
Sie war zweifellos das Ereignis des Jahres, die Abstimmung über die Trinkwasser- und die Pestizidverbots-Initiative am 13. Juni. Mit unglaublichem Engagement gelang es der Branche, eine schlussendlich komfortable Mehrheit von 60,7 respektive 60,6 Prozent der Bevölkerung für ein doppeltes Nein zu gewinnen. Noch deutlicher fiel das Ständemehr aus. Einzig der Kanton Basel-Stadt befürwortete die beiden Volksbegehren. Die Branche nahm den Erfolg mit Freude aber ohne Euphorie zur Kenntnis. Männiglich schien nach den monatelangen erbitterten Abnützungskampf ziemlich erschöpft, noch selten hatte eine Abstimmung so tief polarisiert und hinterliess tiefe Risse, auch quer durch die Landwirtschaft. Schon zuvor hatte die Agrarpolitik 2022+ für umfangreiche Diskussionen gesorgt. Im März gelang es den Landwirtschaftsvertretern, unterstützt von der bürgerlichen Mehrheit des Parlamentes, eine Sistierung zu erwirken. Der Sieg wurde allerdings teuer erkauft. Eine parlamentarische Initiative des Ständerats führte auch aufgrund der überhitzten Initiativ-Diskussion über Umwege zu einem Absenkpfad für Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel. Diesen präsentierte der Bundesrat nach Zustimmung durch beide Räte als «Massnahmenplan Sauberes Wasser». Die Ziele sind ambitiös und die Landwirtschaft wird daran noch zu beissen haben. Hartes Brot hatten im übertragenen Sinn auch die Älplerinnen und Älpler zu kauen, zumindest zum Auftakt der Saison. Das nasse Wetter führte vielerorts zu verspäteten Aufzügen, spätem Graswachstum und deprimierender Stimmung. An einigen Orten vermochte aber die bessere zweite Hälfte der Saison noch ein Aufholen zu bewirken, so dass die Käseerträge nicht so schwach ausfielen wie zunächst befürchtet. Weniger schnell als befürchtet hielt die Afrikanische Schweinepest Einzug. Bis jetzt ist es gelungen, die Seuche ausserhalb der Landesgrenzen zu halten. Vorbereitet wäre man, mit einer gross angelegten Übung bereiteten sich die Branche und die Behörden für einen allfälligen Ernstfall vor.

B wie Betriebszahl
Diese unterschritt 2020 erstmals die 50 000er-Grenze. Es wurden unlängst noch 49 363 Betriebe vermeldet. Gleichzeitig konnte man mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen, dass sich die Abnahme verlangsamt hat. Der Strukturwandel betrug 2020 «lediglich» 1,3 Prozent, weniger als in den Jahren zuvor. Zu reden gaben im laufenden Jahr auch die Viehschauen, allerdings wurde die Diskussion weniger erbittert geführt als in vergangenen Jahren. Mit dem Verbot des Einölens von Eutern mit Babyöl hat die zuständige Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter einen weiteren Beschluss zugunsten einer Imagekorrektur gefasst. Der Entscheid, der bereits im Dezember in Kraft getreten ist, rief in Züchterkreisen nur wenige negative Reaktionen hervor. Möglicherweise auch, weil der Schaukalender zurzeit aufgrund der Pandemiesituation ohnehin ausgedünnt ist. Für mehr Diskussionen sorgten die Schlachtkuhpreise. Nachdem diese lange im Hoch waren, sind sie nun etwas gesunken. An den Pranger kam hier zeitweise die Coop-Grossmetzgerei Bell, weil sie versuchte, die Preise zu drücken. Unlängst machte Bell erneut Schlagzeilen, man sucht Produzenten für Biopoulets, eine Nische, wo nach wie vor Potenzial besteht.

C wie Corona
Das Virus war auch 2021 omnipräsent. Es führte nicht nur zu zahlreichen Absagen oder Verschiebungen von Anlässen und Messen, sondern auch zu viel Verunsicherung. Zwischenzeitlich war im Sommer eine gewisse Entspannung zu verspüren. Unterdessen ist mit dem Auftauchen der Omikron-Variante erneut eine weitgehende Einschränkung des öffentlichen Lebens verordnet worden, um dem Erreger Herr zu werden. Schlagzeilen machte hier in unseren Spalten der Fall eines Betriebsleiter-Paars, das verurteilt wurde, weil es trotz verordneter Covid-Isolation den Weg in die Käserei unter die Räder nahm. Ähnlich viel Aufsehen erregte im ersten Halbjahr der Herbizid-Wirkstoff Chlorothalonil, der obgleich längst verboten immer noch in kleinen Oberflächengewässern gefunden und deshalb als Abstimmungssupporter für die Agrar-Initianten benutzt wurde. In der Endabrechnung war die Angst der Stimmbürger(innen) vor höheren Nahrungsmittelpreisen aber stärker als diejenige vor Chlorothalonil, dessen Schädlichkeit bis heute nicht vollumfänglich geklärt ist.

D wie Dauerregen
Im Frühling war es zunächst lange kalt. Obstgärten mussten wegen Spätfrösten bewässert oder geheizt werden, dann folgte der grosse Regen, vielerorts durchmischt mit verheerenden Hagelzügen. In gewissen Gebieten regnete es in einem Monat mehr als in einem ganzen Jahr. Die Nässeperiode verursachte massive Schäden in den Kulturen, so musste oft Mais runtergepflügt werden und die Kartoffelernten fielen mancherorts um bis zu drei Viertel tiefer aus als in normalen Jahren. Sorgenfalten verursachte bei den Produzenten auch die Rohstoff-Knappheit von globalem Ausmass. Die Gründe sind mannigfaltig, aber nicht zuletzt auch Pandemie-bedingt. So stiegen die Preise nicht nur Dünger, Treibstoffen und andere Vorleistungen, sondern auch für Baumaterialien stark an. Zuletzt führte die Düngerknappheit gar zu einer Teilauflösung der Pflichtlager. Immerhin waren die Produktepreise gleichzeitig auf relativ gutem Niveau, wobei diese Freude teilweise wieder getrübt wurde. Denn wenn die Ernten tief sind, gibt es auch weniger zu verkaufen. Zu spüren kriegte dies beispielsweise auch die IP-Suisse, welche ihre gesamten in früheren Jahren aufgebauten Getreidelager auflösen musste.

E wie Einkommen
Immerhin rückwirkend konnten die Statistiker Positives vermelden. 2020 legte das landwirtschaftliche Einkommen pauschal um 6,7 Prozent zu. Einzelbetrieblich lag es im Mittel bei 79 200 Franken. Viel zu Diskutieren gab es in der EU: Diese ist seit längerem mit einer Revision der gemeinsamen Agrarpolitik befasst. Das zähe Ringen um den richtigen Weg erinnert in vielem an die Diskussionen in der Schweiz. Man will die Direktzahlungen vermehrt auf bessere Umweltverträglichkeit trimmen («Greening»). Als Grossexporteur muss die EU bei der Verschärfung der Vorschriften in Sachen Ökologie noch viel stärker als die Schweiz auf internationale Verträglichkeit achten. Der neue Agrarkommissär Janusz Wojciechowski möchte zudem den Strukturwandel stoppen, in den letzten zehn Jahren habe die Zahl der Betriebe um vier auf zehn Millionen abgenommen. Es gibt aber laute Stimmen, gerade in den Ländern des Ostens, welche die Betriebsstruktur für deutlich zu klein halten und auf Wachstum in Richtung besserer Konkurrenzfähigkeit plädieren. So etwa in Slowenien: Hier verfügt der Durchschnittsbetrieb über nur 7 ha LN und jährliche EU-Direktzahlungen im Umfang von 1600 Franken.