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Es ist Juni, die Regenzeit ist schon seit zwei Monaten vorbei. Aber wir hatten den Segen, Anfang Juni noch einige Tage Regen zu bekommen. Dieses Jahr reichten die Niederschläge nicht aus, um die Grundwasser-speicher zu füllen. Jeder Regentropfen ist daher mehr als willkommen. Die Maisernte neigt sich dem Ende zu. Die Bauern werden in Kürze alle Kolben von Hand geerntet haben, bevor sie diese zum Trocknen nach Hause bringen. Im Moment sind die Bauern mit der Sesam- und Erdnussernte beschäftigt.

Neue Ertragskultur

Sesam ist eine neue Ertragskultur, die bei den Kleinbauern seit einigen Jahren Erfolg hat. Der grösste Teil der Ernte wird an Inder verkauft und exportiert. Lokal wird nur sehr wenig Sesam gegessen, im Gegensatz zu Erdnüssen. Die Erdnüsse werden frisch, getrocknet, gekocht oder auch mit Zucker oder Salz überzogen gegessen. Die häufigste Konsumform über das ganze Jahr hinweg besteht darin, die getrockneten, zerstossenen und zu Puder verarbeiteten Erdnüsse zusammen mit gekochten Blättern zu essen. Dieses Gericht heisst hier «a Matapa». Man isst es mit einer grossen Vielfalt an Blättern wie Kürbis-, Amaranth-, Süsskartoffel-, Moringa- oder Maniokblätter. Durch die Zufuhr von für den täglichen Bedarf wichtigen Vitaminen trägt dieses Essen sehr zur Ernährungssicherheit der Familien bei. Die «Matapa» und die «Chima», eine Art weisse Maispolenta, gehören zu den typischen nord-mosambikanischen Gerichten.

System zur Entsalzung

Mitte Juni beginnt auch die Zeit der Reisernte. In unserer Provinz wird dieser hauptsächlich von der in der Küstenzone lebenden Bevölkerung angebaut. Das typische Gericht der Küstenregion ist Reis mit Fisch. Die Niederschläge sind tiefer als im Inneren des Kontinents, deshalb ist der Maisanbau dort schwieriger. Die Reisfelder werden unter grossem Aufwand in eher tonerdigen Zonen angelegt, damit Wasser und Feuchtigkeit besser erhalten bleiben. Die Reiskulturen werden nicht bewässert und verfügen nur über Regenwasser, daher sind die Erträge häufig gering. Mit dem Beginn der Trockenzeit wird auch die Trinkwasserversorgung für gewisse Regionen schwierig.

So haben auf einigen der Inseln, wo ich für eine NGO (Nicht-Regierungsorganisation) arbeite, die Bewohner nur Zugang zu Salzwasserbrunnen. Die am meisten Benachteiligten sind dazu verdammt, dieses Wasser zu trinken. Auf der Insel Quirimba z. B. beträgt die Entfernung bis zur ersten Trinkwasserquelle 6 Kilometer. Hat man nicht das Geld, um ein Motorrad-Taxi zu bezahlen, oder ist man zu alt, um einen 20-Liter-Kanister während dieser Strecke auf dem Kopf zu tragen, sind manche Personen gezwungen, dieses Wasser zu trinken.

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Mit meinen Kollegen haben wir beschlossen, Prototypen eines kleinen Salzwasser-Entsalzungssystems für benachteiligte Frauen aus Quirimba zu bauen. Das Prinzip besteht darin, ein Kleinst-Gewächshaus von 1 m3 zu erstellen. Das im Zentrum des Systems stehende, kondensierte Meerwasser verdunstet, wird von einem durchsichtigen, pyramidenförmigen Plastikdeckel aufgefangen und fällt danach in ein Rinnensystem, welches das nun entsalzte Wasser in eine Flasche leitet.

Ergebnisse lassen hoffen

Die ersten Ergebnisse sind erfolgversprechend. An einem sonnigen Tag vermag das 1 m3 grosse System einen ½ l Trinkwasser zu produzieren. Das System muss noch von der lokalen Bevölkerung akzeptiert werden, bevor es in grösserem Rahmen auf den anderen Inseln nachgebaut werden kann, wo hunderte von Menschen einen sehr beschränkten Zugang zu Trinkwasser haben. Für die Bauernfamilien steht der Monat Juni für Befreiung. Nahrung gibt es in Hülle und Fülle und die ersten Ernten können verkauft werden. Das während dieser Zeit gewonnene Geld gibt den Familien die Möglichkeit, ihren Grundbedürfnissen nachzukommen.

 

Zur Person 
Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnten die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land bauen sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich ihre Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.