Die umfassenden Statistiken über die Einkommenssituation in der Landwirtschaft zeigen beim näheren Betrachten viel mehr als nur das bäuerliche Einkommen auf. Werden sie im Detail ausgewertet, so lassen sich die sich immer mehr abzeichnenden Auswirkungen der Agrarpolitik und Erlöse aus der landwirtschaftlichen Urproduktion deutlich interpretieren. Ohne Direktzahlungen (DZ) geraten die Betriebe im Hügel- und Berggebiet und ohne Spezialkulturen in die roten Zahlen. Diese sind bezüglich dem ausgewiesenen bäuerlichen Einkommen vielfach deutlich höher.

Direktzahlungen entscheidend


Im Mittel aller 2017  von der landwirtschaftlichen Forschungs
anstalt des Bundes Agroscope ausgewerteten Betriebe machen die Direktzahlungen 23% am gesamten landwirtschaftlichen Betriebseinkommen aus. Im Talgebiet liegt dieser Anteil der Direktzahlungen bei 16%, im Hügelgebiet sind es bereits 25% und im Berggebiet gar 41%.  Stellt man die Direktzahlungen in den direkten Vergleich mit dem bäuerlichen Einkommen pro Betrieb, so resultieren erschreckende Resultate.

Während im Talgebiet die Direktzahlungen 80% des Betriebseinkommens decken, sieht die Situation in den übrigen Zonen tiefrot aus. Konkret ist die landwirtschaftliche Urproduktion im Hügel- und Berggebiet bereits nicht mehr kostendeckend, so dass ein Teil der Direktzahlungen für die Querfinanzierung der Produktionskosten beigezogen werden müssen. Im Hügelgebiet entsprechen die Direktzahlungen bereits 112% und im Berggebiet gar 157% des Betriebseinkommens.


Sonderfall Spezialkulturen


Landwirtschaftliche Betriebe mit Spezialkulturen  weisen mit sieben bis acht Prozent Direktzahlungen am Rohertrag den kleinsten Anteil auf. Betriebe mit einer Veredelung auf dem Hof liegen mit zehn Prozent leicht darüber. Bei der Milchviehhaltung  tragen die DZ bereits 32% und bei den Mutterkühen gar 48% zum Rohertrag bei. Entsprechend spielen auch die Direktzahlungen anteilsmässig zum erwirtschafteten Betriebseinkommen sehr unterschiedene Rollen. In Spezialbetrieben liegt der Anteil der DZ am Einkommen bei 42% und in der Milchwirtschaft sind es mit 119% gar mehr als das ausgewiesene Einkommen. Noch höher steigen diese Werte in der Mutterkuhhaltung auf 178% oder in

Betrieben mit Mutterkuh- und Milchproduktion auf 156% an.


Mehr DZ für Biobetriebe


Unterschiede gibt es aber auch innerhalb der Betriebsbewirtschaftungsformen. Im Talgebiet liegen die Direktzahlungen eines konventionell bewirtschafteten Hofes anteilsmässig zum Rohertrag bei 16% und beim Biobetrieb bei

20%, wobei dieser Betriebstyp 34% mehr an Direktzahlungen erhalten hat.


Bezüglich dem Betriebseinkommen kommen auf dem konventionellen Hof 79% und auf dem Biobetrieb deren 91% aus den Direktzahlungen. Die Auswertung zeigt aber auch auf, dass Milchvieh-Biobetriebe ertragsmässig das bessere Betriebseinkommen ausweisen können. Während die Roherträge fast gleich gross sind, tragen aber die DZ bei den Biobetrieben wesentlich mehr zum Ertrag und Einkommen bei. So liegen diese rund 23'000 Franken höher als im vergleichbaren konventionellen Betrieb und sorgen dafür, dass der Bio-Betrieb im vergangenen Jahr 2017 rund 11'500 Franken mehr verdient hat.


Roland Müller