Den CO2-Ausstoss um 20 Prozent reduzieren. 20 Prozent der Kosten einsparen und 20 Prozent mehr Wertschöpfung erzielen. Diese Ziele hat sich der Verein AgroCO2ncept im Zürcher Flaachtal gesetzt. Geboren wurde die Idee im Januar 2011. Ursprünglicher Plan war, die Vision bis ins Jahr 2020 umzusetzen. Das dürfte allerdings knapp werden.  Denn bis zum aktuellen Stand des Projekts mussten einige Hindernisse überwunden werden.

Doch jetzt kann der Verein richtig loslegen.  Das Bundesamt für Landwirtschaft und das Zürcher Amt für Landschaft und Natur haben per 1. Januar grünes Licht für das Ressourcenprojekt AgroCO2ncept gegeben. Am Mittwoch wurde es in Dorf bei Andelfingen  den Medien vorgestellt.

Auf Betriebe fokussiert

Das Projekt fusst auf den gleichen gesetzlichen Grundlagen, wie dies etwa beim Ressourcenprojekt Ammoniak der Fall war. Der Bund übernimmt rund 80 Prozent der Umsetzungskosten, der Kanton Zürich 20 Prozent. Das Programm läuft über sechs Jahre, danach soll es selbsttragend weitergeführt werden. Unterstützung in der Entwicklungsphase leistete auch der WWF. IP-Suisse startet ebenfalls ein Ressourcenprojekt, das den Klimaschutz im Auge hat. Dieses hat das Ziel, ein Punktesystem zur Reduktion der Treibhausgase zu entwickeln. Das Flaachtaler Modell hat einen anderen Ansatz: Es fokussiert sich auf die einzelnen Betriebe und sucht nach betriebsspezifischen Lösungen.

Viele einzelne Massnahmen

«Wir sind uns bewusst, dass die Landwirtschaft an der Klimapolitik nicht vorbeikommt.» Das hielt Toni Meier, Präsident des Vereins AgroCO2ncept, vor den Medien fest.  Die Landwirtschaft müsse durch verschiedene Anpassungen und Massnahmen ihren Beitrag leisten, um den Ausstoss an Treibhausgasen zu reduzieren. Meier hob hervor, dass das Projekt keinen Unterschied macht zwischen Bio- beziehungsweise  IP-Suisse-Betrieben und konventionellen Betrieben. «Unser Projekt ist so, dass es alle Betriebe vereint und ihnen ermöglicht, gemeinsam in der Klimadebatte aufzutreten. Es brauche viele einzelne Massnahmen in vielen Bereichen, um das Ziel zu erreichen, die Treibhausgase um 20 Prozent zu reduzieren.

Zertifikatshandel

Eine Reduktion ihrer Ausgaben möchten die am Ressourcenprojekt beteiligten Landwirte über Kostenreduktionen erreichen sowie über Synergien und Effizienzsteigerungen auf der Produktionsseite. Eine Erhöhung der Wertschöpfung um einen Fünftel soll über den Zertifikatshandel erreicht werden.

Den beteiligten Landwirten schwebt ausserdem ein Label für klimaschonende Produkte aus dem Flaachtal vor. Dank dem Imagegewinn sollen diese zu einem höheren Preis verkauft werden können. An der Ausarbeitung des CO2-Projekts waren die Büros Sofis-emac und Flury & Giuliani beteiligt. Es fusst auf diesen Säulen.

Betriebliche Energiebilanz: Voraussetzung zur Teilnahme am Projekt ist eine betriebliche Energie- und Klima­bilanz. Basis dazu ist das in Frankreich entwickelte Agri Climate Change Tool, das bereits in der Praxis erprobt worden ist. Es erfasst die Emissionen durch den Energieverbrauch aus der Tierhaltung und Emissionen aus Böden. Aber auch Emissionen, die durch den Einsatz erneuerbarer Energien vermieden worden sind.

Fachliche Beratung: Die Teilnehmer des Projekts lassen sich von Fachleuten des Strickhofs und von Agroscope beraten. Diese Beratung bezieht sich auf das Betriebskonzept und die praktische Umsetzung von Massnahmen.

Umsetzung: Der letzte Schritt ist die Umsetzung von Massnahmen, die sich aus der Erfassung der betrieblichen Energie- und Klimabilanz ergeben. Diese beziehen sich auf die Tierhaltung, die Energie und den Pflanzenbau. Das Konzept umfasst zwölf Massnahmen, wie zum Beispiel:

- Effiziente Maschinen und regelmässige Wartung der Maschinen.
- Der Einsatz von Futter, das arm an Treibhausgasen ist.
- Massnahmen in der Züchtung und der Herdenführung.
- Einsatz des optimalen Düngers in der optimalen Menge.
- Dauergrünland, Reduktion der Überfahrten und der Bodenbelastung.

30 Teilnehmer angestrebt

Gegenwärtig nehmen zwölf Landwirte am Flaachtaler Ressourcenprojekt teil. Laut Vereinspräsident Toni Meier gibt es in den wenigen Dörfern im Flaachtal etwa 45 Betriebe, die von den Voraussetzungen her am Projekt teilnehmen können. Ziel ist es, das Projekt mit 30 Betrieben durchzuziehen. Allenfalls sollen auch Betriebe in der Umgebung des Flaachtals dazukommen.

Auf 30 Betriebe ausgelegt ist auch das Budget für das Projekt: Es umfasst 1,95 Millionen Franken, verteilt auf sechs Jahre. Ein gutes Drittel davon soll an die Teilnehmer gehen, knapp 100 000 Franken an den Verein AgroCO2ncept. Weitere Gelder sind etwa für die Fachberatung, die wissenschaftliche Begleitung, die Kontrolle der Umsetzung und Wirkung der Massnahmen vorgesehen. Die Entschädigung der Projektleitung beläuft sich auf 315 00 Franken. Landwirte, die beim Verein mitmachen, bezahlen einen einmaligen Eintrittsbeitrag von 3000 Franken sowie einen Jahresbeitrag von 200 Franken.

Drei verschiedene Konzepte

Mit im Verein ist Heiner Kindhauser. Er betreibt zusammen mit seinem Bruder Ueli das Weingut Schloss Goldenberg in Dorf. Er hat seine Klima- und Energiebilanz bereits erstellen lassen. Den grössten Handlungsbedarf sieht er auf seinem Betrieb im Ölverbrauch in Wohnung und Betrieb. Ausserdem gilt es, alle Elektromotoren auf ihre Effizienz hin zu überprüfen.
Arthur Bachofner, Vizepräsident des Vereins, betreibt in Berg am Irchel einen Mutterkuhbetrieb mit Natura-Veal und Ammenhaltung. Er strebt eine möglichst effiziente und intensive Fleischproduktion an.

Toni Meier betreibt in Flaach in einer Betriebsgemeinschaft einen tierlosen Biobetrieb mit einer auf Getreide betonten Fruchtfolge. Eine Reduktion der Durchfahrten und die Direktsaat im Biolandbau sind betriebliche Herausforderungen, die er sich gestellt hat.

Christian Weber