Es juckt und kratz. Im Stall breitet sich Unruhe aus. Die Haut ist gerötet und zeigt gar haarlose Stellen. Schorf bildet sich. Es kann sich um ­sogenannte Ektoparasiten (äussere Parasiten) handeln, welche entsprechende Symptome auslösen. Die häufigsten in der Schweiz sind Läuse, Milben und Haarlinge. Sehr selten treten auch Dasselfliegen-Larven auf, welche die meldepflichtige Dasselkrankheit auslösen, sagt Johann Lauener, ehemaliger Grosstierarzt. Ein Befall mit Ektoparasiten zeigt sich zuletzt im Milchtank, wenn durch Juckreiz und Belastung der Immunabwehr die Milchleistung einbricht. Dies komme vor allem bei einem Räudebefall vor. Mit Haarlingen und Läusen werden Tiere über drei Jahren kaum mehr befallen, sagt Lauener.

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Eine Faktorenkrankheit

Ektoparasiten sind ein Herdenproblem. Die Ansteckung erfolgt von Tier zu Tier oder über die Stalleinrichtungen, wie z. B. Kuhbürsten. Rinder, die keine sichtbaren Hautveränderungen zeigen, können ebenso Träger von Ektoparasiten sein und damit andere Tiere anstecken. Jungtiere sind gemäss Johann Lauener häufiger betroffen als Milchkühe, weil deren Immunabwehr noch nicht vollständig ausgebildet ist.

Doch wie kommt es zu einem Befall? Ein Ektoparasitenbefall ist eine Faktorenkrankheit. D. h. verschiedene Faktoren begünstigen einen Befall. Diese sind primär in der Haltung und Fütterung zu finden. Johann Lauener nennt hier:

  • ein schlechtes Stallklima, d.h. eine hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Stalltemperaturen;
  • Schwitzen der Tiere, wenn diese beim Einstallen in den Wärmestall nicht geschoren werden;
  • eine Überbelegung im Stall, was den Stress unter den Tieren erhöht;
  • eine Schwächung der Abwehrkräfte durch bakterielle oder virale Infektionen, Wurmbefall;
  • Quarantäne nicht eingehalten von Zukauftieren bei Verdacht auf einen Befall (mind. 14 Tage Quarantäne nötig).

Zudem fördert ein dunkler Stall sowie die Anbindehaltung das Auftreten von Ektoparasiten. Bei letzterem können Tiere nur eingeschränkt Körperpflege betreiben. Belastungsphasen wie Laktationsbeginn und Trächtigkeit spielen ebenso eine Rolle. 

Ausschalten und behandeln

Ektoparasiten lassen sich vorbeugen, wenn die genannten Faktoren ausgeschaltet werden, sagt Johann Lauener. Sind Ektoparasiten bereits im Stall, könnten nach vorgängiger Diagnose durch den Bestandestierarzt verschiedene spezifische Medikamente angewandt werden. «Dies aber immer zusammen mit der Behandlung der Umgebung inkl. der Geräte und Ausschaltung der begünstigenden Faktoren», rät Lauener. Es gibt, meist rezeptpflichtige, Medikamente (z. T. Pyrethroide), um die Tiere zu waschen. Sie sollten vorher allerdings geschoren werden, weisst Lauener hin. Die Mittel werden entweder auf den Rücken gegossen oder injiziert (Wartezeiten für die Milch beachten!). Eventuell muss die Behandlung wiederholt werden. Lauener betont, dass jeweils die ganze Tiergruppe behandelt werden sollte, weil meist mehrere Tiere angesteckt sind.  

Die meisten Probleme mit Ektoparasiten treten im Herbst und Winter auf. Auch im Sommer ist ein Befall möglich, sagt der ehemalige Grosstierarzt. Hier fehlen aber häufig einige der begünstigenden Faktoren oder sind schwächer und daher ein geringeres Problem.

Läuse 

Rinderläuse (1,5 bis 3 mm gross) sind Blutsauger und bevorzugen auf der Haut vor allem dünnhäutige Körperstellen wie Kopf, Ohren, Horngrund, Hals, Schultergegend, Brust, Schwanzwurzel, Eulenspiegel und Hodensack. An der Stichstelle kommt es zu starkem Juckreiz, was zu Unruhe, ständigem Scheuern und Belecken bei den Tieren führt. Die betroffenen Stellen werden haarlos (nicht scharf von der Umgebung abgegrenzt). Es können sich blutige Scheuerstellen, Ekzeme, Krusten und chronische Hautverdickungen bilden. 

Ein starker Läusebefall tritt vor allem in Laufstallhaltung und bei feuchtwarmem Stallklima auf. Begünstigend wirken auch Endoparasiten, Fütterungsmängel und lange Behaarung. Bei einem sehr starken Befall kann der Blutentzug durch Läuse bei Kälbern und Jungrindern zum Teil eine tödliche Anämie auslösen.

Haarlinge 

Haarlinge (bis 1,5 mm) sind mit dem blossen Auge sichtbar. Sie leben von Rinderhaaren, Hautschuppen und Hautdrüsensekreten und sind vor allem im Bereich der Schwanzwurzel, an der Kruppe, am Hals und am Rücken zu finden. Sie sind keine Blutsauger. Auffällig sind pappig-verklebte Haare im Bereich des Haaransatzes, Haarausfall (nicht scharf begrenzt) und Juckreiz bis zu blutigem Scheuern. 

Bei einem geringen Befall können die Symptome unbemerkt bleiben oder fälschlicherweise als nicht behandlungs­relevant gedeutet werden. Ein massiver Befall ist meist nur bei einer engen Aufstallung im Winter zu beobachten. Anfällig sind vor allem geschwächte, immunschwache Tiere.

Läuse und Haarlinge treten häufig gemeinsam auf, weshalb Präparate empfohlen werden, die gegen mehrere Ektoparasiten gleichzeitig wirken.

Räude 

Die Räude können verschiedene Milbenarten verursachen, die auf oder in der Haut parasitieren. Eine Infektion führt bei den betroffenen Rindern zu Hautveränderungen wie starkem Juckreiz, Haarausfall und blutigem Wundscheuern. Wird der Befall nicht behandelt, kommt es zu starker Krustenbildung und Hautverdickung. Diese Veränderungen sind am Schwanzansatz, in Gelenkbeugen, an Milchspiegel und Schenkeln, am Hals und am Kopf zu finden. Durch das Scheuern und Kratzen können sich Wunden bilden, die wiederum ideale Infektionspforten für Pilzsporen (Flechten) und Bakterien darstellen.

Die Räude wird mit milbenwirksamen Präparaten lokal oder systemisch behandelt, gegebenenfalls wiederholend. Räudemilben können je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit auch ausserhalb des Wirtes an Melkständen, Stalleinrichtungsgegenständen und Stallgeräten einige Wochen überleben – eine Behandlung dieser ist deshalb ratsam.

Dasselfliegen (sehr selten)

Dasselfliegen können in den Sommermonaten die Tiere stark belästigen, was einen negativen Einfluss auf die Milch- und Mastleistung haben kann. Zudem können sie verschiedene Krankheitserreger übertragen. Die Hauptschwärmzeit der Dasselfliegen (13–15 mm)  ist von Mai bis September. Die bis zu 800 Eier werden bevorzugt an den Gliedmassen und am Unterbauch abgelegt. Die Larven bohren sich durch die Haut und beginnen eine Wanderung in die Unterhaut des Rückens. Dadurch bilden sich die ­äusserlich gut erkennbaren Dasselbeulen.

Gemäss BLV ist die Krankheit in der Schweiz seit 2002 praktisch ausgerottet und wird nur noch vereinzelt festgestellt. Bei einem Befall lässt sie sich medikamentös behandeln. In Seuchengebieten wird auf Anweisungen des Kantonstierarztes das Medikament auch zur Vorbeugung gegeben. Verdachtsfälle sind dem Bestandestierarzt zu melden.