Tête de Moine ist beliebt. Im Interview verrät Martin Siegenthaler, Geschäftsführer der Vereinigung der Tête-de-Moine-Fabrikanten, so einiges über den Rohmilchkäse.

Martin Siegenthaler, Tête de Moine ist ein gern gesehener Gast auf Käseplatten. Durch Corona brauchte es davon aber weniger. In welchem Ausmass hat sich die Pandemie auf den Verkauf ausgewirkt?

Ganz am Anfang der Pandemie im Jahr 2020, aber nur während rund zwei Monaten, war der Export vom Tête de Moine AOP deutlich schwächer. Nachher ist die Nachfrage nach Tête de Moine konstant gestiegen und konnte nicht immer gedeckt werden. Unsere Kunden gönnen sich auch im Homeoffice oder in ihrer Freizeit gerne ein gutes Stück Schweizer AOP Käse und natürlich auch unsere Tête de Moine Rosetten.

Mussten die Produzenten Einschränkungsmilch in Kauf nehmen?

[IMG 2]Im Jahr 2020 musste die Produktion während zwei Monaten reduziert werden, bis sich die Lage geklärt hat. Bisher läuft es wieder rund und wir können deutlich weiterwachsen. Im letzten Jahr konnten wir die Produktion, wie auch den Absatz um rund 15% steigern auf über 3000 Tonnen. Zum ersten Mal in der Geschichte konnte die Grenze von 3000 Tonnen Tête de Moine AOP pro Jahr überschritten werden. Die Nachfrage nach unserem hochwertigen AOP-Produkt war und ist bisher ungebrochen hoch. Wir waren im letzten Jahr sogar auf der Suche nach mehr Milch und Milchproduzenten, so dass unsere Mitglieder nicht nach anderen Verarbeitungsmöglichkeiten suchen mussten. Wir konnten im letzten Jahr nicht alle Promotionen durchführen oder neue Kunden bedienen. 

Wie sieht die Situation jetzt aus?

In diesem Jahr können wir die Mengen nochmals steigern und hoffen, so der hohen Nachfrage besser gerecht zu werden. Wir sind immer noch optimistisch und hoffen, dass wir auch in diesem Jahr nochmals kräftig wachsen können. Die Produktion läuft auf Hochtouren. Wir bleiben aber aufmerksam und sind uns bewusst, dass sich die Situation schnell ändern kann. Der Eurowechselkurs, die steigende Inflation im Euroraum, wie aber auch in Amerika und der Krieg in der Ukraine beschäftigten auch uns. Zudem sind die Produktionskosten auf der ganzen Linie gestiegen für die Milchproduzenten, Käser und auch Affineure, aus diesem Grund haben wir uns entschlossen die Preise noch in diesem Jahr zu erhöhen. Aus meiner Sicht werden wir die Auswirkungen dieser Preiserhöhung erst richtig im nächsten Jahr zu spüren bekommen und einschätzen können. Wir hoffen, dass wir durch unsere Einzigartigkeit, die Rosette, weniger unter Druck kommen als unsere Mitbewerber.

Wie viele Bauernfamilien produzieren Milch für Tête de Moine?

Wir haben rund 240 Milchproduzenten und konnten im letzten Jahr neue Milchproduzenten integrieren. Auch in diesem Jahr kommen neue Produzenten dazu, welche die Auflage von unserem Pflichtenheft, wie Rohmilch, Fütterung (Gras und Heu, kein Silo), Berggebiet und innerhalb der AOP-Zone (nur Teile vom Kanton Jura und Berner Jura) erfüllen.

Am ersten Maiwochenende fand bereits zum fünften Mal das Tête de Moine-Fest in Bellelay im Berner Jura statt. Die Veranstaltung zog übers ganze Wochenende rund 13 000 Besucherinnen und Besucher an, heisst es vonseiten der Organisatoren. Zur diesjährigen Ausgabe des Fests wurden spezielle Heuskulpturen realisiert. Zudem wurde eine Schaukel erstellt, welche von zwei Springbrunnen umrundet ist. Dies soll die Wichtigkeit der RAohmilch für den Tête de Moine darstellen. Bei einer Käsedegustation konnte das Publikum nach dem offiziellen Degustationssystem des Schweizer Wettbewerbs Regionalprodukte beurteilen. Die Publikumspreise gingen an die Käserei Amstutz in Fornet-Dessous für den Tête de Moine AOP Classic. Der Preis für den besten Tête de Moine AOP Reserve ging an die Käserei der Franches Montagnes in Le Noirmont. Beide Gewinner erhielten eine goldene Girolle als Auszeichnung, schreibt die Interprofession. [IMG 5]

Wie viele Liter pro Jahr werden gesamthaft verarbeitet und wieviel Tête de Moine schaut dabei heraus?

Wir konnten im Jahr 2021 knapp 34 Millionen Kilogramm Milch verarbeiten oder knapp 4 Millionen Kilogramm mehr Milch als im Vorjahr 2020. Was rund 3035 Tonnen ausgereift Tête de Moine AOP entspricht oder anders ausgedrückt rund 3,65 Millionen Laibe Tête de Moine. Sprich, im Schnitt wurden rund 10 000 Laibe pro Tag bei einem Durchschnittsgewicht von rund 800 Gramm pro Käselaib hergestellt.

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Wie hoch ist der momentane Milchpreis?

Die Sortenorganisation hat keinen fixen Milchpreis, sondern macht nur eine Empfehlung bei Veränderungen an ihre Mitglieder. Der Milchpreis wird dann zwischen der Genossenschaft und dem Milchkäufer abgemacht. Wir können aber sagen, dass wir auf Augenhöhe mit dem Gruyère sind und in diesem Jahr den Preis nochmals erhöhen werden.

Hat der Krieg in der Ukraine Auswirkungen auf den Export?

Unsere Exporteure konnten in den vergangenen Jahren in Russland einen interessanten Markt aufbauen und konstant erhöhen, welcher leider nun zum Erliegen gekommen ist. Wir sind aber überzeugt, dass wir diese Menge in anderen Märkten absetzten können.

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Welches sind die wichtigsten Exportländer?

Im Export sind für uns Deutschland (Jahr 2021: 1032 Tonnen), Frankreich (535 Tonnen), Spanien (rund 125 Tonnen), sowie Benelux (Belgien, Holland und Luxemburg;  72 Tonnen) die wichtigsten Länder nebst dem wichtigen Heimmarkt. Unsere Affineure und Händler exportieren aber in rund 45 Länder weltweit.

Tête de Moine gilt als Exportschlager. Wie hoch ist der Anteil der produzierten Gesamtmenge, welcher exportiert wird?

Der Export ist für uns sehr wichtig. Es geht rund 65 % von unserem Produkt ins Ausland, wobei Europa mit Abstand der wichtigste Markt für uns ist.