Beim Ammoniak sind die Zahlen geradezu vernichtend: die Umweltziele Landwirtschaft (UZL) verlangen eine Reduktion der landwirtschaftlichen Emissionen dieses stickstoffhaltigen Gases auf unter 25'000 Tonnen pro Jahr. 2020 lag der schweizweite Wert bei 41'300 Tonnen Ammoniak, zeigt ein aktualisierter Bericht der Berner Fachhochschule, von Agroscope und der Oetiker+Partner AG. 1990 waren hierzulande noch 56'300 Tonnen Ammoniak aus landwirtschaftlichen Quellen verzeichnet worden.

Rückgang mit schalem Beigeschmack

In Prozent beträgt der Rückgang der Ammoniak-Emissionen seit 1990 23 Prozent. Der Haken am Ganzen: Seit ungefähr 2004 stagniert der Wert, weit über der Zielmarke gemäss UZL. «Die fördernden und hemmenden Faktoren haben sich weitgehend aufgehoben», führen die Autoren des Berichts aus.

Für die Reduktion bis 2004 nennt man als Gründe hauptsächlich die abnehmenden Tierzahlen und den geringeren Einsatz von Stickstoffdüngern nach der Einführung der Pflicht für eine ausgewogene Stickstoff- und Phosphorbilanz in der Direktzahlungsverordnung.

Weniger Rinder und Schweine, dafür mehr Geflügel

Rindvieh verursacht mit 77 Prozent den grössten Teil der Ammoniak-Emissionen aus der Schweizer Landwirtschaft. Der Rückgang des landesweiten Rinder- und Schweinebestands um 18 Prozent bzw. 28 Prozent nach 1990 brachte tiefere Emissionswerte mit sich (um 16 bzw. 49 Prozent in der jeweiligen Tierkategorie). Gleichzeitig wurde aber 32 Prozent mehr Ammoniak via Geflügelhaltung ausgestossen, da sich dort der Bestand mehr als verdoppelt habe.

Mehr aus Ställen, weniger aus dem Lager

Video mit PraxiserfahrungenDiese Massnahmen gegen Ammoniak empfiehlt Agridea für alle Rindvieh-StallneubautenMontag, 9. Mai 2022 In Ställen und Laufhöfen haben die Ammoniak-Verluste seit 1990 um 19 Prozent zugenommen, dies im Zusammenhang mit dem Trend zu tierfreundlicheren Laufställen beim Rindvieh und Mehrflächenbuchten sowie Auslauf bei Schweinen. Beides vergrösserte die Emissionsflächen, halten die Autoren fest.

Die Mehr-Emissionen als Folge grösserer Ställe konnten in den letzten Jahren durch verschiedene Massnahmen kompensiert werden. Dank abgedeckter Hofdüngerlagern und angepasster Verfahren für die Ausbringung gingen die Ammoniak-Verluste daraus um jeweils 17 bzw. 41 Prozent zurück. Ausserdem kam eine Studie im Auftrag des Schweizer Tierschutz (STS) im Juni 2022 zu dem Schluss, dass eine flächendeckende Einführung von BTS- und RAUS was gasförmige Stickstoff-Verluste angeht in einem Vollweide-Szenario kompensierbar wären. Ammoniak dürfe nicht gegen das Tierwohl ausgespielt werden, so das Fazit des STS.

Hebel bei Ausbringung, Ställen und Futter

Stickstoff sparenVier Tipps zur Reduktion von Ammoniakverlusten beim GüllenDienstag, 28. Juni 2022 Die bisher unternommenen Bemühungen sind demnach nicht erfolglos geblieben, obwohl in der Gesamtbilanz eine Annäherung an den Zielwert kaum sichtbar ist. Noch immer liegt die Hofdüngerausbringung aber gemäss dem aktualisierten Bericht mit einem Anteil von 44 Prozent der Ammoniak-Emissionen an der Spitze, gefolgt von Stall und Laufhof (36 Prozent). Zumindest bei Ersterem dürfte mit entsprechender Technik und sorgfältiger Wahl eines günstigen Zeitpunkts für die Ausbringung noch Einspar-Potenzial bestehen. Beim Stallbau sollen sich bauliche Massnahmen überdies auch fürs Tierwohl bezahlt machen und via Futter lässt sich direkt an der Quelle ansetzen, bevor zu viel Stickstoff überhaupt wieder ausgeschieden wird.