Immer wieder kämpft die Schweiz mit Engpässen bei unterschiedlichen Tierarzneimitteln (TAM). «Momentan ist die Versorgung bei Impfstoffen, Infusionslösungen und Euterinjektoren kritisch», schreibt der Bundesrat in einer Mitteilung. Anders als in der Humanmedizin muss, wer lebenswichtige TAM herstellt oder vertreibt, nicht melden, wenn sich Versorgungsstörungen abzeichnen. Dies verhindert eine frühzeitige Reaktion auf Engpässe.

Versorgungsengpässe ersichtlich machen 

Zur künftigen Vermeidung richtet die Veterinär-Pharmabranche gemäss Mitteilung für 2025 eine zentrale Meldestelle für Versorgungsstörungen von als lebenswichtig eingestuften TAM ein. Zu finden sein werde diese auf der Plattform Vetpoint, die einen Grossteil der relevanten Akteure einbindet.

Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) werde fortan im Auftrag des Bundesrats die Bemühungen der Industrie beobachten. Seine Erkenntnisse werde das WBF in einem Bericht festhalten und dem Bundesrat bis 2026 einen Vorschlag für das weitere Vorgehen unterbreiten.

Dankbar für Engagement der Firmen

«Grundsätzlich begrüsst die GST alles, was hilft, die Versorgungslage mit Tierarzneimitteln zu verbessern», so die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) auf Anfrage der BauernZeitung. Nicht verständlich sei jedoch, weshalb der Bund nicht wie in der Humanmedizin eine Meldeplattform für TAM geschaffen habe.

«Wir sind Vetpoint und den weiteren involvierten Firmen für ihr Engagement dankbar, industrieseitig eine Meldestelle für Versorgungsstörungen zu schaffen. Wenn sie das Projekt entsprechend den Resultaten vorangehender Sitzungen mit dem BWL umsetzen, ist es ein erster, guter Schritt in die richtige Richtung», so die GST.

Wichtig für die Tierärzteschaft

Dass das Thema endlich angegangen werde, sei für die Tierärzteschaft ausserordentlich wichtig. Denn neben den seit Jahren stetig zunehmenden Liefer- und Versorgungsengpässen sei die Lagerhaltung von den veterinär-pharmazeutischen Firmen weitgehend an die Tierarztpraxen abgeschoben worden.

«Die Praxen müssen diese Lager bewirtschaften können und brauchen dazu die entsprechenden Informationen. Sie müssen wissen, ob ihr Lager zur Überbrückung eines Engpasses reicht, oder ob sie einen Import organisieren müssen», erklärt die GST.

Beschaffung kostet Geld und Ressourcen

Zu erwartende Lieferengpässe würden von den Firmen aber oft erst spät offengelegt. Dies verhindere eine zeitige Organisation von Sonderimporten oder eine Mehrproduktion bei anderen Firmen/Lieferanten, wodurch die Versorgung wie zum Beispiel bei den Kalziuminfusionen kritisch werden könne.

Optimal wäre daher laut GST eine koordinierte Suche nach Alternativen, wie es die Meldestelle in der Humanmedizin übernimmt, anstatt dass jede Praxis einzeln danach suchen muss. «Die Besorgung von fehlenden Tierarzneimitteln bindet in den Praxen viele Ressourcen und kostet entsprechend. Diese Kosten müssen den Kunden weiterverrechnet werden», so die GST.