AboViehzucht«Es ist ein bewusster Entscheid gegen die Mainstream-Meinung in der Viehzucht»Montag, 23. Mai 2022 Die Frage nach der «richtigen» Kuh ist wahrscheinlich die zentralste für einen Milchviehbetrieb. Wie wichtig ist mir der Gesamtzuchtwert? Will ich eine reinrassige Herde und riskiere dafür einen höheren Inzuchtgrad? Welche Rolle spielen Milchleistung, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit in meiner Zuchtstrategie? David Schwager aus Wängi im Kanton Thurgau sagt: «Ich will eine robuste, langlebige, mittelgrosse Kuh, die keine Einbussen in der Leistung hat.»

Häufiger Futterwechsel wegen dem Eingrasen

Bis vor sechs Jahren standen in seinem Stall reine Holstein- und Red-Holstein-Kühe.

«Die Holsteinkühe kamen ab einem gewissen Leistungsniveau an den Anschlag.»

David Schwager zu den Schwächen seiner Holstein-Kühe

Auf einem silofreien Betrieb mit Eingrasen und Weiden und ohne Mischwagen die Energieabdeckung über die Fütterung zu decken, sei eine Herausforderung. Hinzu kam, dass er einige Kühe in der Herde hatte, die mit dem raschen Futterwechsel nicht zurechtkamen. Schwager grast während der Vegetationsperiode ein, was bei einem Parzellenwechsel immer wieder zu Schwankungen in der Ration führt. Im Sommer bekommen die 100 Milchkühe Gras und Heu, im Winter Heu und Emd. Kraftfutter, Mineralstoffe und Maiswürfel fressen sie im Melkroboter.

Genetik einer dänischen Firma

Die Schwankungen der Körperkonditionen der Kühe gaben den Ausschlag, dass sich Schwager 2016 an etwas Neues heranwagte. Er begann mit der Kreuzungszucht nach dem System Pro Cross der dänischen Firma Viking Genetics. Pro Cross ist ein 3-Rassen-Rotations-Kreuzungszuchtprogramm, bei dem folgende Rassen eingesetzt werden:

  • Viking Holstein: widerstandsfähige, mittelgrosse Kühe, die futtereffizient sind und viel Milch und Inhaltsstoffe produzieren.
  • Viking Red: gesunde, leichtkalbige und langlebige Kühe mit viel Milch und hohen Inhaltsstoffen.
  • Coopex Montbéliarde: robuste und anpassungsfähige Kühe, die sich durch Leichtkalbigkeit und sehr gute Fruchtbarkeit auszeichnen.

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Schneller Erfolg dank Heterosiseffekt

AboViehzuchtRotationskreuzung: Eine spannende Alternative zur ReinzuchtMittwoch, 1. Dezember 2021 Bei der Rotationszüchtung macht man sich den Heterosiseffekt zu Nutze: Je weniger verwandt zwei Rassen sind, desto grösser ist die Verbesserung der Eigenschaften bei den Nachkommen (Hybriden). Die Heterosis bleibt in den ersten beiden Generationen bei 100 Prozent und geht dann zurück, wenn die erste Rückkreuzung stattfindet. Nach einigen Generationen liegt die Heterosis bei 86 Prozent. 

Die Genetik von Holstein und Red Holstein bezieht Schwager von Swissgenetics und Select Star, die Genetik von Montbéliarde von der französischen Firma Coopex. Viking Genetics gibt einen Stierenkatalog für Pro Cross mit allen drei Rassen heraus. Bestellen kann man die Samendosen auf Reservation über Swissgenetics und Select Star.

Die Kühe und die Kälber sind vitaler

AboViehzuchtDer Weg zur idealen Kuh: Zuchtziele setzen und mit gezielter Anpaarung erreichenFreitag, 29. April 2022 Viking Genetics verspricht gesunde, fruchtbare, mittelgrosse Kühe, die langlebig und einfach zu handhaben sind sowie einen Tages-gewinn von neun Prozent im Vergleich zu reinrassigen Holsteinkühen. Auf ihrer Website schreibt die Firma: «Die Kombination von Viking Holstein, Viking Red und Coopex Montbéliarde hat sich als die rentabelste Kreuzung erwiesen. Die drei Rassen sind nicht verwandt, hochproduzierend und für intensive Produktionsbetriebe gut geeignet.» David Schwager bestätigt dies. Die durchschnittliche Leistung auf dem Betrieb liegt bei 9800 kg pro Kuh.

Die durchschnittliche Leistung der Kreuzungskühe liegt bei 9300 kg. «Wobei erst Kühe mit der 1. und 2. Laktation abgeschlossen haben», merkt der Landwirt an. «Die Kühe machen keine Probleme», berichtet er. Noch weniger Probleme würden die Kälber machen. «Die sind vitaler und weniger krankheitsanfällig als die reinrassigen.»

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Inzwischen sind 20 Prozent von Schwagers Herde Kreuzungstiere. Ganz verdrängen möchte er die Holsteinkühe aber nicht. «Eine mittelgrosse Holsteinkuh, die eine gewisse Robustheit hat, besame ich weiterhin mit Holsteinstieren.» Alles auf die Karte Rotationskreuzung setzen will er nicht, auch wenn er vom System überzeugt ist.

Ohne konsequente Umsetzung funktioniert es nicht

Die grösste Herausforderung bei Pro Cross ist die konsequente Umsetzung, sprich das Abwechseln der drei Rassen.

«Wichtig ist, dass man daran festhält, auch wenn man das Gefühl hat, jetzt habe ich die optimale Kuh»,

David Schwager zur Umsetzung von Pro Cross.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Nachzucht. Weil es sich um Kreuzungstiere handelt, gibt es keine Zahlen und auch keinen Zuchtnachweis. Schwager hat bis jetzt alle weiblichen Tiere im eigenen Betrieb behalten. Die Aufzucht geschieht auf dem Betrieb seines Bruders.

«Eine Anlaufstelle wäre hilfreich»

AboViehzuchtTriple A als Hilfsmittel für die AnpaarungFreitag, 20. Mai 2022 Rotationskreuzung ist in der Schweiz noch nicht verbreitet. Zahlen, wie viele Betriebe mit Pro Cross arbeiten, gibt es nicht. Schwager würde es begrüssen, wenn es eine Anlaufstelle gäbe, wo sich Interessierte informieren könnten. Zum Potenzial von Pro Cross sagt er: «Ich denke, viele Betriebe suchen das, was Rotationszüchtung ermöglicht, aber die wenigsten getrauen sich, diesen Schritt zu machen.»