«Ich fühle mich betupft.» Landwirt Hanspeter Brunner aus Kappelen im Berner Seeland ist die emotionale Gefühlslage am Telefon deutlich anzuhören. Grund ist der gesprayte Schriftzug «Fertig Giftbarone» auf mehreren geteerten Feldwegen in der Nähe der Gemeinde Kappelen. «Wir machen doch nichts Verbotenes. Alle Mittel, die wir einsetzen, sind schliesslich vom Bund zugelassen», rechtfertigt sich der Landwirt.

Der Text ist an allen drei gefundenen Standorten in Blickrichtung Kappelen gesprayt worden. Für Brunner liegt die Vermutung nahe, dass es sich gezielt gegen Kappeler Landwirte richtet, da die Gemeinde mehrfach wegen zu hoher Werte von Abbauprodukten des mittlerweile verbotenen Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil im Fokus der Tagesmedien stand. Hanspeter Brunner fühlt sich ratlos, wie er mit solch einer Situation umgehen soll. 

 

Wie gehen Sie mit Angriffen um?

Liebe Bauernfamilien,
wurden Sie auch schon mal indirekt oder aber direkt wegen Ihrer Arbeit verbal oder schriftlich angegriffen? Uns interessiert, wie Sie damit umgegangen sind, was Sie allenfalls unternommen haben. Senden Sie uns Ihre Erfahrung per Mail mit dem Betreff Bauernbashing an: redaktion.be(at)bauernzeitung.ch oder per Post an:
Schweizer Agrarmedien AG, Redaktion BauernZeitung Nordwestschweiz, Bern und Freiburg, Dammweg 3, 3000 Bern 22. 

 

Der Bauernpräsident rät, ruhig zu bleiben

Hans Jörg Rüegsegger, Präsident des Berner Bauernverbands, hat selbst schon anonyme Briefe oder den Stinkefinger gezeigt bekommen, wenn er mit der Feldspritze unterwegs war. Einen pauschalen Tipp, wie damit umgehen, gebe es nicht. Er rät jedoch, ruhig zu bleiben und selbstbewusst und überlegt zu handeln. Zudem gelte es, sich bewusst zu machen, dass das Leute sind, die keine Ahnung von Lebensmittelproduktion haben.

Hans Jörg Rüegsegger macht deutlich: «Die Kappeler Bauern müssen sich, ob des Schriftzugs Giftbaron nicht betroffen fühlen. Wir Landwirte schützen die Pflanzen, wie jeder Mensch seinen eigenen Körper, falls nötig mit Medikamenten, schützt.»  Er ruft jedoch dazu auf, jede Gelegenheit zum persönlichen Gespräch und Dialog mit Konsumenten wahrzunehmen. Beispiele, wie Lebensmittelproduzenten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erklären können, liefert das Video des Schweizer Bauernverbands. 

Die Landwirte sind ebenfalls gefordert

Derselben Meinung ist auch Daniel Weber, Präsident der Landwirtschaftlichen Organisation Seeland. «Wir können nicht mehr machen, als den Leuten immer wieder unsere Arbeit zu erklären.» Die Verbände und Organisationen würden in dieser Hinsicht viel leisten, es müssten aber auch die einzelnen Landwirte und Bäuerinnen dabei mithelfen, fordert er.