Stefan Gfeller, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), stellte an der Interkantonalen Fachtagung Freilandgemüse in Tänikon TG fest, dass die Spezialisierung der Gemüsebaubetriebe im Seeland weit fortgeschritten ist. Er führte weiter aus, dass eine hohe Konzentration der Gemüsekulturen auf engem Raum den Schädlings- und Krankheitsdruck erhöhe und die Einhaltung minimaler Anbaupausen nur durch einen überbetrieblichen Flächenabtausch möglich sei. Der politische Druck zur Reduktion des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes und der Rückzug von Pflanzenschutzmittel-Produkten verstärke zudem die Bedeutung von Fruchtfolgen.

Planung und Entwicklung gemeinsam mit Produzenten

Die HAFL widme sich aktuell einem Projekt zur digitalen Fruchtfolgeplanung (digi-FFP).

Deren Projektziel ist: Die Förderung von optimalen Fruchtfolgen durch die Entwicklung eines digitalen Tools zur Fruchtfolgeplanung innerhalb des eigenen Betriebes oder für den überbetrieblichen Flächenabtausch. 

Eine hohe Anwenderfreundlichkeit des Tools ist gewährleistet, weil die Planung und Entwicklung gemeinsam mit Gemüseproduzenten stattfindet. Es erfolgt die Georeferenzierung der Parzellen und deren Verknüpfung mit Standort- und Anbaudaten. Die Entwicklung von Schnittstellen zu Aufzeichnungsprogrammen (Leguma, e-Feldkalender) erlauben es, dass Daten nur einmal erfasst werden müssen. 

Die Hauptfunktionen der Software von digi-FFP sind: Anzeige der Parzellen und Fruchtfolge auf einer Karte des eigenen Betriebes sowie die Suche nach verfügbaren Parzellen für eine spezifische Kultur. Weiter kann die Fruchtfolge manuell geplant und auf Korrektheit überprüft werden. Ein Export der geplanten Fruchtfolge ins Aufzeichnungsprogramm ist eine weitere Funktion, die entwickelt werden soll. 

Tool unterstützt Suche nach Tauschpartnern

Nebst dem eigentlichen Tool spielen die Bereitschaft und die Rahmenbedingungen für den überbetrieblichen Flächenabtausch eine grosse Rolle. Dazu erfolgte eine Analyse der institutionellen Rahmenbedingungen. Analysiert wurden die Pachtreglemente von zwölf Gemeinden im Seeland. Durch qualitative Interviews mit 13 Gemüseproduzentinnen und -produzenten und Betriebsleitern von Ackerbau und gemischten Betrieben des Seelands (Bern, Freiburg) versuchte man, mehr über sowohl fördernde wie eher hemmende Faktoren beim Flächenabtausch zu erfahren. Das Alter der Interviewpartner lag zwischen 31 bis 56 Jahren.

Die Themenbereiche waren: Betriebsinformationen, aktuelle und frühere Erfahrungen mit Flächenabtausch sowie Gründe für Flächenabtausch. 

Das Fazit zu den Bedingungen für den Flächenabtausch und die Toolnutzung lautet: Die Distanz zur Fläche grenzt das Gebiet von möglichen Tauschpartnern ein. Das Tool unterstützt die Suche in einem bestimmten Radius.

Flächenabtausch soll optimiert werden

Das Zwischenmenschliche und Vertrauen darin, dass die Fläche beim Abtausch sorgfältig behandelt wird, stelle eine der wichtigsten Voraussetzungen dar. Die Eigenschaften des Bodens müssten bekannt sein, die Fruchtfolge sowie allfällige Infrastrukturen auf der Parzelle. Hierfür liefere das Tool die nötigen Informationen. 

Die finanzielle Abgeltung wird als zweitrangig erachtet, aber es sollte trotzdem für alle Beteiligten ein Vorteil durch den Abtausch entstehen. Das grosse «Aber» dabei: Stefan Gfeller stellte fest, dass Enthusiasmus und momentaner Bedarf zu gering sind, um mit einem neuem Partner Fläche abzutauschen. Jedoch kann das Tool grosse Betriebe mit vielen Parzellen bei der Planung unterstützen oder bereits praktizierter Flächenabtausch kann optimiert werden.