Gut hätten sich die Energiepreise wieder normalisiert, sagte Hans Aschwanden im Jahresrückblick. Der Käseexport sank 2022 jedoch um 6,7 %, der Absatz im Detailhandel schrumpfte und die Lager seien voll. Doppelt betroffen waren vor allem die Käser, die Schweine mästen. Die tiefen Jagerpreise und die vollen Lager und entsprechenden Absatzschwierigkeiten belasten das Betriebsergebnis.
Nicht einverstanden mit dem Verordnungspaket
Auch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) tanzt nicht nach der Pfeife der Käser. Der Bundesrat möchte die Verkäsungs- und Siloverzichtszulage künftig direkt an die Milchbauern auszahlen, wogegen sich die Fromarte wehrt – notabene ist auch die SMP gegen die direkte Auszahlung an die Milchproduzenten. «Ich bin gespannt, wie die Verwaltung und der Bundesrat entscheiden werden», sagte Hans Aschwanden.
«80 % der AP wird in der Wandelhalle gemacht. Treiber sollte aber der Markt sein.»
Hans Aschwanden, Präsident Fromarte
Heute sei es so, dass die Landwirtschaft und die vor- und nachgelagerten Bereiche zu 80 % durch die «Wandelhalle» gemacht würden und nur zu 20 % in der «Markthalle». «Der Markt sollte der Treiber sein», findet Aschwanden. Aber er fand doch noch anerkennende Worte für das Bundesamt für Landwirtschaft. So werde in der AP 2030 das ganze Ernährungssystem miteinbezogen – also alle Akteure der Wertschöpfungskette bis hin zu den Konsumenten. Dies laut dem Bericht zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik, welchen die Fromarte-Geschäftsstelle gerade auf Herz und Nieren durchackert und gründlich prüft. [IMG 2]
Audits verzögerten sich
Auch verbandsintern lief nicht alles nach Plan. Im Bereich des Branchenstandards QM Fromarte verzögerte sich die Genehmigung für die gewerbliche Milchverarbeitung. Sie erfolgte erst im Januar 2023. Aktuell steht die Rezertifizierung der Branchenlösung Arbeitssicherheit an, nachdem sie von den Auditoren nicht akzeptiert worden war. Das Nachaudit erfolgt im Herbst.
Fünf an Meisterfeier
Die Fromarte ist eine Trägerorganisation des Schweizerischen Milchwirtschaftlichen Vereins (SMV), dessen Präsident turnusgemäss Hans Aschwanden ist. Auch in diesem Bildungsbereich lief nicht alles flott. Das Qualifikationsverfahren war zeitlich stark im Verzug, was zu personellen Konsequenzen auf der Geschäftsstelle führte.
[IMG 3]Aber nicht nur, von den acht angehenden Meisterkäsern konnten nur fünf an der Delegiertenversammlung ihr Diplom Höhere Fachprüfung Milchtechnologen entgegennehmen. Bei den übrigen drei, Rémi Grand, Marcel Walther und Kilian Florian Niffeler, waren der Prüfungsparcours und die Notengebung noch nicht abgeschlossen.
Die Diplomfeier der neuen Käsermeister war neben dem tollen Käsebuffet denn auch das Highlight der Delegiertenversammlung. Gerne liessen sich die neuen Meister Robin André, Cornel Betschart, Dulguum Enkhtsetseg, Martin Felder und David Piller feiern.
Highlight der Käsebranche 2023: Vom 11. bis 13. Oktober findet in Grangeneuve die internationale Konferenz für Rohmilchprodukte und handwerklich hergestellte Milchprodukte statt. Mehr Infos hier
«Der Neubau kostet 16 Millionen Fr.»
Geplant war, dass der Kanton Freiburg ein neues Produktionsgebäude zur Herstellung von Käsekulturen auf dem Campus Grangeneuve-Posieux erstellt. Nun aber übernimmt die Liebefeld Kulturen AG die Bauherrschaft.[IMG 4]
Wie ist es dazu gekommen, dass die Liebefelder Kulturen AG die Bauherrschaft übernimmt?
Jacques Gygax: Der Kanton wollte bauen. Wir sollten uns einmieten beziehungsweise die Einrichtungen übernehmen. Wir stellten jedoch erhebliche Kostenüberschreitungen zwischen Machbarkeitsstudie und Vorprojekt in der durch den Kanton Freiburg geleiteten Planung fest. Dann gab es mehrere und zum Teil schwierige Diskussionen, ob überhaupt und falls ja, in welcher Konstellation das Projekt realisiert werden soll. Wir einigten uns mit dem Kanton Freiburg darauf, dass wir das Gebäude im Baurecht auf dem Campus Grangeneuve selbst bauen werden.
Was bedeutet das für die Liebefeld Kulturen AG?
Jacques Gygax: Wir tragen die Verantwortung und das Risiko. Das ist es uns wert, denn die Liebefeld Kulturen sind für die Käsebranche sehr, sehr wichtig. Dadurch, dass wir die Bauherrschaft haben, haben wir die Chance, professionell zugeschnitten auf unser Tätigkeitsfeld und effizient nach unseren Vorstellungen zu bauen.
Was kostet dieser Neubau?
Jacques Gygax: Wir gehen von 16 Millionen Franken aus und sind zuversichtlich, in diesem Kostenrahmen zu bauen. Finanziell haben wir uns mit dem Kanton Freiburg geeinigt. Wir gelten einen Teil der Planungskosten ab und der Kanton gewährleistet uns eine massgebliche wirtschaftliche Unterstützung für die Ansiedlung am Standort Grangeneuve. Da die Liebefeld Kulturen AG Bauherrin ist, leisten wir über eine Kapitalerhöhung auch unseren Beitrag. Wir von der Fromarte sind Mehrheitsaktionär, beteiligt sind aber auch die Sortenorganisationen und die Schweizer Milchproduzenten (SMP) sowie weitere Milchverarbeiter.
Was sind die nächsten Schritte?
Jacques Gygax: In den nächsten Tagen treffen die Baupläne bei uns ein, die wir prüfen werden. Der Baustart wird im Verlaufe des nächsten Jahres erfolgen.