Im Rahmen der nationalen Clean-up-Kampagne vom vergangenen Freitag und Samstag informiert der Freiburger Bauernverband in Form einer Medienkonferenz auf dem Betrieb von Beat und Pascal Siegenthaler, Tafers.

Ziel ist es, die Bevölkerung über das zunehmende Problem mit dem Abfall in Wiesen zu informieren und auf die Gefahren für die Tiere aufmerksam zu machen.

Verluste für Rindviehbetriebe

Auch auf dem Betrieb von Beat und Pascal Siegenthaler ist Littering ein immer grösser werdendes Problem. «Der Behandlungserfolg ist meist nicht sehr gross. Mindestens einmal im Jahr müssen wir eine Kuh behandeln, weil sie Müll verschluckt hat. Oft endet dies in der Kadaversammelstelle», sagt Beat Siegenthaler. Ein Grossteil seines Landes liegt an der Kantonsstrasse. So gelangt sehr viel Müll aus vorbeifahrenden Autos auf die Futterflächen. Trotz regelmässigem Sammeln könne vor dem Mähen unmöglich alles entfernt werden. Durch das Mähwerk und Einbringen des Futters werden Aludosen, Glasflaschen und Ähnliches stark verkleinert und könnten so von den 40 Milchkühen auf dem Betrieb umso besser gefressen werden.

20 Prozent betroffen

«Seit 15 Jahren bin ich Nutztierarzt in St. Antoni, und die Behandlungen wegen Fremdkörpern bei Kühen werden immer mehr», sagt Paul Trachsel, Bestandestierarzt der Familie Siegenthaler. Und: «Bei einigen Betrieben, die an stark befahrenen Strassen liegen, müsse jährlich sogar bis zu 20% des Viehbestandes behandelt werden. Kühe fressen auf Reserve und verdauen später in der Ruhezeit. Sie sind sehr neugierig und probieren gerne alles, was sie finden.

So verschlucken sie auch oft Fremdkörper wie Aludosen, Plastikteile oder Glas. Diese können jedoch nicht verdaut werden. Je nach Material der Fremdkörper werde das zu einem grossen Problem. Besteht der Fremdkörper aus Metall, zum Beispiel ein Nagel, bleibe er oft bereits im Pansen stecken. Hier kann häufig mit einem Magneten geholfen werden, erklärt Paul Trachsel. Ist es jedoch Glas oder Plastik, kann der Tierarzt nicht mehr reagieren.

Ein operativer Eingriff sei eine weitere Möglichkeit. Jedoch ist diese Behandlung sehr teuer und der Erfolg bleibt häufig aus. Nebst den hohen Behandlungskosten kommen die Leistungseinbussen oder sogar der Verlust der Kuh hinzu. «Durch die scharfen Gegenstände kommt es oft zu Verletzungen und Bauchfellentzündungen. Deshalb müssen die Tiere mit Antibiotika behandelt und können nicht mehr geschlachtet werden», erklärt der Tierarzt weiter.

Gesetz gegen Littering

Bald könnte im Kampf gegen Littering Unterstützung vonseiten der Freiburger Politik auftauchen. Anfangs des vergangenen Jahres wurde vom Staatsrat ein Gesetzesvorentwurf zur Litteringbekämpfung in die Vernehmlassung gegeben. «Ende 2017 oder anfangs 2018 wird sich der Grossrat mit dem Gesetz befassen», erklärt Frédéric Ménétrey vom Freiburgischen Bauernverband. Mit dem neuen Gesetz würde das Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfällen im öffentlichen Raum oder in der Natur untersagt. Dies war bisher nicht der Fall. Das Gesetz sieht eine Busse von 300 Franken vor.

Martina Schafer