Marktdruck der grossen Abnehmer, Einkaufstourismus, Milchpreissenkungen, Lage auf dem europäischen Milchmarkt: Die Gründe sind vielfältig und hinlänglich bekannt, wieso die grossen Schweizer Milchverarbeiter letztes Jahr mit weniger Umsatz auskommen mussten. An der DV der Milchproduzenten Mittelland von heute Donnerstag, 14. April in Lenzburg präsentierte Robert Muri von der Mimo den Geschäftsgang 2015: Sowohl bei Butter und Milch, die beiden Hauptumsatzträger mit 240 bzw. 200 Mio Franken Anteil, sanken die Mengen und drei bzw. 2.1 Prozent. Mit dem Gewinn von 32 Mio Franken müsse man in Anbetracht des schwierigen Jahres zufrieden sein, meinte Muri. Wegen der 10jährigen Erfolgsgeschichte der Mittellandmolkerei soll eine Jubiläumsdividende von 20 Prozent ausgeschüttet werden. Die Genossenschaft Milchproduzenten Mittelland ist an der Mimo AG mit 40 Prozent beteiligt, 60 Prozent gehören Emmi.

Fragwürde Wahlfreiheit der Konsumenten

Die Milchlieferanten profitieren nicht nur von Rückvergütungen durch die Beteiligung, sondern auch durch Vermietungen beim neuen Wohn- und Geschäftsgebäude Suhrportal. Präsident Andreas Hitz ging neben diesem Lichtblick mehr auf die düstere Lage auf dem Milchmarkt ein. Eine Mengenführung wie von Prolait verlangt, sei allerdings nicht realistisch. Vielmehr werden die Aktivitäten der Lactofama zur Marktentlastung unterstützt. Kritisch ging er mit den vom Bundesrat angestrebten Handelsabkommen ins Gericht, welche vor allem der Exportwirtschaft dienten, aber zu Lasten der inländischen Agrarwirtschaft gingen. "Es kann doch nicht sein, dass alles mit der Wahlfreiheit der Konsumenten begründet wird, wenn immer mehr Lebensmittel aus Tieflohnländern importiert werden", meinte Hitz. Neu im Vorstand der Genossenschaft MPM ist Josef Ithen aus Geltwil, er ersetzt Cyrill Meier aus Bettwil. Die Jahresrechnung  schloss mit rund einer halben Mio Franken im Plus ab, den Genossenschaftern wurden 1.4 Mio Franken an Rückvergütungen geleistet. Die MPM zählte Ende 2015 noch 777 Mitglieder.

Rekordtiefe Milchpreise im April

In der PMO Mimo, die Vereins-DV fand gleich im Anschluss an jene der Genossenschaft statt, wurden 147 Mio Kilo Milch verarbeitet, drei Prozent weniger als im Vorjahr. Geschäftsführer Marco Genoni ist zum künftigen Milchmarkt aufgrund der nach wie vor schweizweit rekordhohen Milcheinfuhren nur verhalten optimistisch. Zu unsicher sei der Einfluss der Angebotsentwicklungen in der EU und überhaupt bei der Nachfrage. Ein Marktgleichgewicht werde sich kaum vor Ende 2016 einstellen, erst dann dürfe wieder mit einer Erholung des derzeit in der Schweiz rekordtiefen Milchpreises gerechnet werden.

js