Verglichen mit einem Agroscope-Referenzbetrieb verdient ein standardisierter Vollweidemilchviehbetrieb 13 Franken mehr pro Stunde. Dies zeigte Christian Gazzarin von der Agroscope an der Fachtagung zum Projektabschluss «Systemvergleich Milchproduktion Hohenrain II» am letzten Freitag in Hohenrain LU auf. 

Wenig Kraftfutter

Christian Gazzarin hat ausserdem die Pilotbetriebe der drei Systeme der Schweiz mit der EU verglichen und fand dabei heraus, dass die Vollweidebetriebe (VW) bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit nahe ans EU-Niveau herankommen. Ein wichtiger Faktor dabei seien die Kraftfutterkosten. Dies zeigen auch die Auswertungen der Vollkostenrechnung der Pilotbetriebe, welche Markus Höltschi an der Tagung vorstellte. Er stellte fest, dass die Betriebe, welche viel Kraftfutter einsetzen (EGKF+) im Durchschnitt 13,3 Rp./kg Milch für Kraftfutter ausgeben. Vollweidebetriebe hingegen nur 3 Rappen.

Es muss jedoch gesagt werden, dass die Unterschiede der Produktionsdaten und wirtschaftlichen Ergebnisse unter den Betrieben grösser waren als die zwischen den Gruppen. Bezüglich der Arbeitsproduktivität schneiden die EGKF+-Betriebe am besten ab, weil sie am meisten Milch produzieren.

Die Arbeit machts aus

Bei allen untersuchten Betrieben machen die Arbeitskosten den grössten Anteil der Vollkosten aus (33 bis 43%). Der zweitgrösste Anteil sind die Direktkosten, zu welchen eben das Kraftfutter zählt. Obwohl die Vollweidebetriebe tiefere Direktkosten haben als die Eingrasbetriebe, hatten sie am Ende doch die höheren Vollkosten pro Kilogramm Milch. Dabei spielt der Lohnanspruch der Betriebsleiterfamilie eine entscheidende Rolle. Dieser betrug nämlich bei den VW-Betrieben 39 Rappen und bei den EGFK+-Betrieben nur 25,6 Rp.

Direktzahlungen helfen klar

Im Endeffekt machten beim Systemvergleich der Pilotbetriebe trotzdem die VW-Betriebe den grössten Gewinn nämlich 8,4 Rp./kg Milch. Das bedeutet, dass sie den Standardlohnansatz von 28 Franken pro Arbeitsstunde überschreiten. Dieser liegt laut dem Kenngrössenvergleich von Höltschi bei 32,6 Fr. pro  fremde oder eigene Arbeitsstunde. In der Vollkostenrechnung der Pilotbetriebe machten die Eingrasbetriebe einen Verlust von 8,9 Rp. und die EGKF+-Betriebe ein
Minus von 5,5 Rp. Ihr Stundenlohn liegt unter 28 Fr. Für den Gewinn oder eben Verlust am Ende der Vollkostenrechnung sind die Direktzahlungen und Beiträge massgebend. So erhalten Vollweidebetriebe rund 37,8 Rp./kg Milch, die EGKF 25,5 Rp. und die EGKF+ lediglich 15,4 Rp./kg Milch. 

Verbesserte Fruchtbarkeit

Auf den 36 Pilotbetrieben haben die Forscher ausserdem die Fruchtbarkeit der Tiere verglichen. Die gefundenen Unterschiede zwischen den Produktionssystemen waren jedoch in den meisten Fällen wissenschaftlich gesehen zu klein. Tendenziell sind jedoch die Rastzeit, die Verzögerungszeit, die Serviceperiode und die Zwischenkalbezeit bei den Vollweidekühen etwas kürzer. 

Beim den Untersuchungen der Milchgehalte fanden die Forscher heraus, dass Vollweidebetriebe nur im Herbst einen höheren Fettgehalt haben als die Eingrasbetriebe. Die Proteingehalte innerhalb der Vollweidebetriebe waren sehr unterschiedlich. Beim Harnstoff sieht die Situation anders aus. Im Frühling, Sommer und Herbst hatten die Vollweidebetriebe deutlich höhere Harnstoffgehalte in der Milch.

Besser als Referenzbetriebe

Nicht immer stellte man deutliche Unterschiede zwischen den Systemen fest. Trotzdem zeigen die Resultate, dass Graslandbasierte Milchproduktion besser abschneidet als Durchschnittsbetriebe (Voko).

Jasmine Baumann