Das Ziel ist klar: In fünf Jahren will Swiss Silk zwischen 100 und 150 Kilo Schweizer Rohseide produzieren. Bei 25 Kilo liegt die Produktion dieses Jahr. Eine enorme Steigerung zu den ersten Versuchsjahren.

Denn 2010 konnten gerade mal 100 Gramm produziert werden. „Bei der Raupenaufzucht 2009 hatten wir genau einen brauchbaren Kokon”, sagt Ueli Ramseier, Präsident von Swiss Silk. Dieser Misserfolg brachte das Projekt weiter: „Wir haben viele Fehler gemacht und viel daraus gelernt”, so Ramseier. Das Ziel hält er auch wegen dieses Lernprozesses für realistisch.

Lehrgeld bezahlt

Dass das Projekt nicht versandete hängt nicht nur mit den überzeugten Initianten, sondern auch mit den Textil-Unternehmen zusammen, die Geduld bewiesen und der Schweizer Seide eine Chance gaben. „Alle haben damals nur gelacht”, sagt Oliver Weisbrod von der Weisbrod-Zürrer AG zu Gesprächen in der Branche. Qualitativ habe die Schweizer Seide keine Chance, hiess es.

Weisbrod, seit den Anfängen bei Swiss Silk mit dabei, dachte anders zurecht. Mittlerweile habe sich das Ansehen von Swiss Silk in der Branche sehr gewandelt und die Produktion werde mit Interesse verfolgt, sagt der CEO der traditionsreichen Textilfirma. Und die Produkte verkaufen sich, trotz im Vergleich zu anderen Swiss Made-Produkten doppelt so hohem Preis.

Kunden wollen zurück zu den Ursprüngen

Zum Erfolg beitragen sollen auch neue Firmen. Wie Carpasus, die künftig Krawatten mit Schweizer Seide anbieten wird. Angefangen hat die Firma mit Bio-Hemden. Aus diesem Grund sei die Nachhaltigkeit sehr wichtig, sagt Mitgründer René Grünenfelder. "Das Swiss Silk-Projekt ist für uns sehr interessant, da immer mehr Kunden wissen wollen, woher ihr Produkt stammt und Schweizer Herkunft bevorzugen. Es ist eine Rückkehr zu den Ursprüngen", sagt Grünenfelder. Die Qualitätsansprüche seien sehr hoch. "Die Verbindung zwischen Qualität, lokaler Produktion und Rückbesinnung zu Traditionen macht Swiss Silk für uns so spannend", so Grünenfelder.

Schwieriger Prozess

Die Produktion von Seide ist ein komplexer Prozess. Um den für die Seide verantwortlichen Maulbeerspinner - einen Nachtfalter - zu füttern, braucht es Blätter der weissen Maulbeere. Denn nur diese werden vom Maulbeerspinner gefressen. Die Landwirte bauen deshalb diesen Baum an.

Die Raupen des Maulbeerspinners werden nicht draussen, sondern in Räumen gehalten. Dort werden sie mit dem Maulbeer-Blättern gefüttert. Laut Swiss Silk sind die Raupen nicht nur wählerisch - welke Blätter werden nicht gefressen -, sondern auch sehr empfindlich. Sie vertragen weder Zugluft oder Lärm noch fremde Gerüche. Zudem sind sie anfällig gegen Krankheiten.

Sind die Raupen genügend gross, hören sie auf zu fressen und beginnen damit, sich einzuspinnen. Dazu werden sie an einen ruhigen Platz gebracht. Die Raupe wickelt sich schliesslich mit Faden ein, der eine Länge von mehreren hundert Metern haben kann. Dieser Kokon wird schliesslich benutzt, um die Rohseide herzustellen.

Dieser komplexe Prozess sorgt dafür, dass die Produktion nur schrittweise gesteigert werden kann. Dieses Wachstum im Kleinen kann ein Vorteil sein, wie Swiss Silk bisher bewiesen hat.

Jonas Ingold, lid