Der Wohnort der Thurgauer Bäuerin Elisabeth Vögeli liegt im Thurtal und besteht aus den Ortsgemeinden Hüttlingen, Mettendorf, Eschikofen und Harenwilen. An leicht erhöhter Lage steht die Kirche St. Andreas aus dem Jahr 1337. Zusammen mit Schloss und Kirche verfügt das Dorf über ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. Gleich dazwischen, am Weg vom Schloss zur Kirche, steht das Bauernhaus der Familie Vögeli.

Oberhalb des Hofs, am Hang, rodeten die Söhne die Niederstammanlage und pflanzten acht Aren Aronia neben den Heidelbeeren an. 

Sich helfen und ergänzen

Elisabeth Vögeli liebt Blumen. Diese schmücken bereits den Hauseingang und bereiten Besuchern und Kirchgängern eine Augenweide. Sie bewirtschaftet mit ihrem Mann Ernst Vögeli einen vielseitigen IP-Betrieb. Neben dem Bauernhaus im traditionellen Stil befindet sich eine Stallung mit 25 Milchkühen und einigen Mastkälbern. Die Felder mit Ackerbau, Wiesen, Obstbäumen, Beeren und Gemüse, insgesamt 24 Hektaren, befinden sich verteilt über das Thurvorland. «Durch die hügelige Lage und das angrenzende Schloss sind wir etwas eingegrenzt. Ein Teil der Fläche rund um den Hof steht unter Landschaftsschutz, dadurch erschliessen sich die Weidemöglichkeiten auf die unmittelbare Hofumgebung. Der Bau eines Laufstalls war nicht möglich.» Angrenzend ist der Hofladen mit Direktvermarktung, den die Bäuerin täglich mit frischen Produkten bestückt, die vom eigenen Hof stammen. «Allmählich gehen die Vorräte beim Lagergemüse zur Neige. Ich bin froh, dass der Saisonauftakt erfolgt ist und ich Spargeln, saisonale Beeren und Gemüse anbieten kann», sagt die Bäuerin. 

Zum Zeitpunkt des Gesprächs, Ende April, sind die Erdbeeren in voller Blüte. In den Sommermonaten und bis in den Herbst sind die Arbeitstage der Bäuerin lang. Da sie ausserhäuslich und in Teilzeit als Pflegerin in einem Alterszentrum arbeitet, erfordern die Arbeiten im Feld und im Stall entsprechende Planung und Absprachen: «Mein Mann und ich helfen einander und ergänzen uns in der Arbeit. Die ausserhäusliche Arbeit in einem Alterszentrum schätze ich, sie ist Horizonterweiterung, aber auch existenzsichernd», sagt die Bäuerin.

Saisonal lange Arbeitstage 

Elisabeth Vögeli wuchs in Frauenfeld auf und erlernte zunächst den Beruf der Kinderkrankenschwester am Kinderspital St. Gallen. Als sie ihren Mann, Ernst Vögeli, vor rund 30 Jahren kennenlernte, führte sie dies von der Stadt mitten ins bäuerliche Umfeld. Bereits vor der Heirat absolvierte sie am Arenenberg die Bäuerinnenschule. Vögelis gründeten eine Familie mit den Söhnen Daniel und Thomas und den Töchtern Rebekka und Tabea, die heute im Alter zwischen 18 und 26 Jahren sind. Drei ihrer Kinder haben, mit Ausnahme von Tabea, die als Fachfrau Gesundheit arbeitet, landwirtschaftliche Berufe gewählt. Der jüngste Sohn ist derzeit im letzten Ausbildungsjahr zum Landwirt und schliesst die Lehre im Sommer ab. 

Einen hohen Stellenwert hat für die Bäuerin der

christliche Glaube. Die Frage nach Hobbys erübrigt sich bei ihr, ihre Tage sind vor allem während der Pflanz- und bis zur Erntezeit sehr ausgefüllt. Lediglich in den Wintermonaten erlaubt sie sich etwas mehr Musse, vor allem für das Lesen und Kontakte pflegen.

«Ein Vorteil unserer teils doch recht zerstückelten, weiter auseinanderliegenden Felder ist es, dass sie sich fernab vom Verkehr befinden. Durch die vielen kleineren Gemüse- und Beerenkultur-Flächen haben mein Mann und ich bei diesen Tätigkeiten, für die wir viel Handarbeit einsetzen, Zeit zum Reden und uns auszutauschen. Dies gefällt mir, und jegliche Arbeit fällt mir gleich viel leichter.» Sie räumt ein, dass manch einer sie vermutlich als «altmodisch» bezeichnet, weil sie mehr auf manuelle Arbeit und weniger auf Maschinen und Motoren auf den Feldern setzen. «Wenn ich jeweils Rückmeldungen von zufriedenen Kunden zu unserem Gemüse und den Beeren erhalte, dann bestätigt mir dies aber, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»  

Die ersten reifen Früchte des Erdbeerfelds, das fernab vom Hof und damit ausser Sichtweite liegt, erwarten nicht nur ihre Kunden sehnlichst: Die Bäuerin hat erste Frassspuren von Wildtieren festgestellt, und so gilt es, die Kultur entsprechend einzuzäunen und zu schützen.

Schön arrangiert

«Wertvoll war, dass wir lange Zeit von den Eltern meines Mannes bei der Arbeit unterstützt wurden. Inzwischen ist ihnen dies von den Kräften her nicht mehr möglich.» Bei Bedarf und stundenweise helfen ihr einige Frauen aus dem Dorf bei Arbeiten bei den Beeren und den Kartoffeln mit. Zwei Schwägerinnen sowie ihre Kinder helfen ebenfalls bei Arbeiten auf dem Hof mit, soweit es ihnen zeitlich möglich ist.

Die Direktvermarktung hat für Elisabeth Vögeli in den letzten Jahren noch mehr an Bedeutung erhalten: «Evi Greminger, eine Bekannte von mir, führt seit einigen Jahren in unmittelbarer Nähe zu unserem Hof ihr ‹Evi’s Querbeet› mit saisonalen Schnittblumen entlang der Hauptstrasse. Es entstand die Idee, Synergien zu nutzen und mittels Beschilderung bei ‹Evi’s Querbeet› auf unsere Hofprodukte aufmerksam zu machen.» 

Beim Gang durch den Hofladen fällt der Blick auf schön Arrangiertes, ergänzt durch Steinguttöpfe und selbstbemalte Schilder. «Wenn ich im Laden etwas nachfülle oder ordne, treffe ich häufig Kunden an und wir unterhalten uns. Gutnachbarschaftliche Kontakte sind mir wichtig.»  

Isabelle Schwander

Dieses Porträt ist aus der Printausgabe der BauernZeitung vom 11. Mai. Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 Franken