Nicht ausgeschlossen wird, dass De Girolamos Rücktritt Premier Letta zu einer Regierungsumbildung zwingen könnte. "Ich kann nicht in einer Regierung bleiben, die meine Würde nicht verteidigt", sagte die 38-jährige De Girolamo in einem am Sonntagabend veröffentlichten Communiqué.

Am 4. Februar hätte das Parlament über einen Misstrauensantrag abstimmen müssen, den die oppositionelle Fünf Sterne-Bewegung gegen die Politikerin eingereicht hatte. Sie habe sich nichts vorzuwerfen, sagte De Girolamo, die der Mitte Rechts-Partei "Nuovo Centrodestra" (NCD) von Innenminister Angelino Alfano angehört.

Ihr wird vorgeworfen, eine zwielichtige Rolle im öffentlichen Gesundheitssystem ihrer Heimatstadt Benevento in Kampanien gespielt zu haben. Es geht um fragwürdige Ausschreibungen und Personalentscheidungen im Jahr 2012, als De Girolamo nicht Ministerin, sondern lediglich Parlamentarierin war.

De Girolamo war im Rahmen von Korruptionsermittlungen gegen Manager des Spitals von Benevento abgehört worden. Zudem steht ihr Ministerium im Visier einer Untersuchung über mutmassliche Korruption bei der Verteilung von EU-Agrargeldern. Gegen die Ministerin selbst läuft derzeit jedoch keine Untersuchung.

Regierungsumbildung möglich
Der Fall De Girolamo setzt die Regierung Letta unter Druck. In Rom wird bereits offen über eine Regierungsumbildung diskutiert, die innerhalb der kommenden 14 Tage erfolgen könnte. So muss auch das Amt des Vize-Wirtschaftsministers nachbesetzt werden, nachdem der Linkspolitiker Stefano Fassina vor zwei Wochen zurückgetreten war.

Darüber hinaus steht diese Woche eine bedeutende Gesetzesänderung auf dem Programm der Volksvertretung. Die Abgeordnetenkammer beginnt am Mittwoch die parlamentarische Debatte über das neue Wahlsystem, mit dem das seit 2005 geltende Wahlrechtsmodell endgültig abgeschafft werden soll. Eine Abstimmung über das Reformprojekt solle bis spätestens Freitag stattfinden, verlautete aus Parlamentskreisen.

Das neue Wahlrechtsmodell wurde von Lettas Parteichef Matteo Renzi, Vorsitzendem der Demokratischen Partei (PD), und von Ex-Premier Silvio Berlusconi, Gründer der Mitte-Rechts-Partei Forza Italia entworfen. Das Wahlsystem muss infolge eines Höchstgerichtsurteils geändert werden.

Schon davor war es umstritten gewesen, weil es zu unterschiedlichen Mehrheitsverhältnissen in den beiden gleichberechtigten und zeitgleich gewählten Parlamentskammern führte.

sda/apa