Also wenn eine meiner Töchter mit einem aus der SP heimkommen würde, müsste ich drei Mal leer schlucken.», sagt Maja Grunder (43) in ihrer gemütlichen Küche in der Mühle Entenschiess. So wie sie es selber in ihrem Elternhaus im zürcherischen Ossingen gelernt hat, haben auch ihre Töchter gelernt, am Mittagstisch zu politisieren.


Während Sabrina (19) die kaufmännische Ausbildung (KV) beendet und eine Zweitausbildung als Müllerin begonnen hat, ist Daria (16) im zweiten KV-Lehrjahr «Es ist wichtig, dass sich junge Menschen mit der Politik befassen», ist die Bäuerin, die vor Jahren im Zürcher Weinland bei der Grünung der Jungen SVP dabei war, überzeugt. «Nachplappern kann jeder», sagt sie und deshalb habe sie immer von den Töchtern verlangt, dass sie auch die Hintergründe kennen und mit eigenen Argumenten ihren Standpunkt vertreten können und sie deutet auf einen Stapel von verschiedenen Tages- und Fachzeitschriften.

Die vierte Generation in der Mühle


Maja Grunder wuchs mit drei Brüdern zusammen auf dem Bauernhof ihrer Eltern auf. Auch wenn sie regelmässig im Stall arbeitete, wollte sie nie Bäuerin werden. Eine weiterführende Schule kam für die quirlige Maja auch nicht in Frage und so machte sie zuerst ein Haushaltungslehrjahr, jobbte an verschiedenen Stellen und entschied sich dann doch für die Bäuerinnenschule.

Als ihr Vater den Hof aufgeben wollte und keiner ihrer drei Brüder Interesse zeigten, entschied sie mit 21, den Hof zu übernehmen. «Das war ein guter Entscheid», sagt sie, auch wenn sie es heute bereut, nie einen Sommer lang, zusammen mit ihrem Mann Bruno auf einer Alp verbracht zu haben. «Damals glaubten wir, es gehe einfach nicht.»

Im Jahr 1999 hat das junge Paar auch seinen elterlichen Hof übernommen, seit 2008 gehört auch die Mühle dazu, die sie nun als vierte Generation weiterführen und die ihnen ein gutes, wichtiges Standbein bietet. Daneben betreiben sie Milchwirtschaft und Ackerbau. «Wenn wir wegen der Arbeitsbelastung reduzieren müssen, wird es wohl bei der Milchwirtschaft sein», verrät sie. Fügt aber ganz schnell hinzu: «Ein leerer Stall wäre aber ganz schlimm, deshalb wird es immer Rindviecher geben.»

Mahlen für eine wachsende Kundschaft

Und wenn die Bäuerin von der Mühle erzählt leuchten ihre Augen. «Es stimmt, die Mühle ist mir sehr wichtig und die über 600 jährige Geschichte geht mir nah», erzählt sie. «Wir vermahlen Brotweizen, Roggen und Dinkel aus der Region für eine wachsende Kundschaft.» Verkauft wird das Mehl direkt an die Kunden, nebenbei machen sie Führungen. Und das Mehl selber verarbeiten, gehört ebenfalls zu einer Lieblingsbeschäftigung von ihr.


Maja Grunder ist sehr dankbar, dass sich die Schwiegereltern noch stark im Betrieb der Mühle engagieren. Doch auch ihr Part sei gross, das Abfüllen, Anschreiben, Liefern und Verkaufen gehöre zu ihren Hauptbeschäftigungen. Zwei Frauen aus der Region greifen ihr regelmässig unter die Arme, übernehmen das eine oder das andere und so war es ihr auch möglich, den anspruchsvollen Job als Gemeinderätin während zwei Amtsperioden zu erfüllen. Ihre Ressorts waren Entsorgung und Umweltschutz und der öffentlicher Verkehr. «Ich habe sehr viel gelernt», erzählt Maja Grunder ernst.

Dann aber kam die Anfrage vom Verband Thurgauer Landwirtschaft für ein Vorstandsmandat und nach langem Abwägen habe sie sich dann für den VTL entschieden. «Das war ein weiser Entscheid. Weniger Abendtermine, mehr Zeit für die Familie.» Als aktive Bäuerin und engagiert in der Direktvermarktung könne sie sich im männerdominierten Vorstand sehr wohl einbringen. «Das habe ich im Gemeinderat gelernt », sagt sie und lacht.

Einen anderen Fokus setzt sie in der Bäuerinnenkommission, die sie seit rund einem Jahr präsidiert. «Wir wollen die Bäuerinnen motivieren, sich auch mit den landwirtschaftspolitischen Themen auseinanderzusetzen und das Feld nicht allein den Männern zu überlassen.» Frauen müssen sich auch in Versicherungs- und Finanzfragen auskennen, ist sie überzeugt. «Mit dem Aufbauen eines Stamms für Bäuerinnen möchten wir näher an die Sorgen und Probleme der Bäuerinnen herantreten und ihnen Hand bieten, wo sie sich alleine fühlen.»

Und wo erholt sich Maja Grunder? «Vor dem Fernseher», sagt sie lachend und erzählt, dass sie sich weder sportlich betätige noch einen grossen Gemüsegarten pflege. «Ich will nicht das Bild einer perfekten Bäuerin vermitteln, weil ich das ganz einfach nicht bin.» Hingegen hat sie im vergangenen Jahr bei der Spiel-Show im Schweizer Fernsehen von Roman Kilchsberger «Top Secret» mitgemacht und prompt 16 000 Franken gewonnen. Schlagfertig, charmant und modisch gestylt kam sie nicht nur bei den Zuschauern gut an, auch Roman Kilchsberger habe ihr am Schluss versichert: «Maja, du warst super.»

Ruth Bossert