Der vergangene März war drei Grad zu warm und der zweitwärmste seit Messbeginn. Mit Temperaturen von teilweise über 20 Grad brachte er vorsommerliche Wärme, die der Vegetation einen Vorsprung von etwa drei Wochen gegenüber dem Durchschnitt verschaffte.

Am 18. und 19. April wurde die Schweiz aus Osten von hochreichender Kaltluft überquert. Sie bescherte der Alpennordseite klassisches wechselhaftes Aprilwetter mit Schneeschauern bis in tiefe Lagen. Ab dem 20. April dehnte sich ein umfangreiches Hochdruckgebiet von Irland bis nach Osteuropa aus. Danach floss mit einer Bisenströmung  kühl-trockene Luft zur Schweiz. In den darauf folgenden klaren Nächten sanken die Temperaturen deutlich unter den Gefrierpunkt.

Extreme Fröste

Nach Angaben von MeteoSchweiz sank auf 5 cm über Boden das Temperaturminimum vor allem vom 20. bis am 22. April massiv in den Frostbereich. Die extremsten Werte erreichten im Flachland der Alpennordseite -7 bis knapp -11 Grad. Im Walliser Haupttal gab es Werte bis -13 Grad. In den Niederungen der Alpensüdseite bewegten sich die extremsten 5 cm Temperaturminima zwischen -5.5 und -6.5 Grad.

Ein wesentliches Problem beim Aprilfrost war sein spätes Auftreten. Das letzte vergleichbare Frostereignis in der zweiten Aprilhälfte ereignete sich im Jahr 1997. Weiter zurück sind im zentralen Mittelland ähnliche Ereignisse auch 1991 und 1981 aufgetreten. Seit den 1980-er Jahren ist also eine Wiederkehrperiode von 6 bis 10 Jahren zu beobachten. In den 1970-er Jahren gab es ähnliche Ereignisse rund alle zwei Jahre. In den 1960-er Jahren waren sie dagegen selten.

Massive Schäden für die Landwirtschaft

Für die landwirtschaftlichen Kulturen sind Spätfröste immer problematisch. Besonders heikel war dieser Kälteeinbruch für die Obstbäume. Der Frost liess die Blüten gefrieren, was ganz klar ein Verlust der Früchte bedeutet.

Landwirt Hansruedi Urech bewirtschaftet mehrere 100 Kirschbäume in Hallwil (AG). Er erklärt: „Im März dachte ich, es wird ein Superjahr. Die Bäume hatten extrem viele Blüten“. Nun befürchtet er einen Totalausfall der Kirschenernte. „Zwar sind momentan kleine grüne Kirschen an den Bäumen vorhanden. Diese sind jedoch durch den Frost braun gefärbt und werden später abfallen“. Obwohl ein Teil seiner Plantagen unter einem Folientunnel geschützt waren, ruinierte der Frost trotzdem die Blüten. Vor einem Jahr heizte er - ebenfalls in einer Frostnacht - diesen Tunnel noch mit Frostkerzen, doch das brachte nicht viel. Bei den Zwetschen ist die Bilanz durchzogen. Einige verwelkte Blüten haben im Zentrum kleine grüne Früchtchen, andere sind schwarz und sterben ab.

Auch für andere Kulturpflanzen sieht es schlecht aus. Die Triebe der Reben oder der Aprikosen sind teilweise abgefroren. Viele Erdbeeren haben ebenfalls enormen Schaden genommen. Dabei sieht es noch ein wenig besser aus bei den Pflanzungen, die mit Vlies bedeckt waren. Einen ganz traurigen Anblick machen Nussbäume. Bei diesen sind die Blüten und Blätter gänzlich abgefroren und haben sich inzwischen schwarz verfärbt. Eines ist jetzt schon klar. Kirschen und Baumnüsse werden in diesem Jahr eine Mangelware sein. 

Andreas Walker