Ob Turnschuhe, Kinderspielzeug oder Kleider: Herr und Frau Schweizer kaufen rege per Internet ein. Längst gibt es auch im Lebensmittelbereich online Angebote, welche sich einer wachsenden Kundschaft erfreuen. Dieser Trend macht auch vor der traditionellen Landwirtschaft nicht halt. Davon sind Beat und Martin Jucker von 
der Jucker Farm überzeugt. Seit ­Kurzer Zeit arbeiten sie mit der ­Internetfirma Farmy.ch zusammen. Die Plattform Farmy.ch ist im Grunde genommen ein überregionaler viritueller Hofladen.

Volle Transparenz und Frische sind wichtig


Bei Farmy bestellen die Kunden via Intenet, und der Landwirt liefert die Ware am nächsten Tag frisch geerntet zum Firmensitz. Von dort wird die Bestellung sofort verpackt und an die Konsumenten ausgeliefert. Wichtig sei die volle Transparenz, erklärt Firmenmitgründer Roman Hartmann. So erscheint beim jeweiligen Produkt im Angebot immer die Adresse und ein Foto des Anbieters auf dem Bildschirm. Mit zusätzlichem Bildmaterial und einem Kurzvideo kann sich der Konsument per Internet von der Güte des Angebots überzeugen.

Angesprochen werden soll die breite Bevölkerung ab dreissig bis ins hohe Alter, welche bewusst auf gesunde Ernährung achtet. Billigpreise dürfen keine erwartet werden. Hartman betont: «Wir wollen bewusst Leute mit mittleren bis höheren Einkommen ansprechen.»

Oberstes Verkaufsargument der Firma ist die Frischegarantie. Da Farmy über keinerlei Lagerkapazität verfügt, bedeutet dies für die Landwirte, tägliche Lieferungen zum Firmensitz in Zürich. Da keine Mindestbestellmengen vorausgesetzt werden, können diese Lieferungen auch mal defizitär sein. Dies bestätigten auch kritische Stimmen bereits liefernder Produzenten, die an einem Informationsanlass auf dem Bächlihof der Jucker Farm in Rapperswil-Jona SG anwesend waren.

Für die Jucker Farm fallen die Zahlen bis jetzt positiv aus. Seit knapp zwei Wochen mischt Jucker Farm in diesem Geschäft mit und verzeichnet bereits erste Erfolge. Klar sei, dass noch Pionierarbeit geleistet werden müsse. «Auch wenn wir heute erst mit kleinen Mengen Farmy beliefern, werden wir bei den aktuellen Marktprognosen schon bald mit einem grösseren Fahrzeug in Zürich vorfahren», sind die Brüder Jucker überzeugt.

Im Lebensmittelbereich werden Karten neu gemischt


Tatsächlich verspricht der Online-Lebensmittelmarkt zurzeit ein beachtliches Wachstum. Um 14 rozent sei er im vergangenen Jahr gewachsen, während jener des Detailhandels stagniert sei, weiss Adrian Bührer (Investor von Farmy.ch) zu berichten. Weiter weist er darauf hin, dass in Amerika ähnliche Modelle bereits bestens funktionieren und auch Internet-Riese Amazon auf diesen Trend setze. Bührer ist überzeugt: «Die Karten im Lebensmittelbereich werden neu gemischt.» Er warnte die Anwesenden aber davor, selber einen Onlineshop zu errichten. «Der Internetverkauf ist per se ein eigenes Business», stellt Bührer mit Nachdruck fest. Man müsse sich immer wieder verbessern, das Ganze sei sehr schnelllebig, und ein guter Service sei Pflicht. Die Ware müsse zudem schnell, zuverlässig und schön verpackt beim Kunden ankommen.

Offen sein für Neues und flexibel reagieren


Adrian Bührer spricht aus Erfahrung. Der Zürcher Oberländer Unternehmer gilt als Internetpionier. Er hat schon einige erfolgreiche Firmen gegründet und ist auch international tätig. Die Jucker Farm AG ist überzeugt, den richtigen Partner für seinen Onlineverkauf gefunden zu haben.

Ob das Geschäft via Internet für den einzelnen Lieferanten rentabel wird, steht nirgends in Stein gemeisselt. Sicher ist aber, dass der Trend des Onlineshoppings auch vor den Direktvermarktern in der Landwirtschaft nicht Halt macht. Offen sein für Neues und flexibel reagieren können gehört einmal mehr zu den bevorzugten Fähigkeiten innovativer Bauern.


Barbara Schirmer