Thomas Burren steht strahlend am Rande eines Stückes Land, das vielleicht schon bald von sich reden machen wird. Der Thurgauer Landwirt aus Chressibuech in der Gemeinde Hefenhofen hat sich entschieden, auf 1,1 Hektaren Haskap zu züchten. Rund 5’500 Sträucher hat er gepflanzt. Sie sind zwar noch klein, aber die einen und anderen zeigen, was sie dereinst einmal hergeben sollen, nämlich eine längliche, zylinderförmige und blaue Frucht, die den Geschmack der Konsumenten erobern will.

 

Wertvolle Inhaltsstoffe

 

Haskap – auch Maibeere, Sibirische Blaubeere oder Honigbeere genannt – sind in der Schweiz bisher noch kaum bekannt. Trotzdem sind die Chancen auf einen Markterfolg durchaus gegeben, denn sie erfüllen das starke Bedürfnis der Konsumenten nach gesunden, regionalen Produkten. "Super ist immer ein schwieriges Wort", erklärt der Landwirt. "Untersuchungen haben aber gezeigt, dass die Haskap im Vergleich zu Heidelbeere, Apfel, Orange und Co. bei den Inhaltsstoffen tatsächlich obenaus schwingt. Sie ist reich an Antioxidantien, Vitamin A, E und C. Spurenelemente wie Eisen, Magnesium, Phoshpor und Calzium machen sie zusätzlich gesund." Auch beim Konsum und der Verarbeitung kann die Haskap punkten. Frisch schmeckt sie herb-süss, ähnlich wie eine Heidelbeere. Sie ist gehaltvoll sowie erfrischend und eignet sich zudem für Joghurt, Konfitüre, Sirup, Glace und vieles mehr.

Viele Vorteile

Aber auch in der Produktion hält die Haskap einige Überraschungen bereit. Thomas Burren erzählt von einer robusten Pflanze, welche die Winterfeuchtigkeit gut übersteht. "Ihre Blüten halten sogar bis minus acht Grad Celsius aus. Kommt dazu, dass sie sehr früh blüht und dadurch die Kirschessigfliege kein Thema ist." Ihre Vegetationszeit ist sehr kurz, weil sie aus Breitengraden mit kurzen Sommern stammt (siehe Kasten). Das bedeutet, dass sie in der Hitzezeit natürlicherweise nicht mehr wächst. "Ihr einziger Nachteil ist vielleicht, dass die Beere viel Handarbeit erfordert bis hin zur Ernte, die von Hand erfolgt." Darauf muss Burren allerdings noch ein Jahr warten. Denn er konnte seine Sträucher dieses Jahr erst spät pflanzen, weshalb sie noch kaum Ertrag geben werden. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr genügend Beeren in den Verkauf liefern können."

 

 

Widerstandsfähige Pflanze

Die Idee zu diesem Projekt entstand zusammen mit Burrens Geschäftspartnern Erich und Jürg Stadler, die beide mit ihren Firmen einen Teil seiner Früchte vermarkten. "Wir waren auf der Suche nach einer Nische»", sagt Burren. "Zudem wollten wir eine neue Frucht, die vor der grossen Beerensaison reif ist und frisch konsumiert werden kann. Ebenso wichtig war, dass wir sie in unserer Region produzieren können." Grosse Motivatoren waren für den Landwirt aber auch, dass sich die Bedingungen in der Landwirtschaft ständig wandeln. Zum Beispiel grosse Hitze, Trockenheit und Insekten fordern die Landwirte heraus. Doch warum investiert er in eine Beere, die sich auf dem Markt noch gar nicht bewiesen hat? "Wir sind uns bewusst, dass bei solchen neuen Produkten immer ein gewisses Risiko besteht. Man kann nicht wissen, wie der Konsument reagieren wird. Aber immerhin sind die Zeichen unserer künftigen Abnehmer bereits jetzt positiv." Das ist auch nötig, denn die Pflanzen werden bis in drei, vier Jahren 150 bis 180 cm gross sein und können 20 Jahre alt werden. Ihr Ertrag wird bei einer vollen Ernte bei einigen Tonnen Beeren liegen.

Einige Versuche

Letztendlich ist Burren überzeugt, dass dieses Projekt zu einem Erfolg werden wird. "Es macht sehr viel Spass, mich von der Wahl der Frucht bis zur Pflege der Pflanzen in ein ganz neues Gebiet einzuarbeiten", betont er. "Vor allem die Versuche für die Auswahl der richtigen Sorten haben mich die vergangenen zwei Jahre ziemlich beschäftigt. Vier habe ich ausgewählt, die je ungefähr 25 bis 30 Aren in Anspruch nehmen und recht einheitlich abreifen sollten. Ich bin auf jeden Fall optimistisch, dass die Maibeeren ein grosses Potenzial haben."

Gemeinsames Projekt

Das Projekt Haskap war nur möglich, weil drei Geschäftspartner mit ihrem Verbund an einem Strick ziehen. Thomas Burren stellt das Land, seine Arbeitskraft und sein Wissen zur Verfügung. Der Firma bardini+keller ag aus Gossau gehören die Pflanzen, denn der Geschäftsführer Erich Stadler verfügt über die Kontakte in den Vermehrungsbetrieb in Polen. Er wird sich auch um die Vermarktung kümmern. Die Firma Bofru aus Dozwil von Jürg Stadler unterstützt Thomas Burren vor allem mit Arbeitskräften.

Martin Brunner / lid