Bakterien werden zunehmend unempfindlich gegen Antibiotika. Die derzeitige "Antibiotika Awareness Woche" soll auf dieses Problem aufmerksam machen: Zuvor harmlose Infektionen und als besiegt geltende Krankheiten sind auf dem besten Wege, wieder tödlich zu werden.

Ein grosses Problem ist der unsachgemässe Gebrauch von Antibiotika in der Tierhaltung. Eine Studie der Forschungsanstalt Agroscope in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich ist der Frage nachgegangen, wie gross das Problem in Schweinemastbetrieben ist.

Massenbehandlung per Suppe

Der Fokus lag dabei auf der gängigen Praxis, ganze Gruppen von Schweinen, die aus verschiedenen Zuchtbetrieben stammen, mit Antibiotika zu behandeln. Werden die Medikamente dem Flüssigfutter beigemischt, können sich in den Rohren der Fütterungsanlage sehr leicht resistente Bakterien entwickeln, so das Fazit der Untersuchung, von der Agroscope am Mittwoch berichtete.

Für die Studie im Rahmen des Forschungsprogramms REDYMO entnahm ein Doktorand bei 27 Mastbetrieben mehrere Flüssigfutterproben im Laufe eines Mastdurchgangs. 13 der Betriebe verabreichten den Schweinen regelmässig Antibiotika über die Rohre, 14 hatten mindestens zwei Jahre lang keine Antibiotika auf diese Weise verabreicht.

Das Resultat: in 80 Prozent der Proben aus den Betrieben, die Antibiotika per Flüssigfutteranlage verabreichten, fanden sich Bakterien, die gegen das Antibiotikum Tetrazyklin resistent waren - in drei Vierteln der Fälle auch solche, die gegen die Kombination aus Sulfonamid und Trimethoprim unempfindlich geworden waren. Bei den 14 Betrieben, die keine Antibiotika per Flüssigfutter verabreichten, betrug der Anteil jeweils unter 15 Prozent.

Stabiler Bakterienbelag in den Rohren

In den Rohren von Fütterungsanlagen siedeln sich Bakterien als stabiler Biofilm an und kommen so wiederholt mit den Antibiotika in der Futtersuppe in Berührung. Durch Reibung können sich die so resistent gewordenen Bakterien lösen und über das Futter im Schweinedarm landen. Über Gen-Austausch mit den dortigen Darmbakterien werden auch diese resistent - die Antibiotikaresistenz breitet sich aus.

Die Agroscope-Experten raten daher dringend von dieser Art der Antibiotikaabgabe ab und schlagen vor, die Medikamente falls unbedingt nötig direkt in den Futtertrögen beizumischen. Die Biofilme in den Rohren der Fütterungsanlagen lassen sich allerdings auch kaum entfernen, so dass das Problem lange nachwirken kann, selbst wenn keine Antibiotika mehr auf diese Weise verabreicht werden, heisst es in der Mitteilung.

sda