Bilder von frisch geschlüpften, flauschig gelben Küken, die mit Kohlendioxid vergast werden, tauchen in den Medien regelmässig auf. Rund zwei Millionen junge Hähnchen von aufs Legen spezialisierten Hybrid-Rassen werden in der Schweiz jedes Jahr getötet, wie Oswald Burch, Geschäftsführer von GalloSuisse, sagt. Er bestätigte Angaben der Sendung "Espresso" von Radio SRF1 vom Mittwoch.

Weil Tiere moderner Legerassen zu wenig Fleisch ansetzen, werden die Hähnchen nicht gemästet und geschlachtet - auch für die Mast gibt es spezialisierte Rassen, die wiederum zum Legen nicht taugen. Die getöteten Eintagesküken werden in Zoos oder Tierhandlungen verfüttert oder zu Biogas verarbeitet, wie Burch sagt.

Kompromisse eingehen

Ein Ausweg sein könnte das von der deutschen Firma Lohmann gezüchtete Zweinutzungshuhn "Lohmann Dual": Es kann, wozu einst das Federvieh auf jedem Bauernhof zu gebrauchen war: Hähne lassen sich mästen, Hennen legen Eier. Doch Produktionsbetriebe, die auf das moderne Zweinutzungshuhn setzen, müssen Kompromisse eingehen.

Eine spezialisierte Legehenne bringt es auf über 300 Eier im Jahr, wie Burch sagt. "Das sind Hochleistungssportlerinnen." Eine "Lohmann Dual"-Henne dagegen legt lediglich rund 250 und kleinere Eier. Das ist einem Artikel der Zuchtfirma für die Branchenzeitschrift der Schweizer Geflügelbranche zu entnehmen.

Zudem brauchen die Zweinutzungs-Hennen mehr Futter als Legehennen. Und auch die Hähne sind wirtschaftlich gesehen im Nachteil: Sie sind weniger schnell schlachtreif als Artgenossen von Fleischrassen - oder eben leichter, wenn sie rund zwei Monate nach dem Schlüpfen als Poulet im Fleischregal liegen.

Test bei Coop

Eine echte, gleichwertige Alternative zu den für die Eier- oder Fleischproduktion gezüchteten Rassen seien "Lohmann Dual"-Hühner deshalb nicht, sagte Burch. "Die Frage ist, ob die Konsumenten den Mehrpreis goutieren." Erst wenige Schweizer Betriebe hielten Tiere dieser Rasse.

Der Grossverteiler Coop testet seit März das Zweinutzungshuhn, wie "Espresso" berichtete: Der Versuch begann im Januar mit 5000 Eintagesküken - je zur Hälfte Hähne und Hennen. 2000 auf Biobetrieben gemästete Mastpoulets verkaufte Coop im März. Die Nachfrage sei gross gewesen, teilte Sprecher Ramón Gander mit.

Zudem überzeugte das Fleisch die Probeesser. Der Grossverteiler gehe davon aus, dass die Konsumenten bereits seien, zu Gunsten des Wohls der Tiere einen Mehrpreis zu bezahlen, sagte Gander. Die Eier der Hennen würden vom Sommer an verkauft. Danach wird Coop den Versuch auswerten und das weitere Vorgehen festlegen.

Vor dem Brüten aussortieren

Ein anderer Weg, um das Töten von frisch geschlüpften Hähnchen zu vermeiden, wäre, noch vor dem Brüten zu prüfen, ob aus dem Ei ein Huhn oder ein Hahn schlüpfen wird. "Weltweit wenige Zuchtbetriebe arbeiten an solchen Verfahren", sagt Burch dazu. Diese Tests liefen in ausländischen Unternehmen, weil der Schweizer Markt zu klein sei.

Burch spricht von zwei Problemen: "Man müsste einen verlässlichen Test haben, und das Aussortieren der Eier mit männlichen Föten müsste serienmässig durchgeführt werden können. Es wäre nicht wirtschaftlich, jedes Ei einzeln im Labor zu untersuchen."

Noch nicht bebrütete, befruchtete Eier könnten in den ersten paar Tagen nach dem Legen konsumiert werden, sagt Burch. "Und das muss die Lösung sein."

sda