Das Wallis ist bekannt für seine heissen und trockenen Sommer. Daher haben Walliser Bäuerinnen und Bauern bereits im 13. oder 14. Jahrhundert begonnen, das in den Bergen reichlich vorhandene Wasser aus Gletscherbächen bis hinunter zu ihren Wiesen und Weiden zu leiten. 

Jedem sein Wasser zu seiner Zeit

Wie die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz in der Beschreibung der Suonen schildert, war Bau und Unterhalt dieser traditionellen Bewässerungssysteme einst genossenschaftlich organisiert. Die Wasserrechte reglementierte man streng, jedem wurde ungefähr alle zwei bis drei Wochen während einem bestimmten Zeitfenster Wasser zugeleitet. Mangels Uhren wurde die Dauer der Bewässerung am Sonnen- und Schattenstand markanter Gebäude oder Berge gemessen.

Wässerzeiten waren an Wiesenflächen gebunden und wurden  auch damit vererbt oder veräussert. 

 

So funktionierts 

Bewässert wird in der Nacht. An den zugeteilten Tagen staut man mit einer Wässerplatte das Wasser in der passenden Suone und öffnet unten den Riegel. Das Wasser fliesst so in fein verzweigten Gräben über die Wiese. Zur Feinverteilung wird das Wasserbeil genutzt. Die Anzahl Wasserstunden ist an der Grösse der Parzelle bemessen. 

Im Frühling findet eine grosse Putzaktion statt, die man Schortag nennt und an der alle, die das Wasser nutzen, beteiligt sind. Indem Sand, Steine und Äste aus den Rinnen entfernt werden, bleiben diese intakt und das Wasser kann ungehindert fliessen. 

Diese Bewässerung ist zeit- und arbeitsintensiv. Zudem drohte mit dem Einzug praktischer Sprinkleranlagen das Wissen darum verloren zu gehen. Der Preis pro Wasserstunde ist abhängig von der jeweiligen Suone.  

 

Neue Systeme verdrängen die Tradition

Modernere Zeiten gingen nicht spurlos am Wallis vorbei. Es gab Kritik am Suonen-System, weil die Eingriffe in die Landschaft allzu schwer seien. Dabei wurden nicht die traditionellen hölzernen Kännel kritisiert, sondern die zunehmende Verwendung wenig romantischer Betonröhren an ihrer Stelle. 

Als ab dem Zweiten Weltkrieg immer mehr Sprinkleranlagen zur Beregnung installiert und in manchen Regionen die Nutzungsweisen extensiviert oder aufgegeben wurden, begannen die Suonen zu verfallen. 

Wiederentdeckung und behördliche Unterstützung

Ende des 20. Jahrhunderts entdeckte man unter anderem den touristischen Wert und jenen für Brandschutz und Landschaftsqualität. Es gab Unterstützungsgelder für die Melioration des Bewässerungssystems, zudem wurden von amtlicher Seite entsprechende Anreize geschaffen und Kurse zu Sanierung und Unterhalt der Suonen angeboten. 

Landwirtinnen und Landwirte sind zentral für den Unterhalt

Am wichtigsten für die Landschaft des Jahres 2020 sind Landwirtinnen und Landwirte: « Ohne deren Bewässerung der Wiesen für die landwirtschaftliche Nutzung – das Zusammenspiel von natürlichen Prozessen, Bewirtschaftung, Infrastruktur, Techniken, Wissen und Kultur – würden die zentralen Elemente des Kulturerbes fehlen», schreibt die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. 

Landwirtin und bald Physiotherapeutin

Eine dieser Landwirtinnen, die für den Erhalt der Walliser Suonen so wichtig sind, ist Franziska Schmid aus Naters VS. In einem Beitrag von Schweiz Tourismus wird sie als diplomierte Nebenerwerbs-Landwirtin und Physiotherapeutin in Ausbildung beschrieben. Schritt für Schritt übernimmt sie den Bio-Betrieb ihres Vaters Martin.

Vier Suonen für 20 Hektaren Land

Zu diesem Betrieb gehören 20 Hektaren Land, die über vier Suonen mit Wasser versorgt werden. Jede Leitung hat einen Namen: «Oberschta», «Obere Flüöjeri», «Stockeri» und «Haslerwasser». Sie sind 1,2 bis 2,6 Kilometer lang. Die längste komplett wasserführende Leitung ist 14 Kilometer lang. Insgesamt gibt es im Wallis 600 Suonen.