Mit der Tagung sollen Trends und Entwicklungen aufgezeigt werden, sagte Markus Zemp, Präsident des Conference Boards zu Beginn der Veranstaltung. Dass dieses Thema auf Interesse stösst, zeigte sich an der grossen Teilnehmerzahl. Die Erwartungen seien übertroffen worden, erklärte Urs Hunkeler, Präsident des Verwaltungsrates Messe Luzern, gegenüber dem LID.

Der grösste Teil der Innovationen geschehe durch Software und technische Entwicklungen, sagte David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler-Instituts GDI. Als Beispiel nannte er unter anderem „Smart Chopsticks“. Mit diesen Essstäbchen lässt sich testen, ob das Essen noch geniessbar ist. Lanciert wurden die Stäbchen von Baidu, dem „chinesischen Google“. Als weiteres Beispiel nannte er die Lieferung von Lebensmitteln per Drohne, wie es derzeit der US-Detailhändler Walmart testen will.

Grossen Einfluss hat auch die Lebensweise, Stichwort „Homing“. Gemäss Bosshart werden die Menschen künftig wieder mehr Zeit zu Hause verbringen, dies einerseits weil Home Office die Arbeitsproduktivität steigern könne, andererseits aber auch, weil man mittlerweile mit der digitalen Vernetzung zu Hause deutlich mehr Möglichkeiten habe. Dies führt auch dazu, dass vermehrt Lebensmittel zu Hause konsumiert werden. Dem entspricht auch der Trend, dass vermehrt wieder Wert darauf gelegt wird, das Essen selbst zuzubereiten und stark auf die Qualität zu achten. Dennoch geht Bosshart davon aus, dass auch künftig nur eine Minderheit auf Bio oder Vegan setzen wird. 

Auch für die Landwirtschaft sieht Bosshart einen Wandel. Die heutigen Jungbäuerinnen und -bauern seien viel mehr Unternehmer als die vorherigen Generationen. Das werde sich vor allem auf die Produktion von hochwertigen Produkten auswirken. Zudem würden auch aufgrund der Urbanisierung die Konsumenten immer öfter zu Produzenten.

Alexander Müller, kommissarischer Generalsekretär des Institute for Advanced Sustainability Studies Potsdam IASS, betonte, dass es verschiedene „Brennpunkte Nahrung“ gebe. So sei die Situation in Afrika nicht mit jener in Europa vergleichbar. Während die Bevölkerung in Europa voraussichtlich weiter leicht abnehmen wird, rechnet man in Afrika mit einer Zunahme der Bevölkerung um 2,5 Milliarden Menschen bis 2100.

Als Beispiel nannte er Äthiopien, dessen Bevölkerung sich schätzungsweise verdoppeln wird. Um dieses Wachstum zu bewältigen, brauche es deutlich mehr Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten und gleichzeitig eine Erhöhung er Lebensmittelproduktion. Dort sieht Müller weitere Probleme, da unter anderem pro Jahr und Person weltweit 3,4 Tonnen fruchtbarer Boden der Erosion zum Opfer fallen. Eine weitere Herausforderung: Für Lebensmittelabfall wurden nach Daten aus dem Jahr 2007 rund 28 Prozent der Nutzfläche verbraucht.

Dass Lebensmittelverluste eines der grössten Probleme sind, sieht auch Peter C. Böhni, Bühler Group Managing Director EPFL Innovation Satellite & Head Corporate Technology Value Nutrition, so. Während in den Industrieländern ein grosser Teil der Verluste auf Verschwendung, zum Beispiel bei Konsumenten, zurückzuführen sind, liegt in den Entwicklungsländern das Hauptproblem viel früher in der Wertschöpfungskette, nämlich bei Ernte, Lagerung und Verarbeitung.

Als Beispiel nannte Böhni die Verarbeitung von Mais in Mühlen. Die herkömmliche Verarbeitung von Mais zu Mehl in Afrika birgt die Gefahr von Verlusten und ist auch hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit problematisch. Die Mitarbeiter des Mühlespezialisten Bühler in Südafrika haben deshalb eine kleine Mühle entwickelt, die in Afrika zum Einsatz kommen soll. In Mozambique haben sich bereits Bauern zusammengeschlossen und mit Hilfe einer NGO eine solche Mühle gekauft. Das habe sich absolut bewährt, so Böhni. Derzeit seien die Bauern gar daran, eine zweite Mühle anzuschaffen. Für Böhni zeigt das Beispiel, dass auch Schweizer Firmen mit solchen Entwicklungen zu Lösungen beitragen können.

lid