„Unwetter sind ein normaler Teil unseres Klimas“, sagt Thomas Bucheli. Die Arbeitsgemeinschaft für den Futterbau AGFF konnte den bekannten Fernsehmoderatoren und Meteorologen als Referenten für ihre Ostschweizer Feldtagung in Hohentannen TG gewinnen.

Bucheli ist bei SRF Meteo für die Wettervorhersage zuständig. Auch wenn das Wetter ein dynamischer, sich dauernd verändernder Prozess ist, lässt es sich dank der modernen Wetterbeobachtung gut voraussagen, selbst wenn es manchmal Kapriolen spielt.

„Der Wetterprozess ist Physik“, bringt es der Meteorologe auf den Punkt. Schwieriger wird es bei Aussagen betreffend Klima. Während das Wetter ein momentaner Zustand ist, ist das Klima eine statistische Grösse mit Mittelwerten von Messungen über einen längeren Zeitraum.

Klimawandel ist schwer zu fassen

Alle wollen wissen, ob sich das Klima grundlegend verändert. Weltweite Studien zeigen, dass es global wärmer wird. Die Durchschnittstemperaturen der Jahre 2015, 2014 und 2010 waren in der Schweiz die drei wärmsten der 150-jährigen Temperaturaufzeichnungen. Dank so genannter Treibhausgase in der Erdatmosphäre, vor allem Wasserdampf und Kohlendioxid, ist temperaturmässig überhaupt menschliches Leben auf der Erde möglich.

Je mehr Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan und Stickoxide wir allerdings produzieren, desto mehr wird die von den Sonnenstrahlen produzierte Wärme in der Atmosphäre zurückgehalten. Damit wird es global gesehen wärmer. Bleibt es nur dabei, oder hat diese Temperaturänderung noch andere Einflüsse?

Das Wettergeschehen ist sehr komplex. „Es gibt meistens nicht eine Ursache und eine Wirkung“, erklärt Bucheli. „Vieles kann, aber muss nicht so sein“, ist seine Feststellung. Es gebe Indizien dafür, dass auf Grund der globalen Klimaerwärmung die Wettersysteme träge werden und einzelne Wetterlagen länger liegen bleiben. Das könnte erklären, warum es in der Schweiz mehr Trocken- und Feuchtperioden gibt als früher.

Auswirkungen je nach Standort verschieden

Wie die Schweizer Landwirte auf die Klimaänderungen reagieren können, zeigten Forscher und engagierte Landwirte gemeinsam an verschiedenen Feldposten. Längere Trocken- und Feuchtperioden wirken sich je nach Standort verschieden auf den Futterertrag von Wiesen und Weiden aus. Tiefere Lagen müssen bei Trockenheit eher mit Ertragsverlusten rechnen als höhere.

„Manche Standorte haben in den trockenen Jahren sogar den besten Ertrag“, berichtet Andreas Lüscher von Agroscope. Die Forschungseinrichtung des Bundes hat anhand von Trockenstress-Experimenten die Reaktion der Pflanzen genauer angesehen. Dazu haben die Forscher ein kleines Wiesenstück mit einem Plastikdach während fünf Wochen ganz gegen Regen abgedeckt, das daneben liegende liessen sie offen und das folgende deckten sie zeitweise ab.

Wie erwartet führte die ganzzeitige Abdeckung zu Ertragsverlusten. Je nach Pflanzenart waren diese aber verschieden gross. Bei Englisch Raigras betrugen die Verluste 80 Prozent, während sie bei Weiss- und Rotklee bei etwa 20 – 30 Prozent lagen. Luzerne erträgt Trockenheit am besten. Man kann also einer Trockenheit vorbeugen, indem man Pflanzenmischungen anpasst und mehr trockenheitsrobuste Futterpflanzen ansät. „Kein Klumpenrisiko, sondern auch robustere Mischungen einplanen“, empfiehlt Agroscope-Forscher Daniel Suter.

Ab wie eine Rakete

„Wie reagieren die von der Trockenheit gestressten Pflanzen, wenn es wieder regnet?“, fragt Lüscher. Erstaunlicherweise erholen sie sich nicht langsam. „Sie gehen ab wie eine Rakete“, sagt es der Forscher überspitzt. Die Pflanzen investieren während der Trockenheit in die Wurzeln und, sobald es regnet, gibt es einen starken Mineralisierungsschub. So fallen die Verluste über das ganze Jahr gesehen geringer aus als es nach der Trockenheit zu erwarten ist.

Wenn es trocken ist, sollten Wiesen weniger oft gemäht werden. In der Studie von Agroscope war der Ertrag bei sechs Schnitten geringer als bei drei Schnitten. Offensichtlich stresst eine hohe Schnitthäufigkeit die Pflanzen zusätzlich. Wenn es über längere Zeit trocken ist, gibt es ausserdem Risse im Boden sowie Lücken im Pflanzenbestand, wo sich Unkräuter ansiedeln können.

Futtervorrat anlegen

Ueli Küng ist Landwirt in Etzwilen bei Stein am Rhein. Da es in dieser Region relativ wenig regnet, muss er darauf achten, in Trockenzeiten genügend Futter auf Vorrat zu haben. Es braucht genügend Lagerraum. Eine gute Vernetzung mit dem Heuhandel ist ihm wichtig, damit er auch in schwierigen Jahren Heu beziehen kann.

Da seine Nachbarn Kartoffeln anpflanzen und dafür eine Bewässerungsanlage kauften, schloss er sich ihnen an, obwohl er selber Futterbau betreibt. Nur dank der gemeinsamen Anschaffung lohne sich die Investition für ihn. Trotzdem muss er noch mit Kosten von etwa 500 Franken pro Hektare rechnen. Die Bewässerung gibt dem Landwirt allerdings mehr Ertragssicherheit.

Heu belüften

Während es in niederschlagsarmen Jahren zu Ertragsausfällen kommt, führen Jahre mit viel Regen eher zu einer schlechten Futterqualität. Nasse Bodenverhältnisse erschweren die Ernte, sei es in Form von Gras, Heu oder Silage. Das Futter wird verschmutzt und die Grasnarbe wird beschädigt, fasst es Sarah Alder vom Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen LZSG zusammen. In niederschlagsreichen Gebieten sollte man deswegen besonders darauf achten, mit leichten Maschinen zu arbeiten und sollte nicht zu tief mähen.

Viel Regen bedeutet wenige Tage, in denen das Heu trocknen kann. Je häufiger lange Regenperioden vorkommen, desto mehr lohnt sich eine Lüftung zur Nachtrocknung des Heus im Heustock. Für Heu, das in Ballen gepresst wird und noch nicht ganz trocken ist, gibt es Konservierungsmittel. Sie können dem Landwirt etwas mehr Spielraum bei der Ernte geben.

Nicht nur auf der Wiese, sondern auch auf der Weide führen hohe Niederschläge zu Problemen. Es kommt zu Trittschäden an den Pflanzen und zu Morast, vor allem am Ein- und Ausgang der Weide. Ein gutes Weidemanagement kann hier manches verbessern.

Michael Götz, lid