Ich feuere sehr gerne ein!» Regula Wiesmann lächelt. «Wir haben zwar eine Zentralheizung, aber der warme Kachelofen in der Stube gehört im Winter einfach dazu. Wenn ich am Mittag einheize, ist er am Abend genau richtig. Ich koche zudem hie und da noch mit Holz, obwohl ich auch einen Elektroherd besitze. Holzofenbrot kommt bei uns ebenfalls regelmässig auf den Tisch. Wir kennen uns mittlerweile sehr gut, der Ofen und ich.»


Das ist wichtig, denn jeder Holzofen reagiert wieder anders. Man muss die jeweiligen Eigenheiten kennen, damit das Gebäck gelingt. Für Regula Wiesmann sind Misserfolge schon lange kein Thema mehr. Sie hat ihren Ofen im Griff. Bäckt sie grössere Mengen Brot, benutzt sie allerdings ihren Schamottsteinofen, auch dann, wenn sie umfangreiche Bestellungen von Kunden erhält. Dabei ist sie eindeutig in ihrem Element.


Der Garten entwickelt sich Jahr für Jahr

Ebenso intensiv sterilisiert die 56-jährige Äpfel, Birnen und Kirschen der zahlreichen hofeigenen Hochstammbäume. Gemüse macht sie gleichfalls haltbar, doch dieses stammt von Dritten. «Ich habe mich vor drei Jahren entschieden, aus dem Gemüsegarten einen ‹Gemütsgarten› zu machen. Er hat die Form eines klassischen Bauerngartens mit zwei sich kreuzen-den Wegen, 
geschwungenen Beeten und voraussichtlich einem Springbrunnen in der Mitte. Fertig bin ich allerdings noch nicht», sagt die Bäuerin schmunzelnd.

Unerschrocken wird Neues angepackt


Bäuerin? Regula Wiesmann relativiert etwas. «Eine richtige Vollblutbäuerin», meint sie, «bin ich nicht. Unser Hof ist ein klarer Nebenerwerbsbetrieb.» Mit 9 ha Ackerfläche, 5 ha Wald und 14 Aren Reben ist er zu klein, als dass man ausschliesslich davon leben könnte.

«Die Vorfahren meines Mannes Hansruedi waren Küfer», berichtet sie weiter.

«Es gibt Dokumente aus der Zeit um 1870, die belegen, dass sie dem Kloster

Ittingen Fässer verkauft haben. Und daneben hielten sie wohl noch ein paar Kühe und hatten etwas Ackerland. Auch die Reben gehörten damals schon dazu. Wald haben wir, weil die Bauern oft mit Wald statt mit Geld bezahlten. Noch heute wird unser Hof von älteren Leuten mit ‹s inderchüfers› bezeichnet.» Vom Fässerbau ist allerdings auf dem Betrieb selber schon lange keine Rede mehr.


Die Dachdeckerei übernommen

Regula Wiesmanns Schwiegervater hatte neben Ackerbau noch Milchwirtschaft betrieben, dann auf Mastvieh umgestellt. Doch auch dieses ist mittlerweile verschwunden. Denn Hansruedi Wiesmann konnte vor fünfzehn Jahren die Dachdeckerei übernehmen, für die er jahrelang gearbeitet hatte. Da blieb für Vieh einfach keine Zeit mehr. Auch die Reben wurden verpachtet.


Für die Bäuerin und dreifache Mutter änderte sich dadurch vieles. Dank ihrer kaufmännischen Ausbildung war sie zudem prädestiniert, die Büroarbeiten des Geschäfts zu betreuen. Und anfangs ging sie auch mit aufs Dach. «Ich wollte wissen, wovon die Männer sprachen, um Kunden gegenüber Bescheid zu wissen», hält sie fest.


Das Bauern ist der Bauerntochter wichtig


Nun sind die Kinder schon länger erwachsen, es bleibt mehr Zeit für anderes. Etwa die hofeigenen Reben wieder selbst zu 
betreuen. Letztes Jahr hat Regula Wiesmann diese vom ehemaligen Pächter zurückerhalten. Das Wissen früherer Jahre hat sie erneut hervorgekramt und ist gespannt auf das Resultat des ersten Jahrgangs. Wie werden sich die Müller-Thurgau- und Blauburgunderbeeren in der Flasche machen? Wird der Barrique ein Erfolg?


Daneben ist Regula Wiesmann auch Mitglied der Zürcher Landfrauen-Vereinigung. Nach Jahren als Vertrauensfrau ist sie 2012 zur Präsidentin des Bezirks Andelfingen gewählt worden. Sie mag die Kontakte zu anderen, gleich gesinnten Frauen und setzt sich gern engagiert dafür ein, dass die Leistungen der Landwirtschaft in der Bevölkerung wahrgenommen und geschätzt werden.

«Besonders wertvoll finde ich zudem die Ländliche Familienhilfe der Zürcher Landfrauen-Vereinigung», erklärt die Bäuerin, «da setze 
ich mich immer wieder gern aus Überzeugung fürs Spenden sammeln ein.»


Sanna Bührer Winiger