Soeben ist der Kurs der Bäuerinnenschule Gurtnellen UR zu Ende gegangen. Ein Drittel aller Absolventinnen ist bereits wieder oder zum ersten Mal z Alp. Vier junge Frauen erzählen, weshalb für sie das Älplerleben etwas Besonderes ist. Einig sind sie sich, dass rund ums z Alp gehen nicht alles in Worte gefasst werden kann. 

Maximale Punktzahl 

Astrid Brülisauer ist als Bauerntochter am Stadtrand von St. Gallen aufgewachsen. «Ich war immer gern im Stall und wusste schon lange, dass ich irgendwann z Alp gehen will.» 2016 war es soweit: Die ausgebildete Landschaftsgärtnerin zog mit 37 Kühen und einem älteren Ehepaar auf eine Alp im Kanton Uri. Vorgängig besuchte sie den Alpsennenkurs im urnerischen Seedorf. Dort lernte sie viel Wichtiges rund ums Käsen. «Die Käseherstellung faszinierte mich. Bis aber der erste Käse probiert werden konnte, war die Spannung riesig! Ich fragte mich immer wieder, ob ich wohl alles richtig gemacht habe und der Käse auch gut sein würde.» Nicht nur der erste Käse – auch die Taxation machte alles klar: Astrid erhielt die maximale Punktzahl. «Das war mehr als jeder finanzielle Lohn.» Astrid erzählt, dass sie die Alpfahrt 2017 kaum erwarten konnte. «Seit die Kühe wieder auf der Weide waren, dachte ich täglich an die kommende Alpzeit.» Jetzt weilt sie mit ihrem Freund in einem Viererteam auf einer Prättigauer Alp. «Eine Alpzeit bedeutet nicht nur Sonnenschein in den idyllischen Bergen. Sie ist körperlich anstrengend und erfordert grosses Wissen. Wenn du z Alp bist, weisst du abends aber ganz genau, weshalb du müde bist.»

Schon als Baby z Alp

Monika Arnold, ausgebildete Fachfrau Hauswirtschaft aus Schattdorf UR, hat die Alpluft quasi mit der Muttermilch genossen. «Ich war schon als Baby und Kleinkind z Alp, das hat mich wohl geprägt.» Monikas
Eltern alpen auf Bielkinzig im Kanton Uri. Es sei nur ein kleines Älpli – für etwa acht Kühe und zehn Rinder. Aber es sei ein besonderer Flecken Erde, strahle viel Ruhe und Frieden aus. «Wenn ich als Kind oder während meiner Ausbildung z Alp war, war ich selig», sagt Monika Arnold. «Ich kann dieses Gefühl kaum in Worte fassen. Es ist einfach da.» 

Nach der Ausbildung wollte sie auch andere Alpen kennenlernen und herausfinden, ob auch diese sie faszinierten. Sie inserierte in der Älplerzeitschrift «z’Alp». Sie bekam verschiedene Angebote und so half sie während ihren Ferien immer wieder auf Alpen aus. Jetzt weilt sie auf einer Kuh- und Rinderalp im Bündnerland – dort, wo sie im vergangenen Jahr eingesprungen ist. «Es hat mir so gefallen, dass ich mich zusammen mit jenem Älplerpaar für den ganzen Alpsommer verpflichtet habe. Ich freue mich.»

Frauenpower im Duo-Pack 

Anders ist es bei Pia Herger. Sie ist das Älteste von sieben Kindern im urnerischen Unterschächen. Pia liess sich zur Bekleidungsgestalterin und Theaterschneiderin ausbilden. Nach der Lehre half sie manchmal bei ihrer Tante, einer Älplerin, aus. Der Bauernhof von Pias Familie liegt im Schächental, direkt unter dem Klausenpass. Ab diesem Sommer gehört eine Alp dazu. «Wir hielten Familienrat und diskutierten, wer z Alp gehen möchte. Mich reizte diese Erfahrung und so bot ich an, den Schritt zu wagen.» Ihre Eltern freuen sich darüber und die 12-jährige Schwester Lisa wird Pia Herger während den neun Wochen Sommerferien auf der Alp helfen. «Mit Lisa wird das lustig! Sie ist ein Wirbelwind und weiss immer etwas zu erzählen.» Zudem hat Schwester Lisa melken und kochen gelernt. Das wird eine grosse Hilfe sein. «Meine Tante, die Käserin ist, wird mich beim Start unterstützen, denn ich verkäse die Milch von rund 30 Kühen.» Pia Herger sagt, dass sie sich riesig auf die Aufgabe freue – dabei aber auch grossen Respekt habe. Bis der erste Käse angeschnitten ist, dürfte die Spannung wohl kaum auszuhalten sein.

Alltagsstress bleibt im Tal

Jasmin Kempf wuchs als Bauernmädchen mit drei Schwestern in einem Stufenbetrieb in Attinghausen UR auf. Schon als kleines Kind mochte die Bäckerin/Konditorin das Bauernleben. «Ich träumte immer davon, wie der Alpöhi in der Heidi-Geschichte zu leben.» Längst weiss sie, dass das Älplerleben heute anders aussieht. Sie wird mit ihrem Freund 25 Kühe zu betreuen haben. Auf dem Urnerboden geht die Milch an die grosse Gemeinschaftskäserei. Im Hochsommer aber, wenn die Kühe auf der Oberalp am Klausenpass sömmern, verkäsen Jasmin Kempf und ihr Freund Roman Herger die Milch selber. «Das ist eine Herausforderung – aber ich freue mich ganz besonders auf die sieben Wochen auf der Oberalp, die man nur zu Fuss oder mit einem kleinen Seilbähnli erreichen kann. Ich bin gespannt, ob ich den Alltagsstress im Tal lassen kann.»

Einig sind sich die vier jungen Frauen, dass die Zeit in der Bäuerinnenschule in Gurtnellen unvergesslich bleiben wird. «Es war super – aber jetzt ist es Zeit, dass wir wieder mehr im Freien und mit dem Vieh arbeiten können.

Agnes Schneider Wermelinger