Für Erstbesucher sind sie ein ziemlich eindrückliches Erlebnis: Die 23 Hallen der Agritechnica, der weltgrössten Messe für Landtechnik in Hannover, welche alle zwei Jahre über die Bühne geht. Heuer sind es nicht weniger als 2803 Aussteller, davon 60 Prozent aus dem Ausland, allerdings lediglich ein gutes Dutzend aus der Schweiz.

Heterogenes Angebot

Am Sonntag war es wieder soweit. Unter den Besucher an den ersten beiden Tagen, auch Exklusivtage genannt, befanden sich auffällig viele Schweizer, darunter auch eine stattliche Gruppe, die mit einer Leserreise der BauernZeitung unterwegs war. Ab Dienstag erwartet man viele Osteuropäer und Russen, die nicht bereit sind, die mehr als doppelt so hohen Eintrittspreise vom Sonntag und Montag zu bezahlen.

Es ist schwierig, sich nach einem Rundgang ein umfassendes Urteil zu machen über Trends im Business. Das Angebot ist extrem heterogen und die Entwicklung findet mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten statt, so findet man am Stand vieler Traktorhersteller Modelle mit über 400 PS und Hi-Tech-Ausstattung, während unweit daneben bescheidene Modelle für «Märkte ohne Abgasregulation» stehen.

Drei Tendenzen

Trotzdem hier der Versuch, einige Tendenzen festzuhalten:

  • Grösse zählt unverändert, die Erhöhung der Schlagkraft ist treibendes Element für das Grösser, Schneller, Höher, welches vielerorts offensichtlich das Sortiment diktiert. So findet an der Messe selbstfahrende Güllebehälter mit Volumen bis 30 Kubikmetern, Schleppschlauchaggregate mit 36 Metern Breite und Mähwerke, die mit ihrer Spannweite eher an Frachtflugzeuge als an Schmetterlinge erinnern.
  • Digitalisierung ist stark präsent. Diese äussert sich vor allem in der Form von Drohnen in allen möglichen Ausführungen. Hier mischen beispielsweise auch chinesische Aussteller kräftig mit. Die werden eingesetzt für den Pflanzenschutz aus der Luft, aber auch für die Beobachtung der Bestände, so kann mit der flächendeckenden Erfassung der Feldfarbe aus der Luft eruiert werden, wo noch nachdosiert werden muss. Ein anderes Beispiel sind Apps zur Erkennung von Unkraut und Krankheiten.
  • Automatisierung und elektronische Datenverwaltung sind ebenfalls ein wichtiges Tummelfeld für grössere und kleinere Unternehmen. Dabei sieht man immer noch wenige selbstfahrende Geräte, zu den wenigen Ausnahmen gehören die bewährten Jätroboter sowie ein neues Modell von Naio mit vier steuerbaren Rädern.
    Schon länger auf dem Markt sind auch die selbstfahrenden Mäher der deutschen Firma Brielmaier. Ebenfalls aufgefallen ist uns ein automatischer Wischer, der ähnlich funktioniert wie ein Rasenmähroboter. Das samstägliche Wischen des Hofplatzes in Handarbeit könnte schon bald der Vergangenheit angehören.
    Die grossen Fullliner suchen derweil das Heil eher in einer umfassenden Datenerfassung und der Abstimmung von Traktoren und Geräten auf die GPS-Koordinaten der Schläge, wie die nach wie vor imposanten Stände von Agco, Claas und John Deere zeigten. Sie waren allerdings zumindest im Fall von John Deere leicht kleiner als bei der letzten Durchführung 2015.

akr