Jeweils gegen Ende des Monats kommt mein Lehrmeister aufs Mal mit dem Laptop in den Händen durch die Küche stolziert. Dann setzen wir uns an den grossen Küchentisch und schauen miteinander die Lohnabrechnung an. Wir schauen zum Beispiel, wann ich frei hatte (oder im besten Fall sogar Ferien) oder wann ich Schule hatte. Nachher rechnet der Computer selber aus, wie viel Lohn ich zugute habe.

Es ist Zahltag

Meistens kriege ich so zwischen 350 und 400 Franken. Wenn wir fertig sind mit Ausfüllen, drucken wir die Abrechnung aus und unterschreiben sie beide. Mein Lehrmeister und ich haben ein Abkommen: Jeden Monat gehen 200 Franken direkt auf mein Konto, den Rest bekomme ich in bar auf die Hand. Mich dünkt es wichtig, dass ich auch einen Teil des Lohnes auf die Seite lege, denn später, wenn es um die Autoprüfung und ein Auto geht, bin ich froh, wenn ich noch ein bisschen auf der Seite habe. In der momentanen Situation mit dem Corona-Zeugs kann ich leider nicht in den Ausgang gehen. Der einzige Vorteil an dem Ganzen ist, dass ich bedeutend weniger Geld brauche. Aber dafür investiere ich in andere Sachen.

Worin ich investiere

Letzten Herbst kaufte ich mir zum Schnäppchenpreis einen Schilter 1300 mit einem Ladegerät und einer Ladebrücke. Ein weiteres Hobby von mir ist alles, was sich um Treicheln dreht. Vor zehn Tagen bekam ich wieder ein Päcklein zugeschickt aus Walchwil ZG. Ich kaufte mir eine Froschmaul-Treichel. Es ist ungefähr meine zwanzigste Treichel. Treicheln funktionieren für mich wie eine Bank: Ich kaufe sie, habe riesige Freude an ihnen und wenn ich qualitativ gute Treicheln habe und dann einmal Geld brauche, kann ich sie ganz einfach wieder verkaufen. Aktuell spare ich für ein anderes Schwyzerörgeli. Ein musikalischer Kollege von mir hilft mir bei der Suche nach einem 18-Bässigen Eichhorn-Örgeli.

 

Der Autor

Toni Bergmann absolviert in Feutersoey BE sein1. Lehrjahr bei der Familie David und Marlies Perreten. Dort werden rund 18 Rätische Bio-Grauviehkühe gemolken und die Milch wird in der hofeigenen Hofkäserei zu Spitzhorn-Käse verarbeitet. Bergmann erzählt jede zweite Woche, was auf dem Betrieb gerade läuft. Er geht am Inforama Hondrich in die Berufsschule.