Das Leben in der Stadt bringt gar so manch unerwartete Überraschung mit sich. So ist es mir vorletzte Woche ergangen. Angekommen in Bern, in meiner neuen WG, öffne ich meine Reisetasche. «Super», denke ich. Fast alle Kleider sind zerknittert. Die Hemden trifft es natürlich am ärgsten.

Ein Bügeleisen muss also her! Ich frage nach in der WG. Irgendwer wird ja wohl eins haben, wohne ich doch mit zwei Frauen und einem Mann zusammen. Fehlanzeige: Kein Bügeleisen bei uns zu Hause. Ich versuche es also in der Nachbars-WG. Hier wohnen drei Frauen und zwei Männer in einem Einfamilienhaus. Vor dem Haus steht ein Stamm, darin steckt eine Axt zum Holzspalten. Es wird offensichtlich gearbeitet. Hier habe ich bestimmt Glück, denke ich.

Meine Frage nach einem Bügeleisen wird von den drei anwesenden Frauen und dem einen Mann mit misstrauischen Blicken quittiert. Wofür ich denn ein Bügeleisen brauche, werde ich gefragt. Ich antworte, dass ich gerne mein Hemd bügeln möchte. Noch mehr misstrauische Blicke. Da fällt jemandem ein: «Der Dänu hat sicher eins, den habe ich schon mal ein Hemd tragen sehen.» Ich warte also, bis dieser Dänu kommt. Und siehe da.

Dänu kommt zur Rettung

In reiner Berner Mundart antwortet er: «Klar han i eis, chasch es gärn uslehnä.» Ich bin glücklich, bedanke mich und bemerke salopp: «Das ist eben ein richtiger Mann, dem gehört bestimmt auch die Axt vor dem Haus.» Die drei Frauen reagieren sofort wie vom Blitz getroffen: «He, das isch im Fall sexistisch!», werde ich ermahnt. Egal – ich bedanke mich bei Dänu und gehe bügeln.

Abends bringe ich es ihm dann wieder retour. Ich könne es jederzeit wieder holen, meint Dänu. Und bemerkt nebenbei lachend: «Und, du hesch übrigens Rächt, das isch im Fau mini Axt.»

Und die Moral von der Geschicht: ein Bügeleisen hat Mann – oder eben nicht.