5189 Unterschriften sammelte Pro Natura Baselland innerhalb von nur einem Monat gegen den geplanten Standort des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes (ESAF) in Aesch. Für die Durchführung des ESAF 2022 wäre der Kanton Basellandschaft vorgesehen. Ein entsprechendes Projekt müsste bis Frühling 2018 eingereicht werden. Doch der ins Auge gefasste Standort zwischen Reinach und Aesch wird immer unwahrscheinlicher.


Der Druck ist gross


Neben den Naturschützern haben sich auch die Landbesitzer gegen die Grossveranstaltung ausgesprochen. «Kein Schwingfest auf unserem Land», heisst es etwa auf der Homepage von Familie Schürch vom Neuhof, Reinach. Man sei überrascht, dass für 100'000 Franken eine Machbarkeitsstudie  auf ihrem Land gemacht worden sei, bevor man mit den Landbesitzern in Kontakt getreten sei.

«Ich habe nichts gegen Schwingfeste, aber ein  Volksfest in diesem Ausmass wird auf meinem Land nicht durchgeführt», so Christian Schürch auf Nachfrage der BauernZeitung dezidiert. Er findet das Vorgehen des Nordwestschweizer Schwingerverbands mehr als fragwürdig. Ein eingeschriebener Brief, unterzeichnet von allen betroffenen Landbesitzern, sei nie beantwortet worden. Darin habe man dem Verband im Mai 2016  mitgeteilt, dass kein Land zur Verfügung stehe.

Ungeachtet dessen werde weiter geplant, und gar vonseiten Politik massiver Druck ausgeübt. «Es wird langsam ungemütlich, welcher Druck auf uns ausgeübt wird», so Schürch, der sich nicht sicher ist, ob dem alle Landwirte standhalten werden. Er hingegen ist sich sicher: «Ich will kein riesiges Volksfest auf meinem Land und muss das niemandem gegenüber begründen.» So wie er auch eine Olympiade und andere Grossanlässe in der Schweiz ablehne.  Schürch ist sich bewusst, einen alternativen Standort in Basellandschaft gibt es wohl nicht. Wenn, dann müsste das ESAF ins St. Jakob-Stadion verlegt werden.


Feste werden immer grösser


Welchen kurzfristigen Nutzen braucht es, um einen möglichen langfristigen Schaden in Kauf zu nehmen? Kritische Stimmen mehren sich in Anbetracht der immer grösser werdenden Schwingfeste. Die vielen zu erwartenden Besucher eines ESAF hinterlassen bei allem Wetterglück ihre Spuren. Dessen ist sich auch der Eidgenössische Schwingerverband bewusst, der künftig die Projekteingaben für das ESAF vor der Vergabe durch eine Expertengruppe prüfen lassen will.


Daniel Günter, Vizepräsident des Bernisch Kantonalen Schwingerverbands (BKSV) gibt zu bedenken, dass die Anlässe immer grösser würden und sich die Frage stelle, ob das Eidgenössische nicht besser in vorhandenen Strukturen stattfinden solle. Die Feste hätten eine Dimension erreicht, bei der es für die Laien in den Schwingergremien schwierig werde, die nötigen, umfassenden Abklärungen vorzunehmen.  


Das nächste grosse Schwingfest, das auf Berner Boden stattfindet, ist das Bernisch Kantonale 2017 in Affoltern. Hier sei die Zusammenarbeit mit den Landbesitzern nie ein Thema gewesen, so Günter. Doch auch in Affoltern werden mit einem zehntägigen Fest neue Massstäbe gesetzt. Grundsätzlich sei dies zu begrüssen, wenn die aufgebaute Infrastruktur ausgelastet werden könne, betont Günter. Wichtig sei, dass der Landverbrauch an diesen Festen nicht weiter steige. Und gerade beim Parkieren hängt es vom Wetter ab, wie sehr das genutzte Land während dem Fest leidet.


Die Grenze ist erreicht


Als positives Beispiel für ein gelungenes Schwingfest im «Grünen» gilt das ESAF Burgdorf von 2013. Hier konnte das Land nach dem Fest wieder im Ausgangszustand den Besitzern zurückgegeben werden. Damit dies gelingt, muss aber bereits während einigen Jahren vor dem Fest die Fruchtfolge entsprechend angepasst und das Land muss abgetauscht werden. Dieser Goodwill sei normalerweise bei den Landwirten problemlos vorhanden und werde auch entschädigt, weiss Daniel Günter. Je mehr Geld jedoch an solchen Festen vorhanden sei, desto grösser würden auch die Begehrlichkeiten, hält er mit Blick auf kommende ESAF fest.


Auch andere Gründe sprechen für eine Redimensionierung. «Zwar strebt der Mensch danach, immer alles grösser zu machen. Kein OK getraut sich zurück zu den Wurzeln und ein kleineres Fest zu organisieren.» Dabei fände man, je grösser die Feste würden, auch nicht mehr genug freiwillige Helfer.

Daniela Joder