Das Ziel der Initiative ist so einfach zu beschreiben wie ihre Umsetzung kompliziert wäre: Ein Verbot sämtlicher synthetischer Pestizide in der Schweiz und auch für alle Import-Güter. An Argumenten dafür liess es das Komitee bei der Lancierung am Montag in Bern nicht mangeln.

Das Rätsel von Schneewittchen ist gelöst

Der französische Gastreferent Charles Sultan, ein Kinderarzt, besprach die vielfältigen körperlichen Schäden und Krankheiten, die durch Pestizide verursacht werden können. Das einzige Gute an der Lage heute sei, dass man sich zumindest erklären könne, weshalb Schneewittchen an einem Apfel gestorben sei – wegen den 32 verschiedenen Pestiziden darauf.

Chancen für Qualität und Innovation

Durch ein Verbot von synthetischen Pflanzenmitteln würde die Wissenschaft motiviert, neue Methoden zu erforschen. Dies würde die Innovationskraft erhöhen, wie der Verantwortliche für Wirtschaftsfragen, Joél Thiébaud ausführte. Zudem würde das Label "Swiss made" für eine noch höhere Qualität stehen, als dies heute der Fall sei.  

Eine Frage des Willens

Als Vertreter der Landwirtschaft trat der Winzer Jean-Denis Perrochet auf. Er wies darauf hin, dass die Initiative auch Privat-Gärten und etwa die SBB betreffe, da nirgends mehr synthetische Pestizide mehr angewendet werden dürften. Das Wissen, die Methoden seien bereits da, führte er mit Verweis auf die biologische Produktion aus. Daher sei es keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.

Für die Bauern, nicht gegen sie

Bei dieser Initiative gehe es auch darum, die Landwirte wieder unabhängig zu machen von Chemie-Konzernen. Zudem würde der risikoreiche Umgang und die gefährliche Lagerung synthetischer Pestizide beendet, wie der Winzer Perrochet betonte.

Die Konsumenten steuern die Nachfrage

Betont wurde auch die Seite der Konsumenten: die Leute müssten erkennen, dass sie die Nachfrage steuern. Eine Nachfrage nach Erdbeeren zu Weihnachten sei nicht tragbar. Die höheren Preise für Lebensmittel in der Schweiz im Vergleich zum Ausland sollten mit höherer Qualität gerechtfertigt werden, indem sie frei von Giften produziert werden.

Ein Jahrzehnt für die Umsetzung

Das Initiativ-Komitee gibt sich zuversichtlich, dass zehn Jahre für die Umsetzung ausreichen werden. In dieser Zeit erwarte man eine Verringerung der Gesundheitskosten, eine steigende Bodenfruchtbarkeit und eine positive Entwicklung in Sachen Biodiversität. Die Initianten räumen ein, noch seien nicht alle Fragen zur Umsetzung geklärt – das sei aber im Stadium der Lancierung normal. Beispielsweise ist unklar, wie alle Bauern  das Wissen um biologischen Anbau erwerben sollen.

In einem nächsten Schritt soll nun die Initiative bekannt gemacht werden. Abgestimmt wird nächstes Jahr. 

jsc