«Es tut nicht weh, Zahlen offenzulegen», rief Milchbauer Franz Sepp Erni aus Ruswil seine Berufskollegen dazu auf, den eigenen Betrieb genau zu analysieren, die Vollkosten zu rechnen und so zusammen mit der Beratung Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen.

Eine klare Strategie

Der Betrieb Tan war einer von drei, welche kürzlich zu den Hofgesprächen 2023 einluden, organisiert von den Zentralschweizer Milchproduzenten, dem Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband und den Luzerner BBZN. Einblick in die Betriebsführung und Wirtschaftlichkeit boten auch Stefan Troxler, Hildisrieden, und Beat Wigger, Marbach.

Auch Stefan Troxler empfahl eine Betriebsanalyse. «Nur die Vollkostenrechnung zeigt uns, wo wir wirklich stehen.» Troxler und Erni betonten den wichtigsten Erfolgsfaktor in der Milchproduktion: eine klare Strategie haben und diese konsequent umsetzen. Wer ständig wechsle, zu breit diversifiziere und den Fokus zu wenig auf Professionalität lege, werde kaum wirtschaftlichen Erfolg haben.

Auf Praxis zugeschnitten

Das Interesse an den diesjährigen Hofgesprächen war wiederum gross, 140 Leute bei Stefan Troxler, rund 80 bei Franz Sepp Erni und 100 bei Beat Wigger, wie Markus Höltschi vom BBZN Hohenrain positiv Bilanz zog. Die Weiterbildung auf den Betrieben mit drei auf diese zugeschnittenen Themen werde geschätzt. Und weil die Informationen auf Zahlen und Ergebnissen der Betriebe basieren, sei das sehr praxisorientiert. Höltschi dankte denn auch den Betriebsleiterfamilien für ihre Offenheit und dass sie bereit seien, ihre persönlichen Erfahrungen weiterzugeben. Auf grosses Interesse stosse jeweils die Produktionstechnik, dieses Jahr die Eutergesundheit und Fütterung als Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Milchviehhaltung. Das Fundament der Tagungen seien aber jeweils die Vollkostenrechnungen, welche zeigen, wie der Betrieb betriebswirtschaftlich unterwegs ist, erklärt Höltschi. Es würden bewusst keine Musterbetriebe ausgewählt, sondern gut geführte Betriebe, mit je eigener Strategie und Umsetzung über Jahre oder gar Jahrzehnte.

Stefan Troxler setzt auf die Hochleistungsstrategie, auf dem 30 ha grossen, silofreien Betrieb leisten die 60 Kühe im Schnitt 10 500 kg Milch. Die Arbeitsproduktivität Milch liegt bei rund 150 kg je Arbeitsstunde, der Arbeitsverdienst laut Vollkostenrechnung bei über 49 Franken pro Stunde. Die hohe Produktivität erreicht er durch moderne Technik, die Arbeitszeit spare.

Problemtiere ausmerzen

Gerade bei Hochleistungstieren brauche es eine homogene Herde. «Wenn ein Rind weniger als 30 kg leistet, hat es bei uns keinen Platz.» Auch für die Tiergesundheit sollten Problemtiere nicht zu lange «gehätschelt» werden. Es gebe nun mal solche mit chronisch hohen Zellzahlen, wo auch Behandlungen nicht zum Erfolg führen, wie Tierärztin Ursi Dommann am Posten Tiergesundheit aufzeigte. «Es braucht Mut zur Selektion von Problemtieren, auch das gehört zu einer klaren Strategie», sagt deshalb Troxler.

Breiter diversifiziert ist der Betrieb von Franz Sepp Erni, wo die Milchwirtschaft nur rund einen Drittel ausmache. Auf dem 27-ha-Silobetrieb mit TMR-Fütterung strebt er mit den rund 50 Kühen ein Milchleistungsziel von rund 8000 kg an. Dank Professionalität ist auch hier die Produktivität hoch: rund 100 kg Milch pro Arbeitsstunde und ein Stundenverdienst von fast 32 Franken.