Das Ziel des Kantons Bern besteht darin, mit der neuen Umfahrung Aarwangen bestehende Verkehrsprobleme zu lösen. Nur, erfahrungsgemäss bringen neue Strassen mehr Verkehr, schreibt der neu gegründete Verein Natur statt Beton in einer Mitteilung. Die 200 Millionen Franken teure neue Fahrbahn würde Probleme nur verlagern, statt die zu lösen – ein Mittel von gestern, so das Fazit von Kurt Eichenberger, der als Co-Präsident im Verein die Umweltverbände WWF, VCS, Schweizer Landschaftsschutz und Pro Natura vertritt.

Mehr als 26 Fussballfelder stehen auf dem Spiel

«Es ist nicht nur die Fläche der Strasse selbst, die Ackerland vernichtet», stellte Landwirt und Vereins-Co-Präsident Samuel Jenzer fest. Die Linenführung wäre erhöht und daher kämen beidseitig Böschungen und Bewirtschaftungswege dazu. Betroffen wären ein über ein Hektar grosses Waldstück sowie zwei Geländekammern, insgesamt fast 30 Hektaren. «Das entspricht einem mittleren Bauernbetrieb oder mehr als 26 Fussballfeldern», illustrierte Jenzer.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Region ein beliebtes Naherholungs- und ausserdem Teil des Smaragd-Naturschutzgebiets ist. Letzteres bietet Lebensraum für Arten, die europaweit gefährdet sind. Und auch im Roden des Waldes sieht der Landwirt ein Problem, da dieser Forst andernorts – auf Kosten von Kulturland – wieder aufgeforstet werden muss.

Der Kanton überprüft sich selbst

Samuel Jenzer liess in seiner Rede leise Zweifel an der Umweltverträglichkeits-Prüfung anklingen: Es sei schon eigenartig, dass kantonale Ämter das kantonale Projekt prüfen und dabei notabene absolut keine Probleme finden.  «Die Haltung des Kantons ist in Stein gemeisselt. Bei den laufenden Einspracheverhandlungen wird nicht verhandelt», bedauert der Landwirt.

Alternativen wären möglich

Der Verein Natur statt Beton ist überzeugt, dass es andere, bessere Lösungen für das Verkehrsproblem gäbe. Das Variantenstudium des Kantons sei mangelhaft gewesen und es brauche in Aarwangen einen neuerlichen Anlauf mit einem Testplanungsverfahren. Verschiedene Planungsteams sollten sich mit den bestehenden und auch neuen Varianten auseinandersetzen. Hierzu biete der Verein Hand zur Mitarbeit.

Eine Linde, um Vernunft zu pflanzen

Anlässlich der Vereinsgründung formierten sich 200 Sympathisant(innen) auf dem Riesenacher in Bützberg entlang des Verlaufs der geplanten Umfahrungsstrasse zu einer Menschenkette des Protests. Ausserdem wurde eine Linde gepflanzt, die seit jeher ein Symbol der Hoffnung der Grundbesitzer und Viehzüchter ist. Mit den Worten «pflanzen wir doch jetzt Vernunft» von Samuel Jenzer, kam der Baum in die Erde, der dereinst die Enkelgeneration an die unsinnigen Pläne des Kantons Bern im Jahr 2021 erinnern solle. Auch alle Besuchenden bekamen entweder eine kleine Linde im Topf oder Samen, um zuhause ihren eigenen Protest Wurzeln schlagen und sichtbar werden zu lassen.