Im Oberaargau und im Emmental kann der Kanton Bern zwei umstrittene Strassenprojekte realisieren. Nach einem emotionalen Abstimmungskampf haben die Stimmberechtigten die beiden Vorlagen gutgeheissen.

Entlastung von Durchgangsverkehr

Der Kredit von knapp 100 Millionen Franken für die Verkehrssanierung im Oberaargau wurde mit 51,7 Prozent Ja-Stimmen angenommen, wie die Staatskanzlei am Sonntag mitteilte. Der stark befahrene Ortskern von Aarwangen wird mit einer Umfahrungsstrasse vom Durchgangsverkehr entlastet.

314 Millionen Franken kostet die Verkehrssanierung im Emmental, die von 56,9 Prozent der Stimmenden angenommen wurde. Auch hier stehen Umfahrungen im Zentrum. Das Ziel ist ein Ende der vielen Verkehrsstaus in Burgdorf und zwei Nachbargemeinden.

Referendum zum Schutz von Kulturland

Gegen beide Vorlagen hatte eine Allianz von Mitte-Links-Parteien und Umweltorganisationen das Referendum ergriffen. Sie wehrte sich zusammen mit Bauern gegen den drohenden Verlust von Kulturland. Wer «Megastrassen» baue, werde noch mehr Verkehr ernten.

Die Befürworter hatten für die beiden Verkehrssanierungen geworben mit dem Argument, die Bevölkerung und die Wirtschaft vor Ort litten seit vielen Jahren unter Lärm und Stau. Der Verkehr werde in Zukunft weiter zunehmen – mit oder ohne Umfahrungsstrassen.

Zu Aarwangen legten 113'119 Stimmberechtigte ein Ja in die Urne, 105'638 lehnten die Vorlage ab. 124'589 Stimmende sprachen sich für die Verkehrssanierung im Emmental aus, 94'509 lehnten diese ab. Die Stimmbeteiligung betrug 30,4 Prozent.

Berner Bauernverband: «Diese Vorgehensweise ist ein Schlag ins Gesicht»

«Die Enttäuschung über die Annahme der Vorlage zur Verkehrssanierung in Aarwangen ist bei den betroffenen Bauernfamilien gross», schreibt der Berner Bauernverband (BEBV) in einer Mitteilung vom Sonntag. Bereits in der Planungsphase sei seitens Landwirtschaft der gegenseitige Austausch mit den Behörden intensiv gesucht und Lösungsvorschläge aufgezeigt worden – das Gehör seitens Verwaltung habe dazu jedoch gänzlich gefehlt.

«Diese Vorgehensweise ist ein Schlag ins Gesicht», schreibt der Verband weiter. Das knappe Resultat in Aarwangen zeige jedoch, dass die Stimmbevölkerung nicht mehr bereit sei, wertvolles Kulturland bedingungslos für Infrastrukturausbau herzugeben, heisst es.

Bei der Verkehrssanierung im Emmental sieht die Sache etwas anders aus: Dahinter stehe auch die Landwirtschaft, schreibt der BEBV. Die betroffenen Bauernfamilien seien von Beginn an in die Diskussion mit den Behörden miteinbezogen worden und deren Anliegen seien grösstenteils berücksichtigt worden. Es liege nun eine Lösung auf dem Tisch, bei der auch viele kleine und mittlere Unternehmen von der Verkehrsentlastung profitieren.