Der Regen ist in der ganzen Schweiz rechtzeitig gekommen. Es ist angenehm warm – ideale Wachstumsbedingungen für das Gras. Die Weidebetriebe des Grasmessnetzwerkes melden ideale Bedingungen für die aktuelle Weidephase. Das gemessene Graswachstum liegt aber nur bei durchschnittlich 80 kg TS/ha/Tag. Dies ist auf bereits stark verkleinerte Weideflächen und bereits konservierte Flächen zurückzuführen. Weniger Blattmasse bedeutet weniger Graswachstum.
Vegetatives Wachstum erhalten
Aufgrund der länger werdenden Tage haben die Leitgräser auf den meisten Naturwiesen in Lagen unter 700 m ü. M. mit dem Rispenschieben begonnen. Ab diesem Stadium sinkt der Nährwert des Wiesenfutters rascher, gleichzeitig sinkt auf der Weide der Verzehr. Vollweidebetriebe versuchen darum, das generative Wachstum möglichst zu unterbrechen und die Weideflächen lange im vegetativen Wachstumsmodus zu halten. Dies kann gelingen, indem die Blütenstände der Gräser kurz vor dem Rispenschieben abgebissen werden. Damit das klappt, muss auch sichergestellt werden, dass eine tiefe Ausgangshöhe von unter 4 cm eingehalten wird. Eine verkürzte Rotationsdauer kann in dieser Phase sinnvoll sein – auch wenn dadurch kurzfristig etwas Wachstumspotenzial verloren geht.
Auf Weidekoppeln, wo die Tiere die Gräser leicht oberhalb des sich entwickelnden Blütenstandes abgebissen haben, schieben die Rispen, von Englisch Raigras, Rohrschwingel und anderen Gräsern unvermindert weiter. Solche Koppeln, wenn möglich, jetzt konservieren, damit in wenigen Wochen wieder Weidegras zur Verfügung steht.
Gülledüngung gut planen
Soll die Koppel in der Rotation bleiben, kann sie jetzt bei trockenem Wetter vorgemäht werden. Die Weidetiere nehmen dann das leicht angewelkte Gras ohne Selektion auf, und die Gräser kehren zum vegetativen Wachstum zurück. Die Futterqualität des Folgeaufwuchs wird damit gesichert.
Viel Graswachstum bedeutet auch hoher Nährstoffentzug aus dem Boden. Gleichzeitig ist jetzt gegenüber dem Hochsommer eine bessere Düngerwirkung zu erwarten, speziell auch bei organischer Düngung. Betriebe haben verschiedene Strategien entwickelt, um Gülle auch auf Weideflächen bedarfsgerecht einzusetzen:
- Normal verdünnte Gülle sollte innert weniger Tage nach dem Weidegang ausgebracht werden, damit die nachwachsenden Blätter nicht verschmutzen.
- Stark verdünnte (2:1) oder separierte Gülle kann mit den bodennahen Ausbringmethoden relativ flexibel eingesetzt werden – grössere Weideflächen können so an einem Stück gedüngt werden.
- Feuchte Witterung während und nach der Ausbringung kann die Wartezeit vor der nächsten Nutzung auf wenige Tage verkürzen.