«Die Fenaco blickt auf ein insgesamt erfreuliches Geschäftsjahr zurück», eröffnet Pierre-André Geiser, Präsident des Verwaltungsrates der Fenaco die heutige Bilanzmedienkonferenz der Genossenschaft am Hauptsitz in Bern. Dies trotz Corona-Pandemie, Unkrainekrieg und der drohenden Energiemangellage. 

Der Nettoerlös sei im Vergleich zum Vorjahr um 9,2 Prozent auf 8 Mrd Fr. gestiegen. «Es ist der höchste Nettoerlös in der 30-jährigen Geschichte unserer Genossenschaft», übernimmt Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung, das Wort. Treiber seien vor allem das Geschäftsfeld Agrar mit den gestiegenen Getreide- und Düngerpreisen sowie das Geschäftsfeld Energie wegen der hohen Preise bei den fossilen Brenn- und Treibstoffen gewesen. Nebst Preiseffekten habe sich insbesondere der Bereich Fotovoltaik positiv entwickelt. In der Lebensmittelindustrie setzte sich der Aufwärtstrend nach der Pandemie fort. Der Detailhandel habe das hohe Niveau der Corona-Jahre halten können.

Ergebis auf Vor-Corona-Niveau

Weiter führt Martin Keller aus, dass das Betriebsergebnis (EBIT) gegenüber dem Vorjahr erwartungsgemäss gesunken sei von 169 Mio Fr. auf  138,4 Mio Fr. Die Umsatzrendite betrage 1,7 Prozent, was der Zielsetzung und dem mehrjährigen Durchschnitt entspreche. Die Margensituation gestalte sich aber äusserst anspruchsvoll, sagt er. Vor allem die internationalen Rohwaren-, Dünger- und Energiemärkte wären durch eine hohe Preisvolalität geprägt gewesen.

Mehrkosten nur teilweise an Landwirte weitergegeben

«Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs stieg etwa der Weizenpreis an der Pariser Warenterminbörse Matif in kürzester Zeit auf historische 450 Franken pro Tonne. Normal liegen diese bei 200 Euro pro Tonne. Die Düngerpreise verdreifachten sich. Damit wir die Schweizer Landwirtschaft lückenlos mit Ware versorgen konnten, mussten wir insbesondere in der ersten Jahreshälfte zu massiv höheren Preisen einkaufen», so Keller.

Um die Auswirkungen auf die Betriebskosten der Schweizer Landwirtinnen und Landwirte einzudämmen, habe die Fenaco die Mehrkosten nur teilweise weitergegeben, was sich im Ergebnis des Geschäftsfelds Agrar deutlich zeige. Parallel dazu setzte sich die Genossenschaft für höhere Produzentenpreise ein, was zusammen mit den gestiegenen Energiepreisen das Ergebnis der Lebensmittelindustrie spürbar belastete. Im Detailhandel hätten die Marktverwerfungen ebenfalls erhöhte Beschaffungs-, Transport- und Lagerkosten zur Folge gehabt. Im Geschäftsfeld Energie hielten sich positive und negative Markteffekte in etwa die Waage.

Investition in den ländlichen Raum

Im vergangenen Jahr investierte die Fenaco 174 Mio Fr. in Infrastrukturen wie Silos, Logistikzentren, Fotovoltaikanlagen und Läden. Weitere 2,9 Mio. Franken flossen à fonds perdu in die Entwicklung von innovativen Technologien und Prozessen, hauptsächlich in Forschungskooperationen und Start-up-Partnerschaften, führt Keller weiter aus. Die Fenaco beschäftigte per Ende 2022 11'500 Mitarbeitende, das seien 232 mehr als im Vorjahr. 60 Prozent dieser Arbeitsplätze befänden sich auf dem Land, während es im Schweizer Durchschnitt lediglich deren 37 Prozent sind.

Jahr aus der Perspektive der Landwirtschaft

Martin Keller blickt auf die wetterbedingten Herausforderungen im vergangenen Jahr zurück: Hitze und Trockenheit prägten das Landwirtschaftsjahr 2022 besonders. Bei den Früchten, beim Gemüse und im Rebbau fielen die Erträge trotzdem besser aus als im kühl-nassen Vorjahr. Die Kartoffelernte hingegen war unterdurchschnittlich und die Sommerhitze wirkte sich negativ auf die Lagerfähigkeit der Ware aus. Trotz Regenmangel waren die Getreide- und Ölsaatenerträge insgesamt gut, wobei sich im Futterkanal die schwache Maisernte bemerkbar machte.

Die tierische Produktion entwickelte sich unterschiedlich. Beim Poulet setzte sich der Aufwärtstrend fort, Rind- und Kalbfleisch konnten das gute Vorjahresniveau in etwa halten. Anders gestaltete sich die Situation auf dem Eier- und Schweinemarkt. Nach dem Boom in den Pandemiejahren stellte sich eine Überproduktion ein und die Produzentenpreise gerieten unter Druck, wobei das Ungleichgewicht bei den Eiern eher saisonal, bei den Schweinen strukturell bedingt war.

Entwicklung der landwirtschaftlichen Preisindizes

Die Turbulenzen auf den internationalen Beschaffungsmärkten wirkten sich auf die Einkaufspreise für landwirtschaftliche Produktionsmittel aus. Keller verdeutlicht dies an einer Grafik von Agristat. Hier fallen die Einkaufspreise für landwirtschaftliche Produktionsmittel um 9,9 Prozent höher aus als im Vorjahr. Der Produzentenpreisindex legte mit 3,1 Prozent zu, aber weniger stark als im Vorjahr. In der Folge ging die Kaufkraft der Landwirtschaftsbetriebe das zweite Jahr in Folge zurück. «Diese Entwicklung ist ungünstig für unsere Mitglieder», so Martin Keller. Deshalb wolle die Fenaco dazu beitragen, dass der positive Trend der vorangehenden sieben Jahre wieder fortgesetzt werden kann.

Jahreshöhepunkte der Fenaco

Treibhausgasreduktion durch Mineralfutter

Im Geschäftsfeld Agrar habe sich das Klimaschutzprojekt UFA Swiss Climate Feed erfolgreich validiert. «Mit einem methanhemmenden Mineralfuttermittel für Milchkühe erzielte die Fenaco signifikante Treibhausgasreduktionen», so Keller. Die Mehrkosten für den natürlichen Futterzusatz werde über den Verkauf von Klimazertifikaten auf dem freiwilligen Markt finanziert, so dass für die Landwirtinnen und Landwirte keine Mehrkosten entstehen. Weiter wurde Sevra lanciert, ein Unternehmen, das spezialisiert ist auf digitale Lösungen in der Agrartechnik.

Ressourceneffiziente Abfüllanlage

Im Geschäftsfeld Lebensmittelindustrie übernahm die Fenaco Green Pack Swiss und Bio Pack Swiss und bauten damit ihre Bio-Kompetenz weiter aus. Bei Ramseier Suisse in Sursee nahm die Genossenschaft eine leistungsfähige und ressourceneffiziente Abfüllanlage für PET-Weithalsflaschen in Betrieb. Abgefüllt werden stille, nicht karbonisierte Getränke wie der Ramseier Huustee. Dieses Produktsegment habe sich die letzten Jahre sehr positiv entwickelt, so Keller. Die Anlage verfügt über eine Abfüllleistung von 12'000 PET-Flaschen pro Stunde.

400. Postagentur in einem Volg

Im Geschäftsfeld Detailhandel hat die Fenaco ihre 400. Postagentur in einem Volg eröffnet. Die Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Post startete 2005. Heute sei die Genossenschaft die wichtigste Betreiberin von Postagenturen der Schweiz.

Intelligentes Steuerungssystem und Wasserstoff-Tankstellen

Im Geschäftsfeld Energie konnte die Fenaco mit der Inbetriebnahme von drei Microgrids auf Landi Arealen im Bereich der lokalen Energienetzwerke einen wichtigen Schritt vorwärts machen. Ein intelligentes Steuerungssystem verbindet die Fotovoltaikanlage auf dem Dach mit einem Batteriespeicher. Überschüssiger Solarstrom wird lokal genutzt, statt ihn ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen.

Des Weiteren betreibt Agrola in Kooperation mit den Landis drei Wasserstoff-Tankstellen und 23 Elektro-Schnellladestationen.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023 

Für das Jahr 2023 rechnet die Fenaco Genossenschaft mit einem Nettoerlös von gegen 8 Mrd Fr. Das EBIT, so schätzt Fenaco, dürfte sich unter dem Niveau von 2022 bewegen, das Unternehmensergebnis sich wieder im Bereich der Vor-Corona-Zeit einpendeln. Grund für das tiefere EBIT seien die gestiegenen Kosten, die sich nicht durchgängig in den Absatzpreisen abbilden oder durch Effizienzgewinne wettmachen liessen. Hinzu kämen verschiedene Grossprojekte, insbesondere in den Bereichen IT und Logistik. Das geplante Investitionsvolumen belaufe sich auf 265 Mio Fr.

30 Jahre Fenaco 

Die Fenaco ging 1993 aus dem Zusammenschluss von sechs regionalen Genossenschaftsverbänden hervor. 2023 feiert sie ihr 30-jähriges Bestehen mit einem dreiteiligen Jubiläumsprogramm. Für die Öffentlichkeit realisiert die Fenaco zusammen mit dem Verkehrshaus der Schweiz in Luzern eine mehrjährige Ausstellung zum Thema Land- und Ernährungswirtschaft. Sie wird am 1. Juni 2023 eröffnet. Für die bäuerlichen Mitglieder wird die zum 25-Jahr-Jubiläum eingeführte Fenaco Erfolgsbeteiligung dauerhaft ausgebaut. Noch mehr aktive Landwirtinnen und Landwirte sollen von den Rückvergütungen und Geschenkpaketen profitieren können. Für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Pensionierten richtet die Fenaco vier regionale Jubiläumsfeste aus.

Mehr zum Geschäftsjahr 2022 der Fenaco Genossenschaft: geschaeftsbericht2022.fenaco.com