Das Neujahrs-Stelldichein der Berner Landwirtschaft hat dieses Jahr nach der letztjährigen Online-Ausgabe wieder live in Münsingen stattgefunden. Das Thema vom Freitagnachmittag lautete «Ziele statt Massnahmen», also weniger administrative Vorschriften und etwas mehr Freiheiten als möglicher Weg für die Landwirtschaft. Das Publikum ist trotz unwirtlichen Pandemieverhältnissen zahlreich angereist.  

Als Moderatorin fungierte die Bauerntochter und Comédienne Patti Basler, die dem Anlass einen unterhaltsamen Rahmen gab. Es ist nicht einfach, die Veranstaltung in einem Lauftext zusammenzufassen. Wir präsentieren Ihnen deshalb ein paar Statements von den Beteiligten. Meistgefallenes Zitat war wohl dasjenige, dass «die Landwirtschaft Teil der Lösung sein soll». 

 

Patti Basler, Moderatorin

«Beissen tun wir nicht, höchstens anstecken» (fordert das Publikum auf nach vorne zu kommen.)

«Wir haben hier eine 5 G-Veranstaltung: Geimpft, getestet, genesen, gesund oder einfach geili Sieche.»

«Ein ganz geiler Siech ist Hans Jörg Rüegsegger: Er hat 3G im Nachnamen und im Vornamen haben die Eltern noch eins dazu gegeben.»

«Der Präsident hat gesagt, er wolle zum 10-jährigen eine Prise Humor, aber ich bin eher ein Unterhaltungsblock.»

«Man hat mich hierhin gelockt unter Vorspielung falscher Tatsachen, es sei eine Art Bauer, ledig, sucht… Ich bin ja nicht auf Tinder. Sondern auf der Adipös-App Tönder, da muss man das Handy querhalten, dann wischen, wischen, wischen und es ist immer noch die gleiche Person.»

«Im Bernbiet übernimmt der jüngste Sohn den Betrieb, damit der Vater noch etwas länger kann.»

 

Christine Badertscher, grüne Nationalrätin

«Wir können nicht Sozialpolitik machen mit Kartoffelpreisen.»

«Das grösste Problem der Schweizer Landwirtschaft ist neben komische Kunden und komischen grünen Politikern das hohe Kostenumfeld.»

«Der Zollschutz ist sehr wichtig. Ich will fairen Handel statt Freihandel.»

 

Michael Gysi, Direktor Lanat

«Mir gefällt das Bild: Die Landwirtschaft produziert neben Lebensmitteln auch andere Produkte wie Umweltleistungen und Tierwohl.»

«Es gibt einen Konsens in der Bevölkerung, dafür 3,5 Mrd Fr. jährlich auszugeben.»

«Wir müssen zeigen können, dass es dafür eine Gegenleistung gibt, wenn uns das nicht gelingt, ist es eine Katastrophe, deshalb muss das kontrolliert werden.»

«Ein rechter Teil der Bevölkerung erwartet Fortschritt im Pflanzenschutz-Bereich (s. Abstimmung). Als nächster Schritt kommt nach Corona mit Garantie das Klima.»

«Digitalisierung ist ein möglicher Schritt für weniger administrativen Aufwand.»

 

Hans Jörg Rüegsegger, Präsident Berner Bauernverband

«Was war das für ein 2021, es war ein Jahr mit allen Facetten, politisch, aber auch wettermässig.»

«Das AP-System funktioniert nicht so wirklich, sonst müsste man es nicht alle 4 Jahre korrigieren.»

«Jeder Bauer weiss, wieviel Mist es braucht für Biodiversitätsflächen, das wussten die Grossväter schon.»

«Diskussionen über Verbandsbeiträge zu führen, ist nicht unbedingt zielführend.»

«Man muss problemorientiert arbeiten in der Politik. Statt über die wahren Probleme diskutieren wir über Zentimeter und Baubewilligungen.»

«Digitalisierung wird überschätzt.»

 

Marc Lehmann, Landwirt, Oberbottigen

«Bei der administrativen Vereinfachung redet man immer von den Bauern, aber was machen eigentlich die Ämter diesbezüglich?»

«Unsere Generation hat gelernt, mit tieferen Preisen umzugehen.»

«Ich wünschte mir ein System, in dem die Beiträge mehr in Produktionssysteme fliessen würden und weniger an Ökooptimierer.»

«Ich habe kein schlechtes Gewissen wegen Direktzahlungen, es gibt sie in allen Bereichen, dort heissen sie einfach anders, z. B. Lohnschutz.»

«Wir sind eine fähige Generation, wir brauchen keine Ämter, die uns vorschreiben, wie unsere Steinhaufen aussehen müssen.»

«Label bräuchte es eigentlich auch nicht, Schweizer Standard sollte ausreichen.»

«Ich möchte nicht jeden Tag drei Grosis auf dem Betrieb, welche mir für einen Liter Milch noch zu jedem Kälbli eine Frage stellen.»

«Ich wünsche mir mehr Vertrauen in die draussen als in die drinnen.»

 

Aline Plüss, Landwirtin und Geschäftsführerin LBF, Lütschental

«Wir wollen umbauen, rasch gab es grosse Konflikte mit Gesetz, Ämtern.»

«Wir müssen jetzt ein Haus bauen, das gar nicht unseren Vorstellungen entspricht oder den Zukunftsplänen gerecht würde.»

«Man sollte etwas mehr individuellen Spielraum zulassen.»

 

Adrian Brönimann, Landwirt, Englisberg

«Unsere Betriebsgemeinschaft Alpenblick mit Peter Schmid ist schon in der Primarschule entstanden.»

«In der Beratung heisst es immer, das wichtigste ist zusammen reden in der BG, wir reden sehr wenig, wir haben gegenseitig 100%-iges Vertrauen, ich weiss nicht, was er spritzt und er fragt mich nicht, was ich besame.»

«Ich wünsche mir weniger Almosen, die Produkte sollten wieder etwas abwerfen.»

«Es geht mir auch um die ganze Wertschätzung. Man hat ja heute ein schlechtes Gewissen, wenn man am Samstag noch etwas bauern muss.»

«Wenn wir weniger abhängig wären von Staatsgeldern, würden wir weniger angefeilt.»

 

Zum Schluss noch ein paar Stimmen aus dem Publikum:

Ernst Wandfluh, Kandergrund: 
«Wir suchen immer nur Probleme, dabei haben wir die beste Landwirtschaft der Welt.»

Ruedi Stucki, Eggiwil:
«Wenn mehr für die Lebensmittel bezahlt würde, sollte es dann nicht wieder auf dem Weg zum Bauern im Zwischenhandel und in der Verarbeitung versickern.»

Daniel Etter, Meikirch: 
«Zentral ist das Einkommen und nicht der Preis.»

Hannes Seiler, Rosshäusern: 
«Wenn Du das so ins Parlament reintragen kannst, dann hast Du bei den nächsten Wahlen vielleicht meine Stimme auch.» (zu Christine Badertscher)