Der Klimawandel hat bereits verheerende Auswirkungen auf die weltweite Landwirtschaft: Die Bodendegradation hat die Produktivität von 23 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Flächen vor allem in Afrika und Südasien verringert, führt BCG aus. Bis zu 577 Milliarden Dollar der jährlichen landwirtschaftlichen Produktion ist durch den Verlust von Bestäubern gefährdet.

Während sich die Welt dem Schwellenwert für den Temperaturanstieg von 1,5 Grad nähert, entfallen schätzungsweise 25 Prozent der gesamten Schäden und Verluste durch klimabedingte Katastrophen auf den Agrarsektor.

30 Prozent der Nahrungsmittel verschwendet

Ebenso produziert die globale Landwirtschaft aber auch genug Lebensmittel, um die Welt zu ernähren, jedoch gehen bis zu 30 Prozent der produzierten Nahrungsmittel verloren oder werden verschwendet, selbst wenn die Ernteerträge steigen, heisst es in dem Report. In der aufkommenden Debatte über Zahlungen von Ländern mit hohen Emissionen an Schwellenländer für durch den Klimawandel verursachte Verluste und Schäden spielt das Lebensmittelsystem inzwischen eine wichtige Rolle.

Den Szenarien wurden drei Schlüsselfaktoren zugrunde gelegt, zum einem der Zustand der weltweiten Landwirtschaft, die Auswirkungen des Klimawandels sowie die globale wirtschaftliche und geopolitische Dynamik.

Im ersten Entwurf «Ungleichmässiger Fortschritt» konzentrieren sich die globalen Versorgungsketten auf dominante Staaten wie Kanada und andere nordischen Länder, die auf ihre kohlenstoffarmen Exporte bauen. «Die Agrartechnologie konzentriert sich weiterhin auf die industrielle und Vertragslandwirtschaft, wodurch Kleinbauern auf der ganzen Welt verdrängt werden. Der globale Süden leidet unter der unter der anhaltend hohen Verschuldung, während sich die Welt - und insbesondere Europa – auf eine steigende Zahl von Klimaflüchtlingen vorbereitet».

Szenario «Aufstieg Afrikas»

Nur auf den ersten Blick positiver fällt das zweite Szenario aus: In der «Aufstieg Afrikas» steigert der Kontinent zwar sein landwirtschaftliches Potenzial durch eine «beispiellose Süd-Süd-Kooperation, Technologietransfer und Investitionen des Privatsektors, insbesondere aus Ländern wie Indien und China».

Die Nahrungsmittelverfügbarkeit und Produktivität nehmen hier zu und der Hunger geht infolge zurück - jedoch sind die Vorteile sind nicht gleichmässig über den Kontinent verteilt und die Intensivierung der Landwirtschaft führt zu Rückschritt bei den Klimazielen.

Auch das Szenario namens «Jedes Land für sich selbst» enthält keine erfreulichen Aussichten: Hier setzt sich das Konzept der Selbstversorgung weltweit durch, der internationale Agrarhandels vermindert sich, so dass ressourcenreiche Länder profitieren. In diesem Szenario hat der Protektionismus weitreichende negative Auswirkungen, die Lebensmittelkosten steigen weiter und die Verfügbarkeit sinkt.

Kollektives Handeln für starke Lieferketten

Nur das abschliessende vierte Szenario «Koordinierter Schritt nach vorne» birgt eine positive Entwicklung, die ausgelöst durch eine Katastrophe im Ernährungssystem, die durch Russlands Einmarsch in der Ukraine noch verschärft wird, ihren Anfang nimmt.

Hier gewinnen eine stärkere globale Koordination in der Klimapolitik und der Landwirtschaft an Dynamik, die Übernahme klimafreundlicher Innovationen wird gefördert und der Privatsektor wird unter Druck gesetzt, mitzuziehen - Unternehmen, die frühzeitig auf «grüne» Projekte gesetzt haben, profitieren davon.

In dieser Zukunft würde kollektives Handeln den globalen Handel fördern und Lieferketten widerstandsfähiger und transparenter machen. Die Nachfrage zu nahrhafteren, umweltbewussteren Lebensmitteln würde steigen.

«Die Wahrscheinlichkeit, dass eines der von uns vorgestellten Szenarien genau wie beschrieben eintritt, ist ziemlich gering», heisst es abschliessend von den Autoren. Dies verringere jedoch nicht den Wert für die Akteure, die sich auf die höchst ungewisse Zukunft des globalen Ernährungssystems vorbereiten wollen, wie auch immer sie aussehen mag.